Karlsruhe „FameLab“: Von plaudernden Eiern und klimaschädlichem Gas

Ölplattformen stoßen viel Methangas aus. Christian Scharun versucht mittels Wissenschaft, die Auswirkungen zu stoppen.
Ölplattformen stoßen viel Methangas aus. Christian Scharun versucht mittels Wissenschaft, die Auswirkungen zu stoppen.

Wer noch immer der Meinung ist, wissenschaftliche Themen seien trocken und langweilig, kann noch nie bei einer Veranstaltung wie „FameLab“ gewesen sein. Im fast voll besetzten Kulturzentrum Tollhaus nahmen sieben Nachwuchs-Wissenschaftler – vier Frauen und drei Männer – das Publikum mit auf eine faszinierende Reise.

Renitente Computernetzwerke spielten eine Rolle, ebenso wie biologische Gesichtserkennung und plaudernde Eier. Eine „Königin der Fliegen“ warb für neue Lebensmittel, „atemlose“ Luftballone veranschaulichten, wie es Körperzellen geht, wenn Sauerstoff knapp wird und auch die Idee, aus Orangenschalen und anderen „Abfällen“ Alternativen zu Kunststoffen auf Erdölbasis zu schaffen, zog die Anwesenden in ihren Bann. Es war Wissenschaftsvermittlung im ICE-Tempo, denn die Vortragenden hatten jeweils nur drei Minuten Zeit, ihre Erkenntnisse so zu vermitteln, dass es möglichst alle im Saal verstehen. Lang anhaltender Applaus zeigte, dass dies offensichtlich gelang.

Klimaschädliche Gase sorgen für Sieg

Am Ende waren sich Publikum und Jury einig: Christian Scharun, der vom Karlsruher Institut für Technologie aus klimaschädlichen Gasen auf der Spur ist, lieferte den überzeugendsten Vortrag ab. Scharun, dessen Arbeit bereits Ende vergangenen Jahres bei einem Innovationswettbewerb mit 1700 Forschenden aus 89 Ländern als „wissenschaftlicher Durchbruch des Jahres“ ausgezeichnet worden war, hat einen Algorithmus entwickelt, mit dem sich der Klimawandel gezielter bekämpfen lässt. Er hat vor allem den beachtlichen Methanausstoß von Ölplattformen in der Nordsee im Blick, der bisher in keiner Statistik auftaucht. Riesige Methanmengen, die geeignet sind, den Klimawandel zu beschleunigen und die somit eine entsprechende Gegenstrategie erfordern. Doch nicht nur für die Suche nach klimaschädlichem Gas bei Bohrinseln taugt sein Programm, weltweit könnten die von Satelliten gelieferten Daten unter die Lupe genommen werden.

Neben Scharun begeisterte vor allem Gabriella Gall die hochkarätig besetzte Jury, auch sie wird mit ihrer Forschungsarbeit über „klickende“ Eier den Südwesten der Republik beim Deutschland-Finale des Wettbewerbs, am 16. Mai in Bielefeld, vertreten. Gall hat sich ein Thema ausgesucht, das ziemlich langweilig erscheint - es sei denn, es ist gerade Ostern. Die Verhaltensbiologin aus Konstanz versucht zu ergründen, wieso die Küken eines Vogelnests nahezu gleichzeitig aus ihren Eiern schlüpfen. Zufall kann das nicht sein, stattdessen kam sie einer Kommunikation über Klicklaute durch die Eierschalen hindurch auf die Spur.

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In Tijen Onaran, geboren und aufgewachsen in Karlsruhe, hatte der Abend auch eine ideale Moderatorin. Onaran, die inzwischen in Berlin lebt und laut „Manager Magazin“ zu den 100 einflussreichsten Frauen der Deutschen Wirtschaft zählt, hatte sicht- und hörbar Spaß, endlich wieder in ihrer Heimatstadt auf der Bühne zu stehen. Hochkarätig besetzt war auch die Jury, mit KIT-Vizepräsident Thomas Hirth an der Spitze, Meike Walli-Schiek vom Fraunhofer-Institut ISI, Ulrike Brandt-Bohne vom Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation sowie Jan Wiesenberger aus dem Forschungszentrum Informatik an seiner Seite.

Info

Wer im „Tollhaus“ nicht dabei war, kann sich den Abend übrigens auch noch nachträglich auf dem YouTube-Kanal der Stadt Karlsruhe zu Gemüte führen.

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