Kaiserslautern „Richtiger Gute-Laune-Tag“

Was motiviert Dich? Eine der Fragen, die die vier Jurorinnen Jenny-Ann Eichhorn, Annika Herbert, Maria Haag und Janina Lenhardt
Was motiviert Dich? Eine der Fragen, die die vier Jurorinnen Jenny-Ann Eichhorn, Annika Herbert, Maria Haag und Janina Lenhardt (von links) an die Wertungs-Teilnehmer richteten. Hier erläutert Linda Rolle und Kostüm.

Schwarzer Kampfanzug und Mantel trotz 30 Grad: Wenn es die Rolle verlangt, kennen echte Cosplay-Fans auch bei Hitze kein Gnade. Beweise dafür gab’s einige beim mittlerweile dritten Treffen jener jungen Leute, die gern in Rollen fiktiver Figuren aus Comics und Trickfilmen vorwiegend japanischer Machart sowie aus Computerspielen schlüpfen. Der Hitze wegen war der Besuch im Japanischen Garten etwas verhaltener als in den beiden vergangenen Jahren. Trotzdem freute sich Stephan Brohl vom Verein Japanischer Garten über rund 1000 bunt gewandete Besucher.

„Das ist ein richtiger Gute-Laune-Tag – immer, wenn die kommen, herrscht eine entspannte und fröhliche Stimmung“, stellte der Vorsitzende den Besuchern des Cosplay-Tags das beste Zeugnis aus. „In meiner Zeit war es Captain Future“, zog Brohl einen Vergleich – um im selben Atemzug zu witzeln: „Vielleicht sollte ich mir ein Future-Kostüm besorgen und selber mitmachen“. Beim kleinen Ausflug in die eigene Kindheit räumte Brohl indes ein, in der heutigen Anime-Welt nicht eben bewandert zu sein. „Ich kenne die Figuren nicht.“ Der Vorsitzende aber ließ es sich nicht nehmen, die Cosplay-Vorführung zu moderieren, während Geschäftsführerin Petra Rosenzweig im Publikum sitzt. Cosplay – der Begriff setzt sich zusammen aus costume und play, also Kostümspiel. Den aus Internet- und TV-Serien bekannten Figuren Leben einzuhauchen und sich in genau deren Outfit zu präsentieren, darauf verwenden die jener Szene angehörenden jungen Leute einigen Eifer und Aufwand. Hoch im Kurs steht, wenn das Kostüm nicht via Versandhandel ins Haus kommt, sondern mit entsprechendem Geschick selbst gemacht ist. Sonja Schiederer aus Kaiserslautern hat ihr weißes Kleid samt allen Accessoires selbst geschneidert; die Hauswirtschafterin hat ihre Nähkünste entsprechend verfeinert, wie sie sagt. Auch sie stellt sich dem Urteil der vier Jurorinnen Annika Herbert, Maria Haag, Jenny-Ann Eichhorn und Janina Lenhardt, die ihrerseits im vergangenen Jahr mit ihrem Outfit Preise eingeheimst oder auch bei Zeichenwettbewerben gewonnen haben. Gezeichnet wird auch diesmal wieder, zudem werden Workshops angeboten. Vorführungen in Kampfkunst und die Darbietung einer Trommelgruppe lockern den Nachmittag auf, zum Finale gibt’s eine Feuershow. Zuvor aber nehmen es nicht wenige in Kauf, ordentlich zu schwitzen. Ganz in Schwarz gehüllt ist Thorsten Sander. Der 26-Jährige aus Homburg ist mit Freundin Ayleen Milbers nach Kaiserslautern gekommen. Den Japanischen Garten findet der Japan-Fan natürlich reizvoll, wenngleich er in Sachen Cosplay auch andere Dimensionen kennt: Bei den Japan-Tagen in Düsseldorf haben sich kürzlich Zehntausende von Besuchern kostümiert getummelt. Sander ist gerade dabei, Japanisch zu lernen, gemeinsam mit seiner Freundin, die sogar noch eins draufsetzt: Sie arbeitet daran, auch die koreanische Sprache zu beherrschen. Matthias Maiwald sitzt im braunen Anzug auf der Wiese, die braune Krawatte nur ein bisschen gelockert. Den Golfschläger hat er abgelegt. Kleidung und Sportgerät gehören zur Rolle des Andrew Ryan, Protagonist des Computerspiels „BioShock“. Der Kaiserslauterer kann über das Spiel referieren, wartet mit erstaunlichem Wissen auf. „Es gibt zwei Typen Spieler: Die einen ballern sich durch, die anderen gehen in die Tiefe und versuchen, Zusammenhänge zu verstehen.“ Da kann Nicole Rau nur beipflichten: „Spiele leben von einer guten Story“, sagt die Kaiserslautererin, die die Wendy verkörpert, ein Hauptcharakter der US-Serie „Gravity Falls“. Auch sie zieht es regelmäßig zu „Conventions“, wie die Treffen genannt werden. Und, klar: Kaiserslautern darf da im Terminkalender nicht fehlen.

Alles selbst geschneidert: Für Sonja Schiederer als „Neo Queen“ reichte es zu einem Sonderpreis.
Alles selbst geschneidert: Für Sonja Schiederer als »Neo Queen« reichte es zu einem Sonderpreis.
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