Karlsruhe Ab und zu Pommes erlaubt?

Geringe Mengen Transfettsäuren im Blut schaden entgegen früherer Annahmen angeblich nicht – zu diesem Ergebnis ist zumindest die „Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health Study“, kurz Luric-Studie, gekommen. Studienleiter Winfried März und Marcus Kleber von der Uniklinik Mannheim haben ein neues Prognosemodell vorgestellt, mit dem das persönliche Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung berechnet werden kann.

Sie sind in Pommes, Berlinern, Wurst, in Chicken Wings, Blätterteig und Müsliriegeln: Transfettsäuren. Allgemein gelten sie als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sind daher in einigen Staaten sogar verboten. Sie werden von der Nahrungsmittelindustrie gern verwendet, da sie die Lebensmittel länger haltbar machen und ihnen eine cremigere Konsistenz verleihen. „Bisher war allerdings nicht klar, ob es eine unbedenkliche Konzentration für den Menschen gibt, und ob Transfettsäuren aus der Lebensmittelproduktion und natürliche Transfettsäuren die Gesundheit in unterschiedlicher Weise beeinflussen“, sagt der Leiter der Präventiven Kardiologie der LMU, Clemens von Schacky. Genau dies untersuchte nun Marcus Kleber von der Uniklinik Mannheim mit Wissenschaftlern der LMU München. Ermittelt wurde die Konzentration von fünf Transfettsäuren in den roten Blutkörperchen von über 300 Personen. Diese Werte wurden um die Krankengeschichten und Risikofaktoren wie Rauchen, hoher Blutdruck, Diabetes und Übergewicht ergänzt und ausgewertet. Das überraschende Ergebnis: „Höhere Konzentrationen der industriellen Transfettsäuren korrelierten nicht mit einer höheren Gesamtsterblichkeit“, berichtet Kleber. Die Ergebnisse stehen damit im Widerspruch zu Ergebnissen vergleichbarer US-amerikanischer Studien, nach denen hohe Spiegel von industriell produzierten Transfettsäuren unter anderem zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes führen können. Außerdem fanden die Forscher heraus, dass Transfettsäuren natürlichen Ursprungs mit einer niedrigeren Gesamt-Sterblichkeit assoziiert waren. Für die Untersuchung griffen die Mediziner auf eingefrorene Blutproben und umfangreiches Datenmaterial der Luric-Studie zurück, an der zwischen 1997 und 2000 über 3300 Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen teilnahmen. Daraus haben die Mediziner ein Prognosemodell entwickelt, das aus einer Blutprobe das persönliche Risiko berechnet, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erkranken. Dieses sei ein Schritt in Richtung personalisierter Medizin und werde voraussichtlich zu Beginn des nächsten Jahres verfügbar sein, informiert März. „Die Ergebnisse zeigen, wie bedeutsam die Luric-Studie heute noch für die Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen ist“, so der Mediziner. (rad)

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