Karlsruhe Der Wert alter Dinge

Hans-Peter Dentler (rechts) ist der Mann für die Behindertenhile. Wie hier in Sri Lanka.
Hans-Peter Dentler (rechts) ist der Mann für die Behindertenhile. Wie hier in Sri Lanka.

Auf dem Gelände des Logistik-Dienstleisters Contargo im Wörther Hafen wartete dieser Tage ein mit wieder aufgearbeiteten Rollstühlen, Gehhilfen und anderen Hilfsgütern vollgepackter Container auf die Verschiffung über den Rhein nach Hamburg. Endziel: Der westafrikanische Staat Burkina Faso. Absender: Der Verein „Konvoi der Hoffnung“ mit Ursprung in Oberhausen-Rheinhausen und Geschäftsstelle in Waghäusel. Es ist bereits der vierte Container-Transport dieser Art.

„Ich habe schon als Kind gelernt, dass man anderen helfen muss“, sagte der mittlerweile verstorbene Bäckermeister und Schokoladenhersteller Otto Fischer aus Oberhausen vor rund 20 Jahren im RHEINPFALZ-Gespräch. Er war da schon damit beschäftigt, alles zu sammeln, was in Ländern der Dritten Welt zu gebrauchen war: Noch haltbare Medikamente, Rollstühle und Gehhilfen, vor allem auch Brillen. Das wurde dann nach Afrika verschickt. Was mit sieben Mitstreitern begann, hat sich ausgewachsen. Jetzt hat der Verein in zwei Ortsgruppen 119 Mitgliedern der Region und darüber hinaus, von denen rund 40 aktiv mitarbeiten. „Alle ehrenamtlich und fast alle Rentner“, betont Manfred Rölleke (72), seit vier Jahren Vorsitzender. In der vor langen Jahren in Oberreut von Hans-Peter Dentler(74) aufgebauten, erweiterten und in das Projekt eingebrachten Werkstatt ist deren Leiter fest angestellt (bezahlt von der Caritas). Unterstützt wird er bei der Aufbereitung gebrauchter Rollstühle und anderer Gerätschaften von fünf bis sieben 2-Euro-Jobbern (finanziert von Diakonie und Arbeitsagentur). Alles andere läuft ehrenamtlich. Die Geschäftsstelle befindet sich in Röllekes Haus in Waghäusel, selbstredend mietfrei. Gesammelt wird – außer Verderblichem wie Lebensmittel – so ziemlich alles, was vor Ort noch gute Dienste tun kann. Bei sieben Sammelaktionen im Jahr kommt einiges zusammen. Für die Lagerung hat die Gemeinde Oberhausen-Rheinhausen eine Hälfte ihrer Recyclinghalle zur Verfügung gestellt. Von dort starten dann auch die 40-Tonner nach Osteuropa. Die Hilfsgüter für Afrika, Asien oder Lateinamerika (vor allem Rollstühle) können kostenlos bei Contargo in Wörth eingelagert werden. Das Unternehmen spendiert auch die Container, die dann vor Ort zu Schulungs- oder Aufenthaltsräumen umgebaut werden. In Osteuropa, berichtet Rölleke, werde die Arbeit immer schwieriger, nachdem Ungarn und Rumänien jegliche Hilfe für Arme verboten haben. In Afrika steht die Hilfe zur Selbsthilfe obenan. In Burkina Faso etwa wurden mit erheblicher finanzieller Unterstützung einer Stiftung des Bundes oder des Landes Baden-Württemberg mehrere Grund- und Realschulen und ein Gymnasium errichtet und Kindergärten modernisiert. In einer Region mit Wasserknappheit soll nun ein Staudamm gebaut werden. In Planung ist auch das bisher größte Projekt in Afrika: In Kondougou soll ein neues Krankenhaus mit 40 Betten und allen notwendigen medizinischen Abteilungen, Apotheke und Ärztewohnungen entstehen. Das ginge alles nicht ohne Sponsoren sowie Partnerorganisationen und engagierte Unterstützer vor Ort. Wie der Apotheker Stephan Souly aus Burkina Faso, den die Badener 2007 kennen lernte und der sich für den „Konvoi“ mächtig ins Zeug legte. Das tut er immer noch, allerdings von Pforzheim aus, wo auch seine aus Kamerun stammende Frau als Narkoseärztin arbeitet. Oder als weiterer Glücksfall die Begegnung mit Rolf Pflücke. Der ehemalige Afrika-Korrespondent, dessen Frau dort für die GTZ tätig war und der sich einige Zeit sogar im „Konvoi“-Vorstand engagierte. „Viele alte Sachen“, sagt Bernhard Schilling, „sind in den Ländern Osteuropa bares Geld wert.“ Allein 2017 kamen bei mehreren Aktionen Geld- und Sachspenden im – allerdings statistischen – Wert von 1,82 Millionen Euro zusammen. Immer gefragt sind medizinische wie Behindertenartikel. Wie eben Rollstühle, Gehhilfen oder auch Brillen. Auf keinen Fall aber sollte jemand mit Sperrmüllentsorgung liebäugeln. Am Samstag steht die nächste Sachspendensammlung an, weitere am 1. September und 1. Dezember. Kontakt Manfred Rölleke, Tel. 07254 779-770, Bernhard Schilling, Tel. 0176 97450777, E-Mail: konvoi@konvoi-der-hoffnung.de .

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