Kaiserslautern Von der Höhe in den Hallenwald

91-82950561.jpg

Nur mit Anstrengung sind Motorengeräusche in der Ferne zu hören. Stattdessen dringt munteres Vogelgezwitscher ans Ohr. Ringsum frisches Grün der Felder, die von blühenden Obstbäumen und Sträuchern und kleinen Hainen gesäumt werden. Auf der Platte, dem mit rund 450 Metern höchsten Punkt der Teufelstour bei Eulenbis, entsteht der Eindruck, dass dem Wanderer die Welt zu Füßen liegt. Ein Blick in alle Himmelsrichtungen zeigt die Weite und Vielfalt, die diesen Landstrich ausmachen. Die Platte lässt sich vom Ort aus über einen asphaltierten Weg gut erreichen. Dieser Abstecher ist auch für Familien gut machbar und bietet herrliche Aussichten. Er gehört jedoch nicht zur ausgewiesenen Strecke. Diese führt vielmehr talwärts in den Dieterswald. „Das ist mein Traumwald“, bekennt Mario Marx. Der gebürtige Kindsbacher wohnt seit über 20 Jahren in Frankelbach, die Teufelstour führt an seiner Haustür vorbei. Als zertifizierter Wanderführer, der auch Himalaya-Erfahrung hat, begleitete er seit der offiziellen Eröffnung 2013 geschätzte 100 Gruppen auf der Teufelstour. Ihm haben es auch die 300 Millionen Jahre Erdgeschichte der Region angetan, die in der Sulzbachtaler „Wunderkammer“ von Annesuse und Frank Raquet anhand von geologischen Funden und Fossilien gezeigt wird. Von außerhalb ist nicht zu erkenne, was sich in diesem Waldstück verbirgt. Ein kaum schulterbreiter, gewundener Pfad führt immer tiefer in eine Schlucht, durch die ein Bach über sein steiniges Bett plätschert. Die steilen Hänge sind von Totholz überzogen. Vorwiegend Buchen recken ihre Äste im Konkurrenzkampf um die Sonnenstrahlen in die Höhe. „Das ist ein Hallenwald“, kennt Marx den Fachausdruck für die Bäume, die wie antike Säulen das Laubdach stützen. Er weiß, dass die Teufelstour nicht nur auf diesem Teilstück ihre Tücken hat und rät dazu, Wanderstöcke zu benutzen. Denn Laub bedeckt so manche Stufe und Stolperfalle. Diese Schlucht befindet sich auf Sulzbachtaler Gemarkung. „Die Eulenbiser nennen sie ,Kallegraben‘“, erzählt Arnold Jung, dessen Familie seit acht Generationen in dem Höhendorf heimisch ist. „Ich habe schon geforscht, woher dieser Name kommt, aber ich habe nichts herausbekommen.“ Jung führt Interessierte durchs Beere(n)weinmuseum, er nimmt sie mit auf den Dorferkundungspfad und auf die geologische Tour. Schon mehrfach ist er die Teufelstour gelaufen. „Ich bin ja schließlich ein Eulenbiser“, meint er lachend. Ganz anders Florian Koch. „Ich bin eher kein Wandersmann“, gesteht er ein. Als Holzbildhauer und Geschäftsführer der Kurt Koch GmbH gilt seine Vorliebe dem natürlichen Werkstoff. Auch er führt auf Anfrage Besucher durch Holzschnitzerei und Werkstatt und hält Kurse ab. Nach dem Durchqueren der Klamm und einem Aufstieg stößt die Teufelstour auf einen Wirtschaftsweg, an den saftige Weiden grenzen. Sie gehören Frieder Stemler, der gerade die Umzäunung überprüft und bei Bedarf neu spannt. „Wir machen das immer vor dem Weideauftrieb“, erzählt der Rinderzüchter und Gastronom. Er kennt sein Land genau und macht auf den Grenzstein am Wegesrand aufmerksam, der die Gemarkungen Sulzbachtal und Eulenbis markiert. Sein Panorama-Gasthof bietet Wanderern die Möglichkeit zur Einkehr. „Insgesamt wird die Tour gut angenommen“, meint er, „nur durch die nasse Witterung in Herbst und Winter ist es etwas weniger geworden.“ Gäste aus ganz Deutschland, vorwiegend jedoch aus Rheinland-Pfalz und angrenzenden Bundesländern werden von ihm bewirtet. „Die Teufelstour hat dem Gasthof Auftrieb gegeben. Sie ist ein wichtiger Bestandteil des Geschäfts“, erzählt er. Bedingt durch die Landwirtschaft und den Gasthof ist er immer stark eingespannt. Einmal jedoch, zu seinem 50. Geburtstag, hat er es fast geschafft, die Strecke komplett zu laufen. „Sie ist super. Man meint, man ist in Bayern oder Österreich.“

91-82950562.jpg
91-83026392.jpg
91-83026393.jpg
91-83026394.jpg
x