Karlsruhe Artenschutz-Gespräche: Wie geht es unseren Zoos?

Im Zoo leben derzeit vier Luchse, die nachgezüchtet wurden. Einst waren Luchse im Schwarzwald heimisch.
Im Zoo leben derzeit vier Luchse, die nachgezüchtet wurden. Einst waren Luchse im Schwarzwald heimisch.

150 Zoo-Expertinnen und -Experten haben sich über die aktuelle Situation der Zoos in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgetauscht. Ein Thema war das Auswilderungsprojekt der Karlsruher Luchse, die dort nachgezüchtet wurden.

„Die Zoologischen Gärten haben sich in den vergangenen drei Jahrzehnten zu modernen Natur- und Artenschutzzentren entwickelt“. Das sagte Jörg Junhold, anlässlich der Jahrestagung des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ) in Karlsruhe. Erstmals seit 53 Jahren tagte der Zusammenschluss von 71 zoologischen Einrichtungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in der Stadt. Zuletzt war das 1970 der Fall. Neu bei der Tagung ist das „Zoo- und Wildtierforum“.

Der studierte Tierarzt Junhold ist der Präsident des Verbands – und seit 1997 auch Direktor des Zoos in Leipzig. Man arbeite bei den Zoos bereits jetzt „in einem globalen Artenschutznetzwerk“, betont er und wolle sich weiter öffnen für die Gesellschaft, sensibilisieren für bedrohte Lebensräume. Der Direktor des Karlsruher Zoos, Matthias Reinschmidt, hat als Gastgeber der Tagung diesen Wandel im Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe seit acht Jahren aktiv mit gestaltet – und 2016 zudem eine eigene „Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe“ mit auf den Weg gebracht.

Es gehe heute vermehrt darum, mit Botschafter-Tierarten „gegen das Aussterben einzelner Arten anzukämpfen“. Reinschmidt nennt allein sieben Tierarten, die bereits als ausgestorben galten und die im Zoo in Karlsruhe erfolgreich nachgezüchtet werden konnten: darunter das europäische Wisent, eine Bison-Art. Derzeit halte man im Freigehege „Tierpark Oberwald“, das zum Zoo gehört, zehn Tiere dieser Gattung – und habe auch schon einige Exemplare „erfolgreich wieder ausgewildert“. Ausgewildert werden sollen in absehbarer Zeit – wobei momentan noch kein Zeitpunkt feststeht – auch in Karlsruhe nachgezogene Luchse. Die Großkatzen waren früher im Schwarzwald heimisch, der Zoo ging hier – gefördert vom Land – eine Kooperation ein mit dem Nationalpark Schwarzwald. Beteiligt sind zudem der Naturschutzverband „WWF“ und der Landesjagdverband. Peter Hauk (CDU), der Minister für Ländlichen Raum des Landes und in dieser Funktion auch für Tiere zuständig, lobte vor den Delegierten das vor knapp zwei Jahren neu eröffnete Luchsgehege in Karlsruhe. In dem neuen Areal am Lauterberg des Karlsruher Zoos leben derzeit vier Luchse.

Rund 150 Delegierten, darunter zahlreiche Direktoren aus den deutschsprachigen Zoos, diskutierten bei dem Treffen in der Gartenhalle der Messe Karlsruhe über Fragen von Artenschutz und Biodiversität. Das erstmals eingebundene „Zoo- und Wildtierforum“ erörterte die sich wandelnden Aufgabenstellungen, mit den Themen Artenschutz, Bildung und Forschung in den modernen Zoos. Per Video zugeschaltet war der Arzt und Autor Eckart von Hirschhausen. Vorträge gab es unter anderem von den Direktoren der Zoos in Zürich und Nürnberg – oder dem Direktor des Leibniz-Instituts für Zoo und Wildtierforschung, Heribert Hofer. Ein besonderer Gast kam aus Borneo, ein Teil von Indonesien: Willie Smits, ein gebürtiger Niederländer, sorgt dort als Gründer der Borneo Orang Utan Survival Foundation seit vielen Jahren für den Erhalt der bedrohten Menschenaffenart der Orang Utans; auch gefördert mit Geldern der „Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe“.

Verbands-Präsident Junhold nennt es ein wichtiges Ziel, „gesunde, stabile Populationen bedrohter Arten“ wieder herzustellen. Der Zoo Leipzig etwa kümmere sich, im Verbund mit dem Heidelberger und dem Kronberger Opel-Zoo um die Wiederansiedlung des europäischen Feldhamsters. Auch Gastgeber Matthias Reinschmidt erläuterte, wie man sich auch „um die kleinen Arten“ kümmere. Der Biologe und Experte für Papageien nannte dabei die Aufzucht von Kiebitzen, einer bedrohten Vogelart, die vor allem auf Wiesen- und Weideflächen vorkam, aus der Familie der Regenpfeifer. In nur drei Jahren habe man in Karlsruhe über 90 Jungtiere nachgezüchtet und wieder ausgewildert. Die nächst Verbandstagung des VdZ im Jahr 2024 soll in Heidelberg stattfinden – ausgerichtet vom Zoo Heidelberg

x