Kaiserslautern Rap, Sketch und Filme gegen Diskriminierung

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Geschafft: Die Schülervertreter des Burggymnasiums sind stolz – und können das auch sein, auf die vielen verschiedenen Anti-Rassismus-Aktionen, die unter ihrer Regie vergangene Woche über die Bühne gegangen sind. Und darauf, dass sie locker genügend Unterschriften zusammenbekommen haben, um sich für die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu bewerben.

Eigentlich hätten sie schon nach zwei Tagen ihre Anti-Rassismus-Woche abbrechen können – wenn es ihnen nur um die Unterschriften und die Plakette gegangen wäre. Aber die Schülervertreter am Burggymnasium sind von ihrer Sache überzeugt, von der Resonanz der Mitschüler begeistert und haben nach anstrengenden Wochen nun ihre erste Etappe auf dem Weg, ihr Gymnasium zur „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu machen, erreicht. Dafür ist es nämlich nötig, passende Aktivitäten vorzuweisen und außerdem Unterschriften von 70 Prozent aller Schüler, Lehrer und aller Angestellter der Schule einzusammeln. Nach dem fulminanten Auftakt am vorvergangenen Freitag war das gar kein Problem: „Fast acht Milliarden Menschen, doch die Menschlichkeit fehlt“, klangen die Worte des Rappers Sido aus seinem Stück Astronaut statt eines Gongs am Morgen durch die Schule. In den Pausen sang Rapper und Schüler NNAIK in seinem extra komponierten Anti-Rassismus-Lied für Toleranz und gegen Hass. „Wir hätten mehr Tische aufstellen sollen, die Schlangen waren voll lang. Mit so einem Andrang hatten wir nicht gerechnet“, berichtet Carla Cusnick vom Unterschriftensammeln in den Pausen. Ebenso wie ihre Mitstreiter ist sie in der Schülervertretung des Burggymnasiums aktiv sowie wie in der neuen Anti-Rassismus-AG. Vor allem die Unterstufenschüler seien davon begeistert gewesen, was an ihrer Schule geboten wurde, berichten die engagierten Schüler. Ob die Jüngeren verstanden haben, worum es geht? Die Schülervertreter hoffen es. Schließlich sei die Botschaft eindringlich und auf vielen Kanälen verbreitet worden: Video, Fotos, Ausstellung, Filme. Im Foyer lief während der ganzen Woche ein Film in Endlosschleife, 14 Schüler grüßten in verschiedenen Sprachen, ihrer eigenen Muttersprache oder der ihrer Eltern. „Wir waren selbst überrascht, dass es Schüler mit so unterschiedlichem Migrationshintergrund hier gibt“, erklärt Yannik Kanter, der den Film mit Mitschülern gedreht hat. Hannah Steiner und einige Mitstreiter haben Fotos von Mitschülern aufgenommen, diese mit Sprüchen gegen Rassismus versehen und für eine Ausstellung ausgedruckt. Vertrauens- und Religionslehrer Daniele Agnetta, der auch die Anti-Rassismus-AG leitet, hat mit Schülern eine Ausstellung über Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus zusammengestellt, mit Plakaten, Hörbuch-Ecke und Widerstandsliedern auf MP3-Spielern. Jeden Tag wurde ein anderer Film für verschiedene Klassenstufen nach dem Unterricht angeboten. Lehrer engagierten sich, führten die Filme vor, auch eine Elternvertreterin, die Unterstufenschülern den Film „Billy Elliot“ zeigte, während Lehrer in der Zeugniskonferenz brüteten. Und dann waren da noch die Sammlung für Flüchtlinge, deren Erlös sich stapelt und bald übergeben werden soll, sowie der in Pausen aufgeführte Sketch, der zeigte, wie gar nicht cool auf Homosexualität anspielende Beleidigungen sind. So vielfältig hier Diskriminierung und Rassismus angeprangert wurden, so groß stand über allen Aktionen gefühlt das Wort Empathie. Die falle vielen Menschen schwer, meinen die Schülervertreter. Und Lehrer Daniele Agnetta weiß, dass die auch für die Flüchtlinge an der Schule untereinander nicht einfach ist. Doch alle hoffen, dass ihr Engagement ansteckend sein wird, sich auf die Schulgemeinschaft überträgt. „Es ist nicht selbstverständlich, dass sich alle so reingehängt haben, auch die Lehrer“, dankt Schülersprecherin Lucca Christmann. Sie und ihre Mitstreiter haben nun eine Pause verdient, doch nach den Ferien wird es aufgehen zur nächsten Etappe. Dann müssen sie einen Paten finden, das sind die Regeln, um eine „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu werden. Die Schülervertreter sind zuversichtlich, dass die weiß-schwarze Plakette bald an ihrer Schule prangen wird – und sie damit ein Zeichen setzen, ebenso wie mit den Aktionen vergangene Woche, die nicht die letzten gewesen sein sollen.

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