Kaiserslautern Stadtgespräch:

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Die Kuh ist – sprichwörtlich gesehen – vom Eis. Auf dem Gelände der Firma Opel wurde Johanna zunächst in die Enge getrieben und dann von einem Tierfänger narkotisiert und anschließend in einen Anhänger in Richtung Gnadenhof verfrachtet. Eine knappe Sache für den Tierfänger Erwin Schablowski. Der darf nämlich nur auf dem Stadtgebiet mit seinem Gewehr hantieren, wäre die Kuh also in Richtung Kindsbach geflohen, Schablowski hätte nicht schießen dürfen. Es sei denn, es wäre ein wenig getrickst worden. Analog zu dem alten Witz mit den beiden Polizisten, die ein Problem mit der Rechtschreibung haben und die vorm Gymnasium gefundene Leiche einfach vor die Post schleifen, weil sie Probleme damit haben, den Fundort zu buchstabieren. Eine narkotisierte Kuh hinter ein Ortsschild zu schleifen ist kein leichtes Unterfangen: so ein Tier wiegt an die 500 Kilogramm. 500 Kilogramm sind ein Wort. Die bewegt höchstens ein Arnold Schwarzenegger zu seinen besten Zeiten einfach mal so. Und diese 500 Kilogramm auf vier Beinen durchstreiften fast vier Wochen lang das Land rund um den Einsiedlerhof. Die Flucht vor dem Schlachter Anfang Juli hat diese Woche ein glückliches Ende genommen. Für alle Beteiligten. Passiert ist – Stichwort Straßenverkehr – zum Glück nichts. Irgendwie bleibt das Gefühl zurück, dass die Geschichte rund um die Kuh Johanna nicht gleich bei allen Stellen richtig ernst genommen wurde. Erst nach zwei Wochen nahm die Angelegenheit Fahrt auf. Nur um das klarzustellen: Es wäre niemandem geholfen gewesen, wenn sich noch mehr Bürger mit Taschenlampen aufgemacht hätten, das Tier zu fangen. Im Gegenteil. Aber zumindest ein professioneller Tierfänger, vielleicht auch von der Stadt beauftragt, wäre durchaus angebracht gewesen. Die Freiheitsliebe der Kuh fand schlussendlich auf dem Opelgelände ein Ende. Wie die Kuh genau dort hineingekommen ist, wird wohl nie genau geklärt werden. Irgendwann tauchte sie mitten in der Nacht auf den Monitoren des Werkschutzes auf. Womöglich hat die Kuh den Weg sogar durch den Opelkreisel genommen. Ob sie sich dabei an die Lichtsignale der Ampeln dort gehalten hat, ist stark zu bezweifeln. Jedenfalls fand sie das Opelgelände. Und dort wurde sie von der Werksfeuerwehr in die richtige Richtung gelenkt, um anschließend betäubt und abtransportiert zu werden. Nicht auszudenken, wenn die Kuh den Weg über Tag genommen hätte. Im vergangenen August machte der Opelkreisel Schlagzeilen wegen anhaltender Staus rund um das Bauwerk, die im direkten Zusammenhang mit der Eröffnung eines Möbelhauses und der Ampelschaltungen dort standen. Verkehrsprobleme wegen einer Kuh, das hätte gerade noch gefehlt. Indes: Da wäre die Ursachenforschung etwas leichter von der Hand gegangen. Und auch schneller zu regeln gewesen. Tierisch ging es auch in Erfenbach zu. Dort rief ein Mädchen im Hasenkostüm sogar die Polizei auf den Plan. Ein Anrufer hatte die Polizei informiert, dass ein als Hase Verkleideter dort eine Bank betreten habe. Alles halb so wild, es klärte sich alles auf. Die sofort ausgerückte Polizei fand heraus, dass das Mädchen im Hasenkostüm nur ihren Hund Gassi führte und nach einem Umzug noch nicht alle Klamotten zur Hand hatte und so kurzerhand zum tierischen Kostüm gegriffen hatte. Ein Glück hatte die Frau ein Hasenkostüm zur Hand und nicht etwa ein Piraten- oder Cowboy-Kostüm. Wer weiß, wie die Sache dann ausgegangen wäre. Der Hase wirkt noch vergleichsweise harmlos und weiß ja, bekanntlich, von nichts. So, wenn Sie diese Zeilen lesen, liebe Leserinnen und Leser, dann ist das erste Saisonspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen Hannover 96 bereits Geschichte. Wie es ausgegangen ist, lesen Sie im Sportteil dieser Ausgabe. Aber das Ergebnis soll jetzt erst mal zweitrangig sein. Viel wichtiger ist es doch, dass der Ball wieder rollt und dass es – rund 40.000 Zuschauer waren im Stadion – die Leute auch wieder interessiert. Mit Hannover 96 kam zum ersten Spiel ein denkbar schwerer Gegner: Bundesliga-Absteiger und Aufstiegsfavorit. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nicht mit dabei war gestern Abend im Fritz-Walter-Stadion. Obwohl ich es mir fest vorgenommen hatte. Aber: Es kommt das nächste Heimspiel (zum Vormerken: am Montag, 29. August, 20.15 Uhr, gegen Fortuna Düsseldorf). Da bin ich dann dabei. Versprochen. Sie auch?

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