Kaiserslautern Von Fotorealismus bis zu gemalter Lebensphilosophie

Ein Künstlertrio ist es diesmal, das in der 19. Ausstellung die Wände der Galerie im Flur des SWR-Studios mit seinen Gemälden bestückt. Es sind Karin Haas aus Hochspeyer, Albert Herbig aus Saarbrücken und Beate Leibinger aus Undenheim, die das zunehmend bekannter gewordene Forum nutzen, um ihre Kunst zu veröffentlichen.

„An-sichten“ nennen die drei Amateurkünstler und Autodidakten ihre 43 Exponate. Und tatsächlich. Kaum im Flur, wird der Besucher als erstes satt-lodernde Farben in vollformatigen Menschen- und Tierabbildungen sowie Stillleben bemerken. Die grafisch-geometrischen, farblich trüb-dunklen Abstraktionen zwischendrin spielen – nicht minder auffallend – auf bildsprachliche Denk- und Sehpausen an. Doch der Ausstellungstitel definiert nicht nur das Sehen im Sinn von gewahr werden. Vielmehr suggeriert er, Meinungen, Überzeugungen zu äußern. Außerdem kann er dahingehend verstanden werden, dass Abbildungen wie „Ansicht“-skarten zu erwarten seien, oder dass es um sichtbare Teilaspekte eines Gegenstandes ginge. Oder kurz und bündig: alles Ansichtssache! Dabei findet sich in den krass unterschiedlichen Sujets von Haase und Leibinger eine Gemeinsamkeit: das tief satte, ins Blau triefende Violett. Erarbeitete damit die Stilllebenspezialistin Leibinger ihre Zwetschgen im gleichnamigen Motiv, so schimmert die Gesichtsmaske eines der Affen aus dem Themenkomplex der Porträtistin Haase in fast gleicher Konsistenz. Spürt Leibinger im Monochromen den Spuren des Lichts im Spiel der Reflexion nach, so scheint die Hochspeyererin faserige Materialeigenschaften nachzuahmen. Ein Eindruck, der beispielsweise im Fell ihrer figürlichen Tierdarstellungen oder im Blattwerk ihrer Naturwelten vorkommt. Einer fotorealistischen Wiedergabe – so wie bei Leibinger – erteilt Haase eine deutliche Absage. Haase interessiert das Sein an sich, egal ob Mensch, ob Tier. Sie vertieft sich in deren Allein- und Einsamsein, trägt diesen Themenaspekt mit dicken Farbschichten auf und kehrt ihn um oder enttarnt ihn im Wegkratzen durch die Lagen hindurch, bis die Kraft des Ursprungs durchschimmert. Leibinger dagegen sammelt und arrangiert. Die meist monothematischen Motive fordern und fördern Stille und Ruhe. Einfach nur sein. Im Glanz des Lichtes sozusagen. Denn darin sieht sie als Malerin die Herausforderung technischen Könnens. Dabei gilt ihr Fokus einer tiefen, in sich schlüssigen und im Alltag widersprüchlichen Ruhe. Auch Herbig malt diese Ruhe. Platziert seine Motive hinzu in ihrer farbig verschatteten Abstraktion. Die Interpretation bleibt vage. Die Lesart der Bildinhalte jedenfalls ist sehr vertraut: Ruhe, Tiefe, Gelassenheit pur. Das wiederum ist dann keine Ansichtssache mehr. Das ist visualisierte Lebensphilosophie.

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