Kaiserslautern Vielfalt mit Bass und Sopran

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Haben wir in Deutschland noch eine lebendige Volksmusik-Kultur, bekennen wir uns zur Volksseele, die sich im gemeinsamen Lied kundtut? Dieser Frage ging eine schlüssig konzipierte und gelungen umgesetzte Veranstaltung im Enkenbacher Provinzkino nach, die am Samstag hierzu den Dokumentarfilm „Sound of Heimat“ der Kölner Regisseure Arne Birkenstock und Jan Tengeler vorführte. Und das Duo aus Sängerin Esther Mertel und dem Wiesbadener Theatermusiker und Wandermusikant Roland Vanecek übertrug in seiner Revue diese rhetorische Frage auf unsere Region.

Während im Film der neuseeländische Musiker Hayden Chrisholm in Deutschland zwischen Alpenrand und Waterkant auf den Spuren volkstümlicher Quellen wandelt, viele unterschiedlichen Traditionen findet, gehen zuvor in Dialogen, Sketchen, heiteren Streitgesprächen die beiden Pfälzer mit „Sendungsbewusstsein“ in überregionalen Gefilden der Sache auf den Grund. In Interaktion mit dem zahlreichen Publikum, in Quizfragen, gemeinsam gesungenen Liedern und kunstvoll konzertanten aufgeführten Klangbeispielen machen sie die Vielfalt an musikalischen Eindrücken in ihren Heimatorten Schneckenhausen (Vanecek) und Enkenbach-Alsenborn (Mertel) bewusst. Mertel war einst beim Vokalkreis „Terpsichore“ aktiv und stellte aus dieser Zeit mit Erfahrungen in Sachen „Alter Musik“ ein Madrigal „Come again“ des englischen Komponisten John Dowland vor, der zur Zeit des Stilwandels um 1600 lebte. Mit Vaneceks einfühlsamer Cembalobegleitung (auf einem umschaltbaren elektronischen Tasteninstrument) gestaltete die Sopranistin in vollendeter stimmlicher, intonatorischer Reinkultur und fiel durch die gestalterische Fähigkeit auf, mit dezent anschwellenden Haltetönen (Messa di Voce) den beseelten Vortrag zu beleben. Auch bei einer weiteren Komposition „Alter Musik“ des englischen Barockkomponisten Henry Purcell zeigte Mertel, dass die Zeit beim örtlichen Vokalkreis ihre beispielhafte Karriere geprägt hat. Als Kontrast wurden Pfälzer Gassenhauer einbezogen, die einst Dorffeste begleiteten. Aus ihrer Schulzeit brachte Mertel die Sopran-Blockflöte mit, die sie noch immer sicher beherrscht, so bei der Melodie zur Fernsehserie „Löwenzahn“ mit Peter Lustig. Während Mertel mit ihrem regionalen Sommertheaterprojekt und ihren klassischen Liederabenden für die anspruchsvolle Kunstmusik steht, verkörpert Unikum und Tausendsassa Vanecek auch den Typus des ehemaligen Wandermusikanten, der mal Kunst zu Klamauk macht und als Grenzgänger zu klassischen und volkstümlichen Beispielen auch mal jazzig improvisiert. So auf dem ohnehin schon optisch kuriosen Sousafon, das mehr Bewegungsfreiheit als die Basstuba ermöglicht, was dem quirligen Allrounder ohnehin mehr entspricht. Mit der kuriosen Besetzung aus Bass und Sopran knüpfte das Duo, das sich aus der Schulzeit kennt, auch an den Film an, wo die drei oberbayerischen Schwestern („Wellküren“) urige, kabarettistische Noten einbrachten.

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