Karlsruhe Räder mit Geschichte

Über Tafeln mit sogenannten QR-Codes soll man Hintergründe zum jeweiligen Rad erhalten.
Über Tafeln mit sogenannten QR-Codes soll man Hintergründe zum jeweiligen Rad erhalten.

Salzburg ist die Stadt von Mozart. Wittenberg die von Luther. Und Karlsruhe? „Das ist die Stadt von Karl Drais“, sagt Adrian Bischoff. Der Fotograf und Künstler aus dem hessischen Maintal möchte dem Wegbereiter des Fahrrads deshalb am liebsten ein Denkmal der besonderen Art setzen. Bischoff hat nämlich einen „Walk of Frame“ konzipiert und geht mit dieser Idee derzeit in der Geburtsstadt des Mobilitätspioniers auf Werbetour.

Das englische Wort „Frame“ steht in diesem Fall für „Fahrradrahmen“ und das aus gutem Grund. Bischoff will nämlich rund 1000 Drahtesel aus den unterschiedlichen Epochen der Fahrradgeschichte auf Metallstelen montieren und an markanten Orten im Stadtgebiet platzieren. Über einen QR-Code können sich die Betrachter zudem noch Hintergrundinformationen zu den einzelnen Rädern aufs Handy laden. „Jedes dieser Fahrräder hat seine eigene Geschichte. Und diese Geschichte wollen wir den Leuten auch erzählen“, sagt Bischoff. Rennmaschinen mit bewegter sportlicher Vergangenheit passen nach Bischoffs Einschätzung deshalb ebenso in das Ausstellungskonzept wie historische Räder aus den ehemaligen Karlsruher Fahrradfabriken Gritzner oder Fischer oder die Kinderfahrräder von prominenten Personen der Stadtgeschichte. „Aber auch ein Fahrrad, mit dem zwei ganz normale Leute zu ihrer Hochzeit fuhren, hat eine schöne Geschichte zu erzählen“, betont Bischoff. Am Ende sollte mit den 1000 Rahmen ein Bogen über die Entwicklung und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Fahrrads von den Anfängen bis heute gespannt werden. Ein möglicher Blickfang wäre ein überdimensionaler und möglichst detailgetreuer Nachbau jener Laufmaschine, mit der Karl Drais am 12. Juni 1817 seine sieben Kilometer lange Jungfernfahrt von Mannheim nach Schwetzingen bestritt. Allzu sehr ins Detail gehen will Bischoff bei seinen Planungen allerdings noch nicht. „Man muss schließlich erst einmal genau erörtern, was überhaupt ungesetzt werden kann“, sagt der Fotokünstler. Erste Kontakte mit potenziellen Unterstützern hat Bischoff bereits geknüpft. Zudem müssten noch Sponsoren und Unterstützer gewonnen werden. „Solche Installationen locken meistens auch zahlreiche Touristen in die Stadt. Denn die Kombination aus Technik und Kunst übt auf viele Leute eine große Faszination aus“, verweist Bischoff auf ähnliche Projekte wie die „Cadillac Ranch“ der Künstlergruppe Ant Farm an der Route 66 in den USA. Festgezurrt hat Bischoff die Route für seinen Rahmenparcours noch nicht. Prinzipiell sei es möglich, einzelne Räder an zahlreichen Plätzen im Stadtgebiet zu installieren. Dann könnten sich auch Privatleute, Firmen und öffentliche Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen an dem Projekt beteiligen. „Natürlich müssen die Rahmen vom öffentlichen Raum aus zu sehen sein. Aber das ist im Vorgarten eines Privathauses oder am Eingangsbereich einer Firma sicher der Fall“, so Bischoff. Durch die Nutzung von privaten Grundstücken könnten auch die strengen Vorgaben für das Aufstellen von Kunst im öffentlichen Raum umgangen werden. Für ein temporäres Projekt ist der Initiator zahlreicher Fotoprojekte jedoch nicht zu haben. „Eine solche Installation muss dauerhaft geplant werden“, betont Bischoff. Und nicht zuletzt könne dieses Projekt schließlich ausgezeichnet erweitert und in die Region hinein ausgebaut werden. Eine fast naheliegende Idee sei dabei ein „Walk of Frame“ entlang des Rheinradwegs zwischen den beiden Drais-Städten Karlsruhe und Mannheim. „Und selbst wenn es nach Größenwahn klingt“, sagt Bischoff, „träume ich bereits von einem europäischen Projekt mit Tausenden von Fahrradrahmen am Rhein zwischen Basel und Rotterdam“.

Adrian Bischoff
Adrian Bischoff
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