Karlsruhe Die Kehrseite des Bahnhofs

Der Südeingang des Karlsruher Bahnhofs. Zu Stoßzeiten geht es hoch her, Bauarbeiten machen die Situation nicht leichter.
Der Südeingang des Karlsruher Bahnhofs. Zu Stoßzeiten geht es hoch her, Bauarbeiten machen die Situation nicht leichter.

Der Weg zum Karlsruher Hauptbahnhof gleich derzeit einem Hindernislauf. Dabei müsste das alles gar nicht so schlimm sein, wenn nur mehr Menschen das Angebot des ÖPNV nutzen würden. Denn führten früher alle Wege nach Rom, so hat sich der Hauptbahnhof längst als Sehnsuchtsort der Menschen in der Region entwickelt. Und ist es wahrscheinlich komplizierter, diesen zu umfahren, als ihn zu erreichen. Die Situation scheint dabei für die jüngere Generation weitgehend egal zu sein. So wie für den Pforzheimer Studenten Rick, der sich dort regelmäßig mit einer Mitfahrgelegenheit trifft. „Das funktioniert immer noch“, sagt er und grinst zwischen zwei suppentopfdeckelgroßen Kopfhörern hervor. Auch Mathis gibt sich nüchtern: „Die Bauarbeiten müssen ja schließlich irgendwann gemacht werden.“ Für Reisen in die Heimat nutzt er immer den Fernbus, sein Reisegepäck ist altersgerecht und so übersichtlich, dass ihn ein paar Meter Fußweg mehr nicht stören können. Er ist mit der Straßenbahn hierher gekommen. Das tun viele andere noch immer nicht, selbst wenn die Park- und Haltesituation immer ungemütlicher wird. So schleicht eine Frau mit ihrem Mittelklassewagen langsam durch den Busbahnhof, nur um an dessen Ende wieder kehrt zu machen, da sie dort keinen Parkplatz gefunden hat. Was anfangs noch wie ein Triumph der Rechtschaffenheit aussieht, endet im Herdentrieb und sie hält einfach hinter einem anderen, bereits auf einer Busspur parkenden Wagen. Sie wolle nur ihre Tochter abholen, in fünf Minuten käme sie an, sagt Tatjana aus Karlsruhe: „Ich stehe hier, bis ein Bus kommt, dann fahre ich natürlich gleich weg“, sagt sie entschuldigend. Den direkt am Zugang zum Bahnhof wartenden Taxifahrern reichen solche Entschuldigungen hingegen längst nicht mehr und berichten sie ausführlich über herrschende Wildwestsitten, die ihnen regelmäßig den Arbeitstag erschweren. Besonders ärgerlich sei es für sie, dass es seitens des Ordnungsamtes keine Kontrollen gäbe und die Taxi-Stellplätze ständig zugeparkt würden: „Es kommt niemand und guckt“, sagt Hadi in gerechtem Zorn. Sogar über den Fußweg würden manche sogar fahren, um auch noch die letzten Meter zu sparen. Auch seien „tausende“ Busreisende schon in der Taxi-Sackgasse gelandet, weil die Stadt keine Wegschilder aufgestellt hätte. Immerhin gäbe es allerdings auch etwas zu lachen, sagt Kollege Hakan. Seit den Weihnachtsfeiertagen habe ein Wagen mit französischem Kennzeichen mitten in der Baustelle gestanden und sei wochenlang drum herum gearbeitet worden, bis er jetzt endlich abgeschleppt worden sei. Jetzt wühlt sich an dessen Stelle ein Bagger in das Erdreich. Also nimmt es Hakan letztlich mit Humor: „Das ist doch alles wunderbar und erfrischend, immer mal etwas Neues!“ Dabei müssten die vielen Manöver und Regelübertretungen der Autofahrer eigentlich gar nicht sein, wenn diese nur die zahlreichen neu eingerichteten Parkplätze nutzen würden. So wie Nadine aus Straubenhardt, die mit ihrem Kinderwagen gemütlich vorbei kommt. „Zwei Minuten Fußweg, das geht doch“, sagt die junge Frau. Bewegung tue doch schließlich auch gut, sagt die Mutter auch an die stets rollende oder hüpfende Begleitung gerichtet.

x