Kaiserslautern Zur Sache: Vor 20 Jahren „schwach wie Flasche leer“

Unter Fußball-Liebhabern genießt der Auftritt Kult-Status. Selbst wer seinerzeit noch gar nicht auf der Welt oder in Bambini-Schuhen den Ball gejagt hat, dem ist „Traps“ Wutrede ein Begriff. Am 10. März 1998 hat der damalige Cheftrainer des FC Bayern München einen legendären Auftritt gefeiert. Giovanni Trapattoni prügelte seinerzeit vor versammelter Presse verbal auf seine hochdotierte Mannschaft ein, kritisierte Mario Basler, Mehmet Scholl und Thomas Strunz. „Schwach wie Flasche leer“ hätten sie gekickt, die großen Stars, giftete Trap damals – um mit dem zum geflügelten Wort taugenden Satz „ich habe fertig“ zu enden. Der Ausbruch des italienischen Trainers ließ damals erahnen, welche Worte wohl hinter verschlossener Kabinentür gefallen sein mögen. Nach außen dringen die Kabinenansprachen im Spitzenfußball in aller Regel nicht. Nur wenig sickert durch. Wie die Anweisung, die Nationalmannschafts-Teamchef Franz Beckenbauer seinen späteren Weltmeistern vorm großen Triumph von 1990 in Rom mit auf den Weg zum Rasen gegeben haben soll: „Geht’s raus und spielt’s Fußball.“ Was Beckenbauer bei der WM in Italien just vorm größten Triumph nach 36 Jahren ohne Welt-Titel gesagt hat, taugt natürlich nicht fürs Lehrbuch. Da stehen andere Sätze drin: „Bedenken Sie“, gibt der DFB in einer Trainerlektion Übungsleitern landauf, landab mit auf den Weg in die Kabine, „die Ansprache dient nicht dazu, der Mannschaft den Fußball zu erklären, sondern die Umsetzung zurückliegender Trainingsinhalte zu besprechen.“ Aha. Gut, dass dies mal geklärt ist. Das mag stimmen, nach neueren trainingspsychologischen und -methodischen Erkenntnissen richtig sein. Unterhaltsamer sind auf alle Fälle Kaiser Franz und Trap. Dem Trainer Beckenbauer hat die Fußballwelt zwei bahnbrechende Erkenntnisse zu verdanken: „Die Schweden sind keine Holländer – das hat man ganz genau gesehen.“ Und, fürs Verständnis der Sportart Fußball noch viel wichtiger: „Es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Unentschieden oder Niederlage!“ Und Trap? Der hat mit einem Satz den Kern des Spiels plausibel gemacht: „Es gibt nur einen Ball. Wenn der Gegner ihn hat, muß man sich fragen: Warum!?“

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