Kaiserslautern Starke Nachfrage nach Schrebergärten

Die Wartezeiten für eine Parzelle in einer Kleingartenanlage können lang sein, berichtet Klaus-Peter Andersson, Vorsitzender des
Die Wartezeiten für eine Parzelle in einer Kleingartenanlage können lang sein, berichtet Klaus-Peter Andersson, Vorsitzender des Gemeinnützigen Gartenbauvereins Kaiserslautern.

Wie hoch der Stellenwert der grünen Oase vor der Nase ist, haben viele erst in der Pandemie gemerkt. Das Gärtnern an sich, aber auch der Plausch über den Gartenzaun hinweg haben die Corona-Einschränkungen erträglicher gemacht. Zwei der Kaiserslauterer Kleingartenvereine berichten, was sich seit dieser Zeit für sie geändert hat.

„In den vergangenen zwei Jahren haben sich die Anfragen fast verdoppelt und es sind auch wesentlich mehr Mitglieder dazu gekommen“, erzählt Klaus-Peter Andersson vom Gemeinnützigen Gartenbauverein Kaiserslautern. Denn um an ein solches Stückchen Glück zu kommen, müssen Interessenten zunächst Mitglied, dann Anwärter für eine Parzelle werden. Waren es in der Vor-Corona-Zeit knapp 40 Bewerber, ist ihre Anzahl derzeit auf 112 geklettert. Sie müssen viel Geduld aufbringen, denn: „Ich muss sie auf vier Jahre vertrösten“, meint Andersson und verdeutlicht: „Auf einen Garten kommen circa 25 Bewerber.“

Der vor 110 Jahren gegründete Verein hat die Flächen von der Stadt gepachtet. Er verfügt über sieben Kleingartenanlagen, sechs davon befinden sich im Stadtgebiet, eine in Morlautern. Insgesamt handelt es sich um 290 Parzellen mit einer Fläche zwischen 250 und 400 Quadratmetern, wobei die meisten um die 300 Quadratmeter groß sind. Wird eine Parzelle frei – zurzeit ist das nicht der Fall–, werde sie innerhalb der Anwärter angeboten, wobei die räumliche Nähe zum Wohnort eine Rolle spiele, verweist der Vorsitzende auf möglichst kurze Anfahrten.

Junge Familien mit Kindern an Beitritt interessiert

Ihn erreichen vor allem Beitrittsanfragen von jungen Familien mit Kindern, aber auch von Personen, die kurz vor der Rente stehen und ihre freie Zeit mit Gärtnern verbringen wollen. Wird ihnen eine Parzelle zugesprochen, können sie sie nach ihren Wünschen gestalten, zumindest zu einem Großteil. „Laut Bundeskleingartengesetz muss ein Drittel der Fläche zum Anbau von Obst und Gemüse genutzt werden“, verweist Andersson darauf, dass der Selbstversorgergedanke, der bei der Gründung der Kleingartenvereine eine wichtige Rolle gespielt hat, auch heute noch gesetzlich verankert ist.

Ganz umsonst ist dieses kleine Glück nicht. Der Mitgliedsbeitrag beläuft sich auf 16 Euro pro Jahr, hinzu kommen 12 Cent pro Quadratmeter der Parzelle. „Das macht circa 40 bis 45 Euro jährlich aus“, rechnet Andersson vor. Fällig werden außerdem Gebühren für Umlagen, beispielsweise für Wasser, in Höhe von etwa 90 Euro per anno.

Derzeit rund 400 Mitglieder

Vor der Jahrtausendwende haben dem Verein 600 Mitglieder angehört. Dass ihre Anzahl danach kontinuierlich sank, führt Andersson vor allem auf deren fortgeschrittenes Alter zurück. Ab Mitte des vergangenen Jahrzehnts haben sich wieder mehr Menschen den Schrebergärten zugewendet und Corona hat dem einen zusätzlichen Schub versetzt. „Derzeit haben wir 423 Mitglieder“, freut sich der Vorsitzende. Im Internet präsentiert sich der Verein auf der Seite www.gg-kl.de.

