Karlsruhe Ein Denkmal für Drais

Der originalgetreue Nachbau der Draisine ist der Blickfang im Museum(rechts). Aber Martin Hauge (oben) sammelt noch mehr rund um
Der originalgetreue Nachbau der Draisine ist der Blickfang im Museum(rechts). Aber Martin Hauge (oben) sammelt noch mehr rund um das Zweirad.

Drei Jahre lang hat Martin Hauge mit zahlreichen Aktionen für die Einrichtung eines Museums zur Erinnerung an den Laufmaschinen-Erfinder Karl Drais geworben und nicht nur einmal ist er dabei auch übers Ziel hinausgeschossen. Nun hat der Chef der Fahrradwerkstatt „Radler Martin“ die Sache selbst in die Hand genommen und in der Innenstadt das erste inoffizielle Drais-Museum eingerichtet.

„Ich wollte mich nicht mehr länger vertrösten lassen und dem Wegbereiter des Fahrrads endlich ein würdiges Denkmal setzen“, sagt der Drais-Aktivist. Und weil er Anfang des Jahres mit zwei Kollegen die Räume einer ehemaligen Druckerei im Gewerbehof übernommen hat, war gleich der passende Platz für die Ausstellung gefunden. Absoluter Blickfang des Drais-Museums ist der detailgetreue Nachbau einer Laufmaschine von Karl Drais. Über 3000 Euro hat er sich dieses Unikat kosten lassen. Im Museum schwebt das rustikale Exponat in sanftes Rotlicht getaucht über den Köpfen der Besucher. An den vier Wänden der Fahrradwerkstatt hat Hauge unzählige Bilder, Zeitungsausschnitte und Schautafeln über das Leben und Wirken des Erfinders platziert. Auf den ersten Blick wirkt das Sammelsurium an Quellen und Berichten zwar recht unübersichtlich. Aber Hauge kann zu jedem einzelnen Exponat eine eigene Geschichte erzählen. Zudem arbeitet Hauge seit einigen Jahren mit Drais-Biograf Erhard Lessing eng zusammen. Weil die Stadtverwaltung im Jahr des 300 Stadtgeburtstags im Jahr 2015 keine Drais-Ausstellung geplant hatte, machte Hauge aus der Not eine Tugend, konzipierte mit Lessing eine eigene Sonderschau im Foyer der BB-Bank. Präsentiert wurde unter anderem erstmals in Deutschland die Replik einer Gesichtsmaske von Drais, die Anfang des 19. Jahrhunderts in Frankreich erstellt wurde. Weil er bei seiner Ansprache zur Ausstellungseröffnung Stadtarchiv-Leiter Ernst Otto Bräunche und Stadtmuseumsdirektor Peter Pretsch mit recht harschen Worten scharf kritisierte (manche Besucher sagten auch: grob beleidigte), war eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Hauge und den Chefs der beiden Kultureinrichtungen danach allerdings nicht mehr möglich. Er habe sich schon seit vielen Jahren über die teilweise „grob fehlerhafte“ und seiner Ansicht nach unzureichende Darstellung von Drais in den Karlsruher Kulturinstitutionen geärgert und an diesem Abend seinem Frust freien Lauf gelassen, begründet er seine damalige Verbalattacke. Und bis heute hält er beim Thema Drais mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg und geht mit den Verfassern von Texten über den Laufraderfinder wegen größerer und kleinerer Unstimmigkeiten hart bis überhart ins Gericht. In seinem Drais-Museum präsentiert Hauge nun gleich mehrere Belege von lange verbreiteten Falschinformationen . So werde eine Illustration aus den 1850er Jahren von der Bayerischen Akademie immer noch als Karikatur von Karl Drais bezeichnet, obwohl es mittlerweile erwiesen sei, dass die Zeichnung vom englischen Satiriker George Cruikshank stammt und nicht das geringste mit dem Erfinder zu tun habe. „Viele wichtige Fakten aus dem Leben und Wirken von Karl Drais sind selbst in Karlsruhe schlichtweg noch unbekannt. Und genau das möchte ich mit solchen Rundgängen und dem Museum ändern“, betont Hauge. Selbst kleinere Differenzen in der Drais-Darstellung versetzen Hauge bis heute noch in Rage. Doch ob der als Karl Friedrich Cristian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn geborene Mobilitätspionier heute nun - wie von Hauge und Lessing gefordert - Karl Drais genannt werden soll, weil er zwei Jahre vor seinem Tod im Jahr 1951 seinen Adelstitel abgab, oder doch Karl von Drais - wie es die Stadtverwaltung bis heute tut - ist selbst in Fachkreisen noch nicht endgültig geklärt. “Sicherlich habe ich bei einigen meiner Äußerungen in der Vergangenheit nicht immer die passenden Worte gefunden„, übt Hauge zumindest ein Stück weit Selbstkritik. Aber die Uneinsichtigkeit mancher Historiker habe ihn regelmäßig in Zorn versetzt und deshalb habe er sich immer wieder im Ton vergriffen. Info Das Draismuseum in der “Radler-Halle„ des Gewerbehofs in der Steinstraße 23 hat dienstags bis freitags von 11 bis 18.30 und samstags von 10 bis 15 Uhr geöffnet.

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