Kaiserslautern „Viele Brücken gebaut“

Zum ersten Mal seit über 30 Jahren hat die Stadt gestern Abend erneut einem verdienten Lauterer die Ehrenbürgerschaft verliehen. Norbert Thines nahm die höchste Auszeichnung der Stadt aus der Hand von Oberbürgermeister Klaus Weichel in der Fruchthalle entgegen. Stehender Applaus.

Die Ehrenbürgerschaft wird verliehen „an Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise um das Wohl der Bürger oder das Ansehen der Stadt verdient gemacht haben“, erläuterte Klaus Weichel in seiner Laudatio. Als FCK-Präsident sei er bekannt geworden, stadtbekannt sei er aber auch, weil er sich „sozial über die Maßen“ engagiere. Thines habe durch seine herzliche Art in aller Welt Freunde gefunden. Er habe für Kaiserslautern national und international viele Brücken gebaut, meinte Weichel, der Thines als populär und beliebt bezeichnete. Diese Popularität habe er genutzt, um Gutes zu tun und andere Menschen von der guten Sache zu begeistern. Der Oberbürgermeister schilderte die Gründe, warum sich der Stadtrat einstimmig für diese Würdigung ausgesprochen habe. Thines’ Engagement im sozialen Bereich sei allumfassend. Er sei immer auf der Seite der Schwachen gewesen und für Gerechtigkeit eingetreten. Zahlreiche Hilfsaktionen in Osteuropa habe er in den 30 Jahren als Vorsitzender der Kolpingfamilie organisiert. Seit 1997 konzentriere sich Thines’ Wirken auf den Verein „alt − arm − allein“, der sich gegen Altersarmut engagiert. 12,5 Millionen Menschen gelten in Deutschland als arm, unterlegte Weichel das Thema mit einer Zahl des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. „alt − arm − allein“ setze da an, wo die Sozialgesetze an ihre Grenzen stießen. Der Verein schließe unbürokratisch Lücken, nicht nur finanzielle, sondern vor allem mitmenschliche. Weichel würdigte neben dem sozialen Engagement auch Thines’ kommunalpolitische Arbeit. Der OB nannte seine Mitgliedschaft für die CDU im Stadtrat ab 1974. 1997 sei er Mitglied im Berater- und Vermittlerkreis von Ministerpräsident Kurt Beck gewesen. Thines’ soziales Engagement skizzierte Werner Stumpf, sein Stellvertreter bei der Seniorenhilfe „alt − arm − allein“. Die soziale Ader des neuen Ehrenbürgers führte Stumpf auf die Nachkriegszeit zurück, als Thines − der Vater früh gefallen, die Mutter als Weißzeugnäherin viel unterwegs − bei den Großeltern aufwuchs. „Wenn man nicht weiß, wie es ist, wenn es einem schlecht geht, kann man auch nicht helfen“, zitierte Stumpf den Geehrten. Thines habe seine berufliche Laufbahn 1954 mit einer Lehre als Nähmaschinenmechaniker bei Pfaff begonnen. Nach seinem Wechsel zu einem mittelständischen Unternehmen sei er zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt worden. Es folgte der Posten als Diözesansekretär und danach seine Arbeit als Erster Vorsitzender der Kolpingfamilie. Seine nächste berufliche Station war der Betzenberg, wo Thines zunächst als Geschäftsführer, später als ehrenamtlicher Vizepräsident und dann als Präsident fungiert habe. Seine FCK-Zeit habe „jäh und in beschämender, seiner Person und Leistung keinesfalls gerecht werdender Art und Weise“ geendet. Der Leiter der Kaiserslauterer RHEINPFALZ-Redaktion, Hans-Joachim Redzimski, habe ihm schließlich 1997 seine Idee der Seniorenhilfe „alt − arm − allein“ vorgestellt, in deren Dienst er sich fortan engagiert habe. Bis heute sei Thines „Gesicht und Motor“ der Altenhilfe. Stefan Kuntz, noch bis zum Saisonende Vorstandsvorsitzender des 1. FCK, beschrieb zwei Eigenschaften, mit denen Thines im Verein gewirkt habe: Er habe soziale Intelligenz gezeigt und Werte vermittelt. Ihn als junger Spieler und Mannschaftskapitän habe der Geehrte „an die Hand genommen“ und ihm und der Mannschaft beigebracht, „was wichtig ist“. Anstand und Respekt zählten dazu. Kuntz schloss mit den Worten an Thines: „Vielen Dank und du weißt, dass ich dich abgöttisch liebe.“ Thines konstatierte anschließend, er fühle sich mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde als „Dritter im Bunde“ in der Nachkriegszeit und nach Eugen Hertel und Fritz Walter sehr geehrt. Virtuos verlieh das „Mainzer Celloquartett“ dem Festakt einen Festrahmen. Überraschung im Foyer: Dort hatten sich die „Hobby-Swingers“ aufgebaut, die mit russischen Volksweisen und Schlagern aufwarteten. (ita)

x