Kaiserslautern Sorgen die Berliner Kissen in der Fahrradstraße eher für Gefährdung oder Sicherheit?

Alle 70 bis 100 Meter sind Berliner Kissen in der Rütschhofstraße aufgebracht. Sie bremsen jedoch nicht nur Autos aus, beklagen
Alle 70 bis 100 Meter sind Berliner Kissen in der Rütschhofstraße aufgebracht. Sie bremsen jedoch nicht nur Autos aus, beklagen einige Radfahrer.

Seit dem 13. Mai ist die Rütschhofstraße eine Fahrradstraße. Autos dürfen weiterhin die Straße nutzen, müssen sich jedoch dem Radverkehr unterordnen. Zur Geschwindigkeitsreduzierung sind sogenannte Berliner Kissen aufgebracht – die bei Radlern jedoch auch auf Kritik stoßen. Die Stadt will die Sache näher untersuchen.

Nach längerer Diskussion, ob die Rütschhofstraße für den motorisierten Verkehr – versuchsweise am Wochenende – gesperrt werden sollte, wurde sie im Mai als „unechte“ Fahrradstraße eröffnet. Damit auf der 1,2 Kilometer langen Strecke Autos und Motorräder nicht zu schnell unterwegs sind, wurden zwölf Berliner Kissen auf die Strecke verteilt.

Doch die Bremsschwellen stoßen bei Radlern nicht nur auf Gegenliebe. Sie sorgen sogar für Gefahren, wenn Autofahrer abrupt bremsen, berichtete Annette Diederich (SPD) in der jüngsten Bauausschusssitzung. Beigeordneter Peter Kiefer (FWG) bestätigte, dass auch ihm schon Kritik zu Ohren gekommen sei. Die Schwellen würden zudem den Vorteil einer Fahrradstraße, dass man nebeneinander fahren dürfe, aufheben, weil man sie seitlich umfahren müsse.

Autofahrer versuchen an den Kissen vorbeizufahren – und scheren unverhofft aus

Dass Autofahrer nicht nur bremsen, sondern auch auf andere Weise die Wirkung der Kissen zu minimieren versuchten, berichtet Bernd Köppe, Koordinator des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) Kaiserslautern. „Einige fahren mittig darüber und versuchen die Schwellen zwischen die Räder zu nehmen. Andere wollen offenbar seitlich daran vorbei, denn Leitpfosten am Straßenrand wurden schon umgefahren“, lautet dessen Beobachtung. Dies bestätigt Christian Ruhland, Abteilungsleiter für Grundsatzangelegenheiten Stadtentwicklung und Verkehr: „Wir haben einige umgefahrene Pfosten erneuert und weitere nachgerüstet, so dass ein Umfahren eigentlich nicht mehr möglich ist.“ Durch das seitliche Ausscheren der Fahrzeuge sei es zur Gefährdung von Radfahrern gekommen.

Köppe beklagt auch den aus Umweltsicht negativen Effekt, dass Autos ständig bremsen und Gas geben. Andererseits findet er „Berliner Kissen eigentlich gut“, denn sie reduzierten nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Anzahl der Autos – wofür Ruhland hinsichtlich der Rütschhofstraße zumindest keine Belege hat. Fürs Tempo hingegen schon: Vor der Einrichtung der Fahrradstraße betrug die sogenannte V85 – also die Geschwindigkeit, die von 85 Prozent der Fahrzeuge eingehalten wurde – 63 Kilometer pro Stunde, danach 43. „Ja, immer noch stark über dem erlaubten Tempo 30, aber eine deutliche Senkung“, ordnet Ruhland die Werte ein. Gemessen wurde an einem Punkt zwischen den Kissen. Alternative temporeduzierende Maßnahmen wie Fahrbahnverschwenkungen oder -einengungen würden wohl auch den Radverkehr behindern. In der geplanten Fahrradstraße in der Park-/Augustastraße könne der Durchfahrtsverkehr fern und so das Tempo auf andere Art niedrig gehalten werden.

Stadt plant Online-Umfrage unter Nutzern der Fahrradstraße

Köppe zieht für sich das Fazit: „Ich bin etwas zwiegespalten“ hinsichtlich der Berliner Kissen. Und favorisiert eine radikalere Lösung: „Richtig wäre, die Straße für Autos zu sperren.“ Dass diese Variante nach dem abschlägigen Beschluss des Stadtrats vom Jahresbeginn gänzlich vom Tisch ist, könne Ruhland nicht versichern, „wer weiß, ob sich andere Meinungen in der Mehrheit durchsetzen...“ Bei der Stadt seien einige positive Rückmeldungen sowie vereinzelt Kritik zu den Kissen eingegangen. Um sich ein umfassenderes Meinungsbild zu verschaffen, will die Stadt nach Besprechung im Arbeitskreis Radverkehr voraussichtlich Ende Oktober eine Online-Umfrage starten, „für alle, die die Strecke nutzen“.

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