Kaiserslautern Stattliche Erfolge bei „Jugend forscht“

Shayan Sadegh Azar macht Versuche mit Erdproben und Wasser.
Shayan Sadegh Azar macht Versuche mit Erdproben und Wasser.

Junge Forscher und Forscherinnen haben am Samstag beim Regionalentscheid von „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“ ihre Projekte in der Kundenhalle der Sparkasse präsentiert. Dabei waren spannende Experimente mit Rote Beete, Tinte und Dünger und noch viel mehr.

„Die Sparkasse Kaiserslautern übernimmt zum 31. Mal in Folge die Patenschaft für den Regionalwettbewerb Westpfalz“, begrüßte Michael Pfleger, Vertreter der Sparkasse, am Samstag die Schülerinnen und Schüler sowie ein 24-köpfiges Jurorenteam. In diesem Jahr waren 13 Arbeiten für „Jugend forscht“ (Schüler von 15 bis 21 Jahre) und 20 Arbeiten für „Schüler experimentieren“ (jünger als 15 Jahre) eingereicht worden. Das Team der Juroren setzt sich weitgehend aus aktiven beziehungsweise ehemaligen Lehrern zusammen.

Wissenschaftliche Begleitung inklusive

Bewertet werden Themenfindung, Schwierigkeitsgrad, Durchführung, schriftliche Ausarbeitung, Ergebnisdarstellung und Präsentation der Projekte. Bei der Qualität der Arbeiten ist zu erkennen, dass einige Schülerinnen und Schüler, insbesondere bei den Projekten von „Jugend forscht“, Zugang zu hochwertiger Technikausstattung an Hochschulen oder Instituten hatten und damit eine wissenschaftliche Begleitung. Die Unterstützungsleistungen wurden in den Arbeiten dokumentiert.

Jeder Teilnehmer des Wettbewerbs erhält einen Sachpreis und eine Urkunde. Die Arbeiten der Bestplatzierten werden mit einem Geldpreis honoriert. Außerdem werden Sonderpreise, gestiftet von Ministerien, Vereinen oder Stiftungen, vergeben.

Was tun in extremen Trockenperioden

Im Fachgebiet Geo- und Raumwissenschaften hatte Shayan Sadegh Azar (10) die Wasseraufnahmefähigkeit von Erde in Abhängigkeit von der Verdichtung untersucht. Hintergrund ist, dass in extremen Trockenperioden ausgetrocknete Böden bei plötzlichen Regenfällen nicht viel Wasser aufnehmen können und es deshalb zu Überschwemmungen kommt. Warum das so ist, wollte er mit seinen Experimenten nachweisen. Der Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums hatte dazu Spritzenkörper mit 50 Milliliter Fassungsvermögen an einem Stativ befestigt und einen Messzylinder darunter gestellt, um austretendes Wasser aufzufangen. Getrocknete und gemörserte Blumenerde hat er dann mit unterschiedlichem Druck in verschiedene Spritzen gefüllt und dann gemessen, wie viel Wasser unten nach einer vorgegebenen Zeit wieder herausläuft. Je nachdem, wie viel Wasser durch die unterschiedlich dicht komprimierte Erde läuft, lassen sich Rückschlüsse auf die Wasserspeicherfähigkeit der Erde ziehen.

Ein wahrlich heißes Thema hatten sich Anton Kern (15) und Miguel Sussmann (16) ausgesucht. Es ging um die Reduzierung der Heizkosten. Die beiden Schüler vom Gauß-Gymnasium in Worms hatten beobachtet, dass die Thermostate an den Heizkörpern in der Schule falsch darauf reagieren, ob die Fenster offen oder geschlossen sind. Bei geöffneten Fenstern registrieren die Thermostate den Wärmeverlust und versuchen dies durch Öffnen der Ventile auszugleichen. So geht wertvolle und teure Energie verloren, wenn zum Beispiel gelüftet wird. Mit einem elektrisch betriebenen Radiator haben sie getestet, wie viel Energie sich einsparen lässt, wenn man zum Lüften die Heizung abschaltet. Sie haben bei ihrem Versuch festgestellt, dass dann etwa 17 Prozent weniger Energie verbraucht würden. Auch wenn dieser Einzelversuch nicht auf alle Schulen übertragen werden könne, so ließe sich viel Geld und CO2 einsparen, wenn die Heizkörper beim Lüften durch ein Thermostatsystem mit Fensterkontakten automatisch abgeschaltet werden würden.

