Kaiserslautern Satire, Blues und Mundart-Rap

Die Lust am befreiten Unsinn kam mit Kleinkünstler Arnim Töpel am Donnerstagabend im proppenvollen Emmerich-Smola-Saal des SWR-Studios zu schönster Blüte. Kurpfälzer Mundart von den „Töpelkings“, verpackt in herrlichen, traditionellen Blues und von dem „Masterbabbler“ auf die Spitze getrieben – das war allerhöchste Klasse.

Der studierte Jurist versteht es, dem Volk aufs Maul zu schauen. Das aber in einer so liebevollen Art und Weise, dass sich niemand verletzt fühlen muss. Schon als Radio-Talker beim früheren Südwestfunk interessierte ihn ernsthaft, was Menschen denken und fühlen. Diese Eigenschaft hat er sich als Kleinkünstler bewahrt. Nicht umsonst reimt die Sprache das Wort Witz auf Blitz: Töpel konfrontiert sein Publikum mit Wendungen, die sich im Augenblick des Zerplatzens ihres unmittelbaren Sinns blitzartig mit ihrem sozio-psychologischen Hintergrund verschmelzen. Genießerisch dehnt er Redewendungen wie „Wu gheasch Du hie?“ – „Vorzuus, nauszuus, nuffzuus, nunnazuus“ –, „Babbisch Gutsl“ oder „Die Sunn scheint uff mei Deez“ auf dem Gaumen, macht aus ihnen einen „Rap“, oder er präsentiert seine Geschichten im Sprechgesang. Dass seine Musik trotzdem hochgradig bluesig bleibt, zeigt seine außergewöhnliche pianistische Begabung außerdem. Mit einem angeborenen Gefühl für Nuancen setzt er das Repertoire seines stimmlichen Könnens ein. Die Stimme schwillt an, raunt, flüstert, verlischt in Kadenzen. Und jedes satirische, ironische, sprachlich elegante Statement, mit dem er auch gesellschaftliche, politische Probleme auf die Schippe nimmt, beantwortet er mit bluesigen Akkorden und Arpeggien, um die Kraft seiner Worte besonders zu betonen. Seine Ironie gleitet jedoch nie in Zynismus ab. Selten hat ein Kabarettist die alltäglichen Geschicke so intelligent, so tiefgründig und trotzdem so unterhaltsam präsentiert wie der „Bluesdenker“. Denn er hat die seltene Gabe, den Unzulänglichkeiten der Welt und der Menschen mit heiterer Gelassenheit zu begegnen. Die Missgeschicke des Alltags und gesellschaftlichen Zusammenhänge seziert er wie ein Chirurg, sein Skalpell jedoch ist die Pointierung, die Satire. Sein Spott ist dabei so unschuldig wie die Bisse von Lämmchen. Der Mannheimer Erwin Ditzner am Schlagwerk und der Wormser Michael Herzer am Kontrabass waren zwei hochklassige, mit äußerster Subtilität agierende Begleiter. Ohne Zugabe kam das Trio nicht von der Bühne.

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