Kreis Bad Duerkheim Geheimnisse und Gerüchte

Einblick in den Tempel: Symbolik der Freimaurerei.
Einblick in den Tempel: Symbolik der Freimaurerei.

Freimaurer aus ganz Deutschland werden sich Ende Mai in Mannheim treffen. Die Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer (AFAM) lädt ihre Mitglieder ein zu Vorträgen, Diskussionen und zum Gedankenaustausch. Die Freimaurerei hat in Mannheim eine sehr lange Tradition. Große Persönlichkeiten der Stadtgeschichte gehörten zu den hier ansässigen Logen. Für einen angeblichen Geheimbund sind die Freimaurer in Mannheim sehr leicht zu finden. Ein Logenhaus in L 9, 9 ist nicht zu übersehen, eine Messingtafel auf Augenhöhe bezeichnet es deutlich als Logenhaus und Sitz der Freimaurerloge „Carl zur Eintracht“. Sie ist die älteste Loge der Region und organisiert das Treffen. Und es gibt weitere Freimaurer-Logen, deren Mitglieder sich hier und in einem zweiten Logenhaus in der Tullastraße regelmäßig treffen. Dokumente nennen als Gründer der ersten Mannheimer Loge Graf Albrecht Wolfgang von Schaumburg-Lippe, der 1727 am Hof des Kurfürsten Carl Philipp lebte. Unter der Regierung Carl Theodors, der 1742 Kurfürst der Pfalz wurde, war Freimaurerei geradezu Mode geworden. Meist waren es Adlige, die in der Pfalz Logen gründeten. 1785 wurde die Freimauerei in der Kurpfalz verboten – ein Grund war ihre Unterwanderung durch die Illuminaten. Der Mannheimer Schauspieldirektor Freiherr Wolfgang Heribert von Dahlberg wollte nach der Zeit des Verbots eine Wiedergründung in Mannheim versuchen, Kurfürst Carl Theodor lehnte das ab. Dahlberg leitete das Nationaltheater, an dem auch sein Maurerbruder Anton von Klein mitwirkte und war für die Uraufführung der „Räuber“ verantwortlich. Als die Maurerei 1818 wieder zugelassen wurde, wurde hier das Stück „Der Freimaurer“ gespielt, geschrieben von dem Freimaurer August von Kotzebue, der später in Mannheim ermordet wurde. Mannheimer Bürgermeister wie Karl Nestler, der von 1849 bis 1869 die Geschicke der Stadt lenkte, und Eduard Moll (1870 bis 1891) waren Freimaurer und Meister vom Stuhl (Vorsitzende) der Loge Carl zur Eintracht. Bernhard Herschel, Kaufmann, Stadtrat und Stifter des Herschelbads, gehörte ebenso der Loge an wie der Erfinder Hugo Stotz, der die erste schaltbare elektrische Sicherung erfand. Auch der Verleger Wilhelm Waldkirch und Zeitungsgründer Ernst Lamey waren Mitglieder. Zu Carl zur Eintracht gehörte auch Friedrich Wilhelm Wagner, ein Ludwigshafener, einer der Väter des deutschen Grundgesetzes, der später in Ludwigshafen eine Loge gründete. Die Loge ist ein geschützter Raum Das Image des Geheimbunds hängt den Freimaurern immer noch nach. Entstanden ist es im absolutistischen Staat des 18. Jahrhunderts, als Demokratie, Meinungs- und Religionsfreiheit noch lange nicht galten. Dass Männer ungeachtet ihres Standes und ihrer Religion an einem Tisch sitzen und frei ihre Gedanken äußern, war unerhört und gefährlich – doch was in der Loge gesagt wurde, blieb in der Loge. Die Diskretion war lebenswichtig. Auch heute noch spielt Diskretion eine große Rolle. Die Freimaurer sind entstanden