Karlsruhe Junge Frauen für Technik begeistern

Rosen schockgefroren: Schülerinnen des Edith-Stein-Gymnasiums experimentieren mit Professor Michael Kauffeld, der in Ottersheim
Rosen schockgefroren: Schülerinnen des Edith-Stein-Gymnasiums experimentieren mit Professor Michael Kauffeld, der in Ottersheim wohnt.

Im Januar haben Professoren und Mitarbeiter der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft das Edith-Stein-Gymnasium (ESG) in Speyer besucht, um Begeisterung für die sogenannten Mint-Fächer zu wecken. Ihr Equipment haben sie damals mitgebracht (Die RHEINPFALZ berichtete). Jetzt folgte der Gegenbesuch der Klassenstufen 10 und 12. Knapp 100 Schülerinnen waren in die Hochschule gekommen. Geplant waren Versuche, die nur hier gemacht werden konnten.

Im wahrsten Sinn des Wortes „kalt gemacht“ wurden die Schülerinnen dabei beispielsweise beim Besuch der Kältekammer im Kältelabor. Minus 50 Grad wollten die meisten dann auch nur wenige Augenblicke genießen. Die Schülerinnen steckten Rosen in 185 Grad kaltes Kältemittel oder stellten Speiseeis aus flüssiger Luft her, welches natürlich dann auch alle genießen durften. Im Wasserlabor wurde die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers gezeigt und berechnet. In einem kleinen Chemie-Labor untersuchten die Schülerinnen Lithium-Batterien und im Roboterlabor versuchten sie einen Greifarm so zu steuern, dass dieser Würfel zu einer bestimmten Figur wie ein Quadrat oder Dreieck legt. „Gar nicht so einfach“, wie Eva-Maria Hoffmann aus der Klassenstufe 12 feststellte. Insgesamt stellte die Hochschule elf Angebote auf die Beine, von denen jede Gruppe drei besuchen konnte. Die Auswahl der Gruppen mit bis zu zehn Personen traf Melanie Müller, Physiklehrerin am ESG nach dem Leistungsstand der Schülerinnen. An dem reinen Mädchengymnasium wählen übrigens deutlich weniger in der Oberstufe Physik ab als an gemischten Schulen, erzählt sie. Und die jungen Frauen finden die Veranstaltung in der Hochschule auch alle spannend und waren voll dabei. „Die Aufmerksamkeit ist sehr hoch“, lobte beispielsweise Professorin Catherina Burghart die Schülerinnen im Wasserlabor. Und trotzdem: Geht es um die spätere Berufswahl, sind die wenigsten wie Lissi Strasser, die mit ihren 15 Jahren schon weiß, irgendetwas mit Maschinenbau zu studieren. Meist sind Medizin oder Jura Wunschberufe, aber selten etwas technisches, auch wenn die Schulnoten dafür sprechen würden. Das Interesse der Schülerinnen mit Experimenten für MINT-Fächer zu wecken, ist Ziel des Projektes. Die Versuche passen genau in den Lehrplan, können aber in den Schulen nicht durchgeführt werden, erklärt Professor Michael Kauffeld von der Fakultät für Maschinenbau und Mechatronik. Der Kältespezialist ist der Initiator des Projektes. Leider seien die Schulen finanziell schlecht ausgestattet. Im Edith-Stein-Gymnasium beispielsweise gibt es pro Jahr insgesamt 600 Euro für die Klassenstufen 5 bis 13 für Physik . Und so würden statt Praxis dann eben nur „sicher didaktisch hochwertige“ Filme von Versuchen gezeigt. Aber dies sei eben auch nichts anderes als das Computerspiel oder Handy im Nachmittag, so Kauffeld. Auf die Idee, dass sie Hochschule an die Schulen kommt und umgekehrt, sei er schon vor einigen Jahren gekommen. Damals sei er als Vater eines Grundschulkindes in Ottersheim gefragt worden, er sei doch Professor, könne der nicht mal ein paar Versuche in der Schule vorführen. Gesagt, getan, eine ganzen Vormittag war Kauffeld in der Schule und wohl so erfolgreich, dass ein Kind, wie ihm berichtet wurde, in der Kirche betete: „Lieber Gott, vielen Dank für den Schultag mit den schönen Versuchen, den du mit geschenkt hast“.

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