Kaiserslautern Theater satt

200 Seiten dick ist das neue Spielzeitheft 2015/16 des Theaters im Pfalzbau Ludwigshafen: Intendant Tilman Gersch, seit Januar im Amt, weitet in seiner ersten kompletten Saison das Angebot aus. 84 Produktionen in 158 Aufführungen sind geplant, dazu 24 Produktionen der Festspiele Ludwigshafen und im März 2016 eine Neuauflage des Festivals „Offene Welt“.

Wenn Tilman Gersch über seinen ersten eigenen Spielpan spricht, scheint er sich im engagierten Redefluss manchmal selbst zu überholen. Schließlich steckt auch viel Bemerkenswertes drin. Für Schauspielfreunde gibt es Begegnungen mit den ganz Großen der Zunft. Ulrich Matthes, Corinna Harfouch, Lars Eidinger, Jens Harzer kommen, in Inszenierungen renommierter Häuser wie dem Deutschen Theater (mit einer Werkschau vier Mal Gast), der Schaubühne Berlin oder dem Thalia-Theater Hamburg. Die Festspiele eröffnen mit Karin Henkels zum Theatertreffen eingeladener Zürcher Kleist-Produktion. Aber Tilman Gersch baut auch auf neue Kooperationen mit näheren Häusern wie dem Staatstheater Mainz und dem Badischen Staatstheater, als Ergänzung zur etablierten Reihe mit Pfalztheater-Stücken. In einer Koproduktion mit Karlsruhe inszeniert Gersch selbst „Faustrecht“ von Gert Ledig, ein Stück über die „Stunde Null“. Zu Saisonauftakt am 16. September wiederum läuft Gerschs Arbeit mit jungen Leuten, die verschiedene Muttersprachen haben: eine Inszenierung von Sophokles’ „Ajax“ über jugendliches Selbstwertgefühl und die Frage, wie ein Mensch zum Attentäter werden kann. 18 Kinder- und Jugendtheaterprojekte sind geplant, darunter auch ein Musical wie „Full Monty“, um alle Interessen anzusprechen. Für Erwachsene gibt es ebenfalls eine Mischung aus anspruchsvollem Theater und Ballett – Schwerpunktland ist Australien – sowie niveauvoller Unterhaltung: So sind Auftritte von Gerhard Polt, Ulrich Tukur und den Geschwistern Pfister geplant, dazu leichtere klassische Kost, etwa von der Komischen Oper Berlin. Für ein Publikum, das musikalische Abenteuer liebt, wiederum ist die neue Reihe „Music Machine“ mit elektronischer und experimenteller Independent-Musik gedacht. Zum Auftakt am 21. September kommen die Einstürzenden Neubauten mit ihrem Projekt zum Ersten Weltkrieg, am 26. September spielen Notwist. Neue Spielorte sollen für intimere Atmosphäre sorgen. So laufen kleinere Tanzproduktionen oder ein Beckett-Solo mit Martin Wuttke auf der Hinterbühne. Das Haus, das sich mit neuem Signet in Gestalt eines Stempel-Logos nun „Pfalzbau Bühnen“ nennt, soll mit „immer wieder neuen Formaten“ gefüllt „ein Magnet im Zentrum“ der Stadt werden, hofft Gersch. (ütz)

x