Karlsruhe Dünnwandige Kunstwerke

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Vor Jahren entwickelte der Karlsruher Glaskünstler Michael Schwarzmüller ein Teil, das bei Daimler in den Maybach eingebaut wurde. Der „teuerste Duftspender der Welt“ für das Luxusauto ist inzwischen Geschichte. Aber Ideen hat der 60-Jährige nach wie vor genug. Mit seinen Glasobjekten ist er auf der Designmesse „Eunique“ von von Anfang an mit dabei.

Karlsruhe. Kunsthandwerk ist generell ein hartes Brot. Der Markt sei erheblich eingebrochen, hat auch der Karlsruher Michael Schwarzmüller festgestellt: „Der Einzelhandel funktioniert nicht mehr, Geschenkläden, die auch Ausgefallenes führen, haben vielfach aufgegeben. In meinem Fall ging vor Jahren noch was in den USA, aber das brach auch weg.“ Zudem habe die Billigkonkurrenz aus Asien „viel versaut.“ Da müsse man halt flexibel sein, meint der 60-Jährige in seinem Atelier im Karlsruher „Bergdorf“ Grünwettersbach. Gut, dass Schwarzmüller vor sechs Jahren auf das Borosilikatglas gestoßen ist und ihm die eingetragene Marke „Borosi“ das Überleben sichert. Die Marke hat ihm seinerzeit einen hessischen Staatspreis eingebracht, eine unter Designern und Kunsthandwerkern begehrte Auszeichnung. Borosilikatglas ist ein sehr chemikalien- und temperaturbeständiges Glas, das in Laboren eingesetzt wird, aber nun auch für den Haushalt und die Gastronomie interessant geworden ist. Es ist dünnwandig und sehr leicht, dabei stabil und spülmaschinenfest. Schalen, Vasen, Becher und vor allem Wassergläser entstehen bei Schwarzmüller daraus „vor der Lampe“, die bis zu 1400 Grad heiß wird. Gerade die Wassergläser mit dem farbigen Zapfen am Boden haben inzwischen den Weg in die feine Gastronomie gefunden, etwa bei Juan Amador in Wien, dem „Ketschauer Hof“ in Deidesheim, Carmelo Greco in Frankfurt. Das sei für ihn beste Werbung, sagt Schwarzmüller, denn immer wieder mal meldeten sich Edelrestaurant-Gäste bei ihm und wollten Gläser haben. Ein weiteres „kleines Standbein“ ist „hot cloche“ geworden. Das ist eine Vorführung, bei der in zehn bis 20 Sekunden und bei 1000 Grad aus heißem Glas und frischem Fisch oder Fleisch ein Augen- und Gaumenschmaus wird. Das sei aber keine Kochshow, dazu fühle er sich auch nicht berufen, betont der Glasgestalter. Eher schon eine nette Ergänzung zum Buffet oder Barbecue u meint Schwarzmüller. Ohnehin ist ihm der kleine Rahmen lieber. Die Ausflüge nach New York oder Tokio sind Vergangenheit. Bleiben einige Messeveranstaltungen hierzulande. Da ist die Designmesse „Eunique“ in Karlsruhe sozusagen Pflicht. Schwarzmüller ist von Anfang bei jeder „Eunique“ dabei gewesen, also in gewisser Weise „Stammgast“. Allerdings sei diese Messe für Angewandte Kunst und Design „auch eine der teureren“. Die meisten Aussteller seien ja wie er Einzelkämpfer und die Stand- und sonstigen Kosten müssten erst einmal reingeholt werden. „Da muss ich viele Gläser blasen“, sagt Schwarzmüller. Er hoffe jedenfalls im Interesse der Branche, „dass die Eunique noch erfolgreicher wird.“ Allerdings dürfe so etwas wie im vergangenen Jahr nicht mehr passieren. Wir erinnern uns: Da hatte der türkische Präsident Erdogan während der „Eunique“ bei einer Veranstaltung in der Messe Karlsruhe einen Auftritt, begleitet von einer Gegendemonstration und entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen. Etliche Aussteller beklagten damals geschäftliche Beeinträchtigungen. Er wisse, erzählt Schwarzmüller, dass einige deswegen diesmal nicht dabei seien.

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