Nachruf Schauspieler und Regisseur Klaus Götte gestorben

Abschied von Klaus Götte (1936− 2024).
Abschied von Klaus Götte (1936− 2024).

Das TV-Publikum kannte Klaus Götte vor allem als Hausarzt der „Fallers“. Aber das war nur eine Facette des jetzt verstorbenen Rodenbacher Darstellers und Regisseurs.

Noch bis vor wenigen Wochen saß Klaus Götte regelmäßig im Publikum von Kulturveranstaltungen. Im Gespräch war er aufgeschlossen und zugewandt, aber erkennbar angeschlagen und gebrechlich. Die eigene Theaterarbeit hatte der Schauspieler, Dramaturg, Regisseur und Hörspielsprecher schon vor annähernd zwei Jahrzehnten im Gefolge eines Schlaganfalls aufgeben müssen. Am 2. August ist er − wie gestern kurz berichtet − im Alter von 88 Jahren im Lauterer Westpfalz-Klinikum gestorben.

Der Buchhändlersohn aus Hannover, der in Württemberg aufwuchs, schloss zunächst ein Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Theaterwissenschaft mit Doktorarbeit ab. Nebenbei nahm er Schauspielunterricht und arbeitete als Regieassistent in Köln und Krefeld/ Mönchengladbach.

Verzicht auf Rollen in Rheinland-Pfalz

Zur Spielzeit 1970/71 holte ihn der damalige Intendant Günter Könemann ans Pfalztheater Kaiserslautern. Als Chefdramaturg, Regisseur und Darsteller blieb Götte dem Haus am Fackelrondell auf Jahre verbunden. Mit seiner Frau Rose, die ab 1991 als Kultur- und später als Sozialministerin der rheinland-pfälzischen Landesregierung angehörte, ließ er sich in Rodenbach nieder.

Klaus Götte lehnte seitdem Aufgaben im heimatlichen Bundesland ab. „Sie war Ministerin und ich wollte auf keinen Fall den Verdacht erregen, dass da irgendwas zu meinen Gunsten gemauschelt wird“, sagte er einmal im RHEINPFALZ-Gespräch.

Häufige Schweiz-Gastspiele

Immerhin konnte ihn Direktor Pavel Fieber noch einmal zu einem Gastspiel ans Pfalztheater locken. Im verstörenden Ehedrama „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ spielte er 1995 neben Lydia Kreibohm den erkaltenden und zusehends hemmungsloser hassenden Gatten. In der Lauterer Uraufführung von „Höllenschlund“, das dem Autor Harald Kislinger den Lasker-Schüler-Preis eintrug, übernahm er die Rolle des Bergsteigers.

Im Übrigen war Götte jetzt freischaffend mit besonders häufigen Abstechern ans schweizerische Städtebundtheater Biel/Solothurn. Dort erschien er unter anderem als Sternheims „Snob“, als Möbius in den „Physikern“ von Dürrenmatt, Feldprediger in Brechts „Mutter Courage“, als „Thomas More“ von Robert Bolt sowie todkranker Protagonist von Frischs „Biografie, ein Spiel“.

Exquisite Sprechkultur

Den kriegsmüden Römerkaiser „Romulus den Großen“ stellte er unter mehreren Regisseuren dar, nachdem er die Dürrenmatt-Komödie 1980 selbst in Szene gesetzt hatte. Mit dem Theater Kanton Zürich tingelte er als Lehrer in „Andorra“ von Frisch. Seine sonore Stimme und exquisite Sprechkultur sicherten ihm dauerhafte Beschäftigung in Hörspielen und als Kommentator von Dokumentarfilmen. Unter anderem sprach er 1996 beim Saarbrücker Sender den verunglückten Traktorfahrer in „Zeilensprung“, dem Funk-Debüt des Zweibrückers Michael Dillinger.

Breite Popularität bescherte ihm schließlich das Fernsehen. Meist spielte Klaus Götte honorige Autoritäts- und Respektspersonen, Amts- und Entscheidungsträger, Ehren- und Nobelmänner mit elegantem Äußeren, selbstsicherem Auftreten und besten Manieren, deren Integrität durchs weiße Haar betont wurde.

Rosamunde Pilcher und „Die Fallers“

In der Rosamunde-Pilcher-Schmonzette „Möwen im Wind“ (1999) gab er den sterbenden, von Betrügern in die Verschuldung getriebenen Vater eines jungen Arzts, während er in „Schlafender Tiger“ (1995) den Verleger eines totgeglaubten Schriftstellers spielte. „Naja, das sind halt so Rollen“, kommentierte er die Abstecher in die Gefilde der Schnulzen-Königin von Cornwall. Im „Tatort“ war er mal Gefängnispsychologe und mal Abteilungsleiter; im „Fall für zwei“ je nach Bedarf Staatsanwalt und Filialchef.

Dazu kamen „Polizeiruf 110“, „Die Kommissarin“ und die „Tresko“-Folge „Amigo-Affäre“, in der er mit dem einstigen Lauterer Ensemblemitglied Michael Mendl zusammentraf. Im Kinofilm „Land der Väter, Land der Söhne“ (1988) besetzte ihn der Mannheimer Nico Hofmann als beinernen Wehrmachts-Juristen, in Fred Breinersdorfers „Duell der Richter“ (1998) war er der übergeordnete Gerichtspräsident. Schließlich gab er zwischen 1994 und 2006 in 150 Folgen den Dr. Fischer, Hausarzt der vielköpfigen Schwarzwälder Bauernsippe „Die Fallers“.

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