Kaiserslautern Wenn die Klarinetten Tango tanzen

Kennen sich aus ihrem Studium an der Saarbrücker Musikhochschule und wollen auch weiter als Quartett auftreten: Marina Ochsenrei
Kennen sich aus ihrem Studium an der Saarbrücker Musikhochschule und wollen auch weiter als Quartett auftreten: Marina Ochsenreither, Joy Genen, Antonia Uerschels und Ann-Kathrin Ollinger.

Tango, Jazz und „Zauberflöte“ – mit einem facettenreichen Programm überzeugte ein Klarinettenquartett bei der zweiten der vier Sommer-Soiréen in der Martinskirche.

Begleitet vom rhythmischen Klatschen einer Musikerin, tanzen die Instrumente am Sonntag melodisch Tango: Die Klarinettenklänge von Ann-Kathrin Ollinger und Joy Genen werden untermalt von den sanften Tönen der Bassklarinette Antonia Uerschels. Spielerische Akzente setzt Marina Ochsenreither mit der Es-Klarinette in den Höhen. Gemeinsam erzählen sie die Geschichte des Tangos, der die rund 50 Zuschauer in der Martinskirche gebannt lauschen. Mit Astor Piazzollas Komposition aus dem Jahr 1986 entführen sie ihr Publikum ins entfernte Argentinien um 1900. Es geht in die Bordelle, in denen der Tango seinen Ursprung hat. Durch die turbulenten Melodien wird die Grazie und Lebensfreude des Tanzes spürbar. Die ursprünglich von Piazzolla vorgesehene Gitarre lassen sie dabei nicht vermissen. Rund 30 Jahre später, in den Cafés der Städte gespielt, wirkt die Melodie melancholisch. Die Tiefen der Bass-Klarinette dominieren. Eine neue Version des Tango wird um 1960 in den Nachtclubs gespielt, wobei die Ausgelassenheit der Bordelle mit der Melancholie in Einklang kommt. Im letzten Satz beschreibt das Quartett melodisch, was sich Piazzolla erhofft hat: Der Tango hat nun seinen Platz in den Konzerthallen Europas und der USA gefunden. Lebendig, laut und wild – klassischer Tango mit modernen Elementen. Von Georg Friedrich Händels „Ankunft der Königin von Saba“ über Wolfgang Amadeus Mozarts berühmte Ouvertüre zur Oper „Die Zauberflöte“: Die Klarinettistinnen stellen ihr Können unter Beweis und stecken das Publikum mit ihrer Freude an der Musik an. In ihrem rund einstündigen Programm setzten sie auf einen Mix aus bekannten und eher unbekannten Stücken. Von Gordon Lewins „Fiesta Cubana“ gehen sie über zum Wiegenlied „Summertime“ aus „Porgy and Bess“. Mit beschwingtem Jazz, Lew Pollacks „That’s A Plenty“, geht es weiter. Ihren Auftritt schließen die vier jungen Frauen ab mit den drei Präludien von George Gershwin aus dem Jahr 1926. Dass diese ursprünglich fürs Klavier geschrieben wurden, ist bei ihrem Auftritt schnell vergessen. Turbulent beginnen die Klarinetten in einem Frage-Antwort-Spiel. Die Es-Klarinette dominiert das erste Präludium gemeinsam mit dem Bass-Instrument. Im zweiten Teil überzeugen die melancholischen Klänge der Bass-Klarinette. Langer Atem und technisches Können sind hier gefragt. Abschließend wird es noch einmal rasant: Marina Ochsenreither zeigt von leisen bis beinahe schrillen Klängen die Bandbreite des Instruments auf. Für ihren gelungenen Auftritt ernten Joy Genen, Marina Ochsenreither, Ann-Kathrin Ollinger und Antonia Uerschels tosenden Applaus. Als „Rausschmeißer“ gibt es einen Samba, „La Copa“ von Gordon Lewin. Die vier Klarinettistinnen kennen sich aus ihrem Studium an der Hochschule für Musik Saar. In verschiedenen Formationen haben sie bereits gemeinsam gespielt, nicht aber als Quartett. Beflügelt durch ihren Auftritt und den Spaß bei den Proben, sind sie sich einig: Auch danach soll es gemeinsam weiter gehen. „Wann genau wir wieder als Quartett auf die Bühne gehen, ist noch unklar. Sicher ist aber, dass wir auch in Zukunft zu viert musizieren möchten.“ Konzert Nächste Matinee in St. Martin mit Filmmusik und dem Organisten Bernhardt Brand-Hofmeister am Sonntag, 29. Juli, 19 Uhr; der Eintritt ist frei.

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