Mit Kaffeesatz und Backpulver experimentiert

Lea Marie Göttel (18) hatte sich mit der Frage beschäftigt, wie Biostimulanzien das Pflanzenwachstum beeinflussen. Sie nahm damit in den Fokus, wie Nahrungsmittel zukünftig angebaut werden. Die Schülerin des Sickingen-Gymnasiums Landstuhl hat mit verschiedenen Substraten getestet, wie sich diese auf das Wachstum von Kressepflanzen auswirken und sich nebenbei noch mit der EU-Düngemittelverordnung auseinandergesetzt. Für ihre Versuche hat sie mit Milch, Haferflocken, Kaffeesatz und Backpulver Substrate in drei verschiedenen Konzentrationen angesetzt, mit denen sie über zwölf Tage Kressesamen zum Keimen gebracht und das Wachstum durch Messen verschiedener Parameter beobachtet hat. Zum Vergleich hat sie auch Kulturen ohne Dünger und mit einem handelsüblichen Dünger angelegt. Alle Kulturen wurden doppelt angelegt und einmal normal und einmal nur gering bewässert, um Trockenstress zu simulieren. Überzeugt war sie von dem Substrat aus Haferflocken, mit dem bei fast allen Parametern das beste Ergebnis erzielt wurde. „Biostimulanzien zeigen eine Wirkung und ihre Bedeutung wird zukünftig wachsen“, ist die Schülerin überzeugt.

Direkt mit dem Schulalltag zu tun hat das Experiment, mit dem sich Thomas Gebhard (11) und Valentin Götzinger (12) beschäftigt haben. Sie wollen kommerzielle Tinte durch umweltfreundliche Tinte ersetzen. Sie mussten dabei zunächst einmal klären, wie herkömmliche Tinte hergestellt wird und warum man Tinte auf dem Papier überhaupt sehen kann. Das liege daran, dass Licht von unterschiedlich gefärbten Dingen auch unterschiedlich absorbiert wird. Als Beispiel nannten die Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums, „dass wir ein Ding grün oder blau sehen, wenn es rotes Licht absorbiert“. Zur Herstellung ihrer umweltfreundlichen Tinte experimentierten sie zunächst mit gekochten Beeren und Blättern, was allerdings nicht funktionierte. Im zweiten Versuch wurde zuerst alles gemörsert und dann gekocht. Dies begann jedoch zu schimmeln. Anschließend mischten sie Eicheln, Bucheckerschalen und getrocknete rote Beete und setzten Eisensulfat gegen den Schimmel zu. Ein weiterer Versuch wurde mit zerkleinerten Galläpfeln unternommen. Diese „Gallustinte“ wurde einem Wischtest unterzogen, der ergab, dass die Tinte erst nach etwa zehn Sekunden wischfest ist.

Wettbewerb läuft seit 1966

Ausgetragen wurde die 59. Wettbewerbsrunde von „Jugend forscht/Schüler experimentieren“. Seit 1966 wurden in Rheinland-Pfalz insgesamt 44.192 Arbeiten eingereicht. Diana Weber organisiert und moderiert seit 17 Jahren ehrenamtlich die Veranstaltung, in diesem Jahr jedoch zum letzten Mal. Sie bedankte sich bei den Juroren, dass sie neben ihrem anstrengenden Schulalltag noch die Zeit für ihren ehrenamtlichen Einsatz aufbringen.

Die Preisträger

„Schüler experimentieren“:

Fachbereich Arbeitswelt: 2. Sophia Becker, Collin Schwarz (Heinrich-Heine-Gymnasium Kaiserslautern); 3. Silas Heß, Leon Freyer (Veldenz Gymnasium, Lauterecken).
Fachbereich Biologie: 1. Luca Fynn Winter, Maximilian Schneider (Veldenz Gymnasium); 2. Lasse Roland, Jonas Jordan, Hebric Oscar Carlos Hildebrand (Heine-Gymnasium); 3. Lasse Straßer, Enok Däbritz (Burggymnasium Kaiserslautern).
Fachbereich Chemie: 1. Leonard Moritz Schmidt, Lukas Julian Weiler (Heine-Gymnasium); 2. Aliyah Kayrak (Heine-Gymnasium); 3. Melissa Gehm, Thea Cloß, Sophie Gräbner (Veldenz Gymnasium).
Fachbereich Geo- und Raumwissenschaften: 1. Robin Jung (Veldenz Gymnasium); 2. Shayan Sadegh Azar (Heine-Gymnasium); 3. Joshua Renner (Heine-Gymnasium).
Fachbereich Technik: 1. Lennox Ledesma (Heine-Gymnasium); 2. Jannis Dragun, Arian Distler, Elias Nagel (Veldenz Gymnasium); 3. Luuk Wilking (Heine-Gymnasium).


„Jugend forscht“

:

Fachbereich Biologie: 1. Lilly Jung, Abbassia Belabbas (St. Franziskus-Gymnasium Kaiserslautern); 2. Lilly Grimm, Emma Distler (Reichswald-Gymnasium Ramstein-Miesenbach); 3. Lea Marie Göttel (Sickingen-Gymnasium).
Fachbereich Mathematik/Informatik: 1. Noah Weissbart (Burggymnasium); 2. Sami Herek (Sickingen-Gymnasium);
Fachbereich Technik: 1. Ben Brengel (Sickingen-Gymnasium); 3. Leon Lenhart (Sickingen-Gymnasium).
Die Erstplatzierten beider Sparten kommen eine Runde weiter und nehmen am Landeswettbewerb Rheinland-Pfalz teil.

Experimente mit Tinte: Thomas Gebhard und Valentin Götzinger.
Experimente mit Tinte: Thomas Gebhard und Valentin Götzinger.
x