Karlsruhe „Der wichtigste Erfinder der Goethezeit“

Mehr als ein Jahr lang hatte man seiner Erfindung gedacht: 1817 stellte der gebürtige Karlsruher Karl Drais diese erstmals der Öffentlichkeit vor. Mit dem Laufrad von Drais wurde gewissermaßen „die Welt auf Räder gestellt“. Jetzt hat Hans-Erhard Lessing, Physiker und Technikhistoriker, sein Buch „Wie Karl Drais das Fahrrad erfand“, vorgelegt.

„Das Zweiradprinzip ist die entscheidende Basisinnovation, welche den Beginn des mechanisierten Individualverkehrs ohne Pferd markiert“, hatte Lessing im Herbst 2016 einen Beitrag zum Begleitbuch der Ausstellung „Freiherr von Drais und die Geschichte des Fahrrades“ im Mannheimer Technoseum überschrieben. Im Technoseum arbeitete Lessing nach 1985 als Museums-Kurator, seitdem befasst er sich mit der Person Karl Drais. Wie sehr ihn der „badische Erfinder“ fasziniert, merkt man dem Schwaben - geboren in Schwäbisch Gmünd, heute wohnhaft in Koblenz - in jedem der 41 Kapitel des im Lauinger Verlag („Der Kleine Buch Verlag“) erschienenen Bands an. Deshalb trennt Lessing auch nicht zwischen der Rolle von Karl Drais in Zeiten der badischen Revolution, als er „alle seine Adelstitel ablegte“ - mehr als 20 Jahre nach Vorstellung der „Draisine“ - respektive der Erfindung selbst, und dem Spott und Hohn, dem Erfinder Drais zu Lebzeiten ausgesetzt war. Auch was bei anderen Historikern Kontroversen auslöst, nämlich die These, die Missernten der Jahre 1816 und 1817 infolge eines Vulkanausbruchs im fernen Bali im Indonesischen Ozean sei „der eigentliche Motor“ und Beweggrund für die Erfindung des zweirädrigen hölzernen Laufrads gewesen, scheint bei Lessing „eindeutig belegt“ zu sein. Schon bei besagter Ausstellung im Technoseum konnte er dies ausführlich präsentieren, und findet mit der „Hungerthese“ Zuspruch der Kollegen im Mannheimer Stadtarchiv, in der Stadt, wo Erfinder Drais auch wirkte - anders als bei Historikern seiner Heimatstadt Karlsruhe. Für Hans-Erhard Lessing ist Karl Drais - den er im Übrigen durchgängig ohne den Adelszusatz „von“ benennt - „der wichtigste und vielseitigste Erfinder der Goethezeit“. Autor Lessing, der bereits im Jahr 2003 ein 527 Seiten dickes Buch zur „Automobilität - Karl Drais und die unglaublichen Anfänge“ veröffentlichte, sieht es erkennbar als Teil seiner Lebensaufgabe, den Erfinder Karl Drais - der zu Lebzeiten vielen Schmähungen ausgesetzt war - „ins rechte Licht“ des öffentlichen Bewusstseins zu rücken. Das gelingt ihm mit dem Band, dessen Vierfarbdruck mit Druckzuschuss der Mannheimer Esser-Stiftung erscheint, in spannenden Erzählsträngen. Inhaltlich ist das Buch des 80-jährigen Autors in Teilen identisch mit einer 2010 im damaligen G. Braun Buchverlag erschienenen Biografie aus der Feder von Lessing - was der Qualität des jetzt in wertig erscheinendem „Hardcover“ Einband überhaupt keinen Abbruch tut. Lesezeichen Hans-Erhard Lessing: „Wie Karl Drais das Fahrrad erfand“, ISBN: 978-3-7650-8431-7, 184 Seiten, 19,90 Euro. Lauinger-Verlag/Der Kleine Buch-Verlag, 2017.

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