Kaiserslautern Stadtleben: Biologe mit Faible zum Buchhandel

Rainar Nitzsche muss sich bis April von Tausend Büchern trennen und sucht Abnehmer.
Rainar Nitzsche muss sich bis April von Tausend Büchern trennen und sucht Abnehmer.

Er selbst bezeichnet sich gerne als „Spinnenmensch“. Hat er doch in jungen Jahren an der Technischen Universität Kaiserslautern Biologie studiert und über eine besondere Spinnenart promoviert. „Über Spinnenmännchen, die den Weibchen Brautgeschenke machen“, erinnert sich Rainar Nitzsche an seine Dissertation. Bücher über Spinnen und andere Themen folgten. Kein Wunder, dass der Biologe Interesse am Buchhandel fand, eine Ausbildung als Buchhändler absolvierte und in Kaiserslautern, Winnweiler und Neustadt im Buchhandel sein Einkommen fand. Was lag für den Büchernarren näher, als sein eigener Verleger zu sein? Heute sagt der 62-Jährige von sich selbst, der „letzte Buchverleger aus Kaiserslautern“ zu sein. Tausend Bücher hat er nun zu verschenken. Restauflagen von acht Erstausgaben deutscher Gegenwartsautoren sind es, die sich in seiner Wohnung in der Gasstraße 34 stapeln. Verschenken will er sie möglichst komplett oder in einer größeren Stückzahl. Der Grund: Rainar Nitzsche muss seine Wohnung zum 1. April verlassen. Seine Vermieterin, zwischenzeitlich im Altersheim, hat ihr Haus verkauft. Eine Wohnung zu üblichen Marktpreisen kann sich der erkrankte Lauterer Verleger nicht leisten. Erfolg hatte er mit einem Aufruf in Facebook. Wolfgang Marschall, Kabarettist und Kopf der Lauterer „Untiere“, stellt ihm nun eine Wohnung zu einer für den Frührentner leistbaren Miete zur Verfügung. „Ich musste vorzeitig in Rente gehen“, verweist Nitzsche auf seine Schwerbehinderung. Treu geblieben ist Rainar Nitzsche dem Schreiben: In der Mache hat er ein Fotokunstbuch und ein Taschenbuch über – natürlich – Spinnen. Publizieren lässt er die Bücher mittlerweile über „Books on Demand“, eine Möglichkeit, Druck-Erzeugnisse oder E-Books selbst zu publizieren. Rainar Nitzsche freut sich auf seine neue Wohnung bei Wolfgang Marschall, den er von früher kennt, und mit dem er bereits zusammen ein Buch gemacht habe. Nitzsches größter Wunsch: dass er seinen Lagerbestand an Büchern verschenken kann.

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