Kaiserslautern Vom Nikolaus bis zur „Kette für Kindsbach“

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„Das ist das Haus vom Nikolaus“. „Telegrafenmast“. „Kette für Kindsbach“. „Passers“. „Dialogues“. So heißen die Neuen auf dem um 35 Kilometer verlängerten Skulpturenweg am Ende des Symposiums. Einen Sonntag bedurfte es an den jeweiligen Standorten Weilerbach, Otterbach und Kindsbach, um die Kunstwerke festlich an die Kommunen zu übergeben. Die Finissage im Rückblick.

Nun gehen sie wieder ihrer Wege, diese fünf Künstler im Schweinstaler Steinbruch. Am Sonntag fuhr viel Volk die Route der neuen Kunstwerk-Standorte ab. Gute Stimmung, berührende Worte, Geschenke, ideales Wetter und Landschaftsflecken an Ortsrändern, die entdeckt werden wollten. Dass Kunst im öffentlichen Raum viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann, bewies das Symposium des Kunstvereins Skulpturen RLP. Den akustischen Hochgenuss verantwortete ein berührend improvisations- und experimentierfreudiges Trio mit Gesang (Djulia), Percussion (Christoph Jung) und Tuba (Roland Vanecek). Mitten im Wiesengrün der Weilerbacher Ziegelhütte ducken sich nun rostbraune „Passers“ – Passanten. Die Dominanz leerer Öffnungen in den Cortenstahlquadern der chilenischen Bildhauerin Lorena Olivares suggeriert Bewegen. Passanten sehen dort, was die Künstlerin sagt: Leere ist potenzieller Raum für alles. Ein Blick hindurch verändert Perspektiven. Der Klang hölzerner Schlagstöcke auf blecherner Oberfläche oder dumpfe Tubistentiefe im akustisch begrenzten Innenraum greifen Assoziationen auf. „Eine tolle Skulptur einer sympathischen Künstlerin“, meinte Ortsbürgermeister Horst Bonhagen strahlend. Schwingende Stromleitungen über Eisenständer sind ein Markenzeichen des Standortes am ehemaligen Stellwerk Otterbach-Lampertsmühle. Jetzt hat sich ein alter Telegrafenmast dazugesellt. Eigentlich ausgedient, trägt er drei querende Traversen und obendrauf 24 wundersam bunte Isolatoren. Doch der Schein trügt. Die Arbeit der Ludwigshafener Künstlerin Gabriele Künne lässt sehen, was nicht ist. Das heißt, die handgefertigten, farbig glasierten Keramiken sind funktionale Irritationen. Nicht weit davon im Ottertaler Wiesengrund fand der Berliner Bildhauer Robert Schmidt-Matt das Terrain für „Das Haus vom Nikolaus“. Fünf Tonnen Gestein im Gras entlang des Jakobsweges. Ein überraschend verspieltes Schwergewicht. Dies nutzte das Musikertrio, saß obenauf und spielte so wundersam eingängig, dass es eine Freude war. Gäste, Künstler, Vereinsmitglieder, Freunde, passierende Sonntagsausflügler sowie Bürgermeister Harald Westrich und Ortsbürgermeister Herbert Matz hörten ein herrliches Tongemenge melodischer Sphärenklänge. Noch bevor das Ufer des Kindsbacher Bärenlochweihers erreicht ist, ragt ein majestätisch wirkender Sandstein-Findling in die Höhe, dessen Gegenstücke am anderen Ende eine Art Arena formieren. Allerdings bar jeder architektonischen Regel, frei jedweder genormter Dinglichkeit. „Dialogues“ lautet der Titel der insgesamt fünfteiligen Skulptur des Bildhauers Attila Rath Geber aus Marseille/Frankreich. Tatsächlich lädt sie ein zu verweilen, zu reden, zu lesen, zu singen im bewaldeten Halbrund am See. Halbrund geht es auch bei Bildhauer Christian Heß (Rosenheim) zu. Er kam mit der Idee einer „Kette für Kindsbach“ und transportierte die sieben, etwa 200 Kilogramm schweren Sandsteinperlen zu Fuß an den Silbersee. Laut Lesart des Ortsbürgermeisters Knut Böhlke ist sein Ort ohnehin die „Perle der Westpfalz“. Am Ende des Symposiums erzählte Heß von beglückenden Ereignissen von unterwegs. „Ich war wohl am dichtesten an Land und Leuten, denen wir unsere Arbeiten überlassen.“ Nun kringelt sich die Kette um den Stamm eines prächtigen Holunderbaums auf dem Rastplatz am Silbersee und bietet zusätzliche Sitzplätze. Ein gelungenes Symposium. Was nachwirkt, ist der Dreiklang von Mensch, Kunst und Natur, der nicht müde macht, sich mit Kunst im öffentlichen Raum beschenken zu lassen. Info —Ab Mittwoch, 30. September, ist die Jubiläumsausstellung „25 Jahre Skulpturen Rheinland-Pfalz“ mit Kleinplastiken aller Künstler, die bisher teilgenommen haben, an den drei Standorten Wadgasserhof, Fruchthalle und Kreissparkasse, Am Altenhof, in Kaiserslautern zu sehen. —Wer Interesse daran hat, eine der beiden Skulpturen der ukrainischen Studenten zu erwerben, kann beim Vereinsvorsitzenden Jürgen Picard nachfragen, Telefon 06307/337.

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