Auch im Verein Licht-Luft gibt es eine Warteliste

Auch bei seinem Amtskollegen vom Kleingartenverein Licht-Luft, Michael Ernst, haben sich seit Beginn der Pandemie deutlich mehr Interessenten für eine Mitgliedschaft und damit für eine Parzelle gemeldet. Die Anzahl der Mitglieder ist von rund 325 auf 385 angewachsen, auf der Warteliste für einen Garten finden sich über 60 Namen. Den Grund für diesen Zuwachs sieht der Vorsitzende vor allem darin, dass die Parzellenpächter während der Corona-Lockdowns ihren eigenen vier Wänden und der sozialen Isolation entkommen konnten. „Auf der Parzelle war man für sich, konnte aber mit dem Nachbarn mit genügend Abstand plaudern.“

2023 wird 125-Jähriges gefeiert

Der Licht-Luft-Verein ist nach Ernsts Wissen der älteste Kleingartenverein in Kaiserslautern. 1898 gegründet feiert er 2023 sein 125-jähriges Bestehen. Zu ihm gehört auch die von Pächtern betriebene gleichnamige Gaststätte, die vermutlich jedem Lauterer ein Begriff ist. Das Vereinsgelände liegt im östlichen Stadtgebiet und ist ebenfalls von der Stadt gepachtet. Darauf befinden sich 243 Gärten in einer Größe zwischen 90 bis knapp 500 Quadratmetern, die meisten sind 150 bis 180 Quadratmeter groß. Die Familie der Pächter sei bunt gemischt, weist der Vorsitzende auf 30 vertretene Nationen hin. Die Altersstruktur ist breit.

In der Regel werden jährlich zehn Parzellen neu zugeteilt. Fünf sind derzeit frei, können aber noch nicht verpachtet werden. Eventuell werde dies noch im Laufe des Jahres der Fall sein, so der Vorsitzende. Bewerber, vorwiegend Familien mit Kindern, müssen ihren Wohnsitz in Kaiserslautern haben. Übernehmen sie eine Parzelle, wird eine Ablösesumme, die von einem Gutachter geschätzt wird, für die bestehenden Pflanzungen und das Gartenhaus fällig. „Sie kann zwischen 100 und 12.000 Euro liegen“, beziffert er die Summe.

Einige Gebühren zu zahlen

Die Höhe der Pacht liegt bei zehn Cent pro Quadmeter. „Das ist die gleiche Summe, die wir an die Stadt als Pacht zahlen“, sagt Ernst. Hinzu kommen 43 Euro an Gebühren für die vereinseigene Grünschnittsammelstelle und für Allgemeinwasser zur Pflege der Anlage in Höhe von 12,50 Euro. Aktive Kleingärtner zahlen einen Mitgliedsbeitrag von 37 Euro plus 4,50 für den Stadt- und Landesverband, passive hingegen 19 Euro. Von den Mitgliedsbeiträgen werden auch die Kosten für den Platzwart, einen Minijobber, und für die Putzfrau der Gemeinschaftstoiletten bestritten.

„Wie der Garten gestaltet ist, bleibt jedem selbst überlassen. Er muss nur dem jeweiligen Pächter gefallen“, schließt der Vorsitzende weder Gartenzwerg noch englischen Rasen oder naturnahe Gestaltung aus. Auch hier gelten das Bundeskleingartengesetz und Vorschriften in den Pachtverträgen, etwa bezüglich Ruhezeiten, allgemeinen Arbeitsdiensten oder dass kein Pool, nur ein Planschbecken mit einem Durchmesser von bis zu 1,50 Metern und einer Maximalhöhe von 30 Zentimetern aufgestellt werden darf. Da das Vereinsgelände nicht an das Kanalnetz angeschlossen ist, muss Abwasser in umweltverträglicher Form auf der eigenen Parzelle entsorgt werden.

Dass vor allem für Neulinge, aber auch für erfahrene Hobbygärtner vereinsinterne Fachberater als Ansprechpartner bereitstehen, gewichtet Ernst als einen großen Pluspunkt. Ebenso die Infos und Tipps, die auf der Homepage unter www.licht-luft.de aufgeführt werden. „Das ist sehr hilfreich“, weiß er, dass so der Einstieg erleichtert werden kann und der Spaß am Gärtnern währt.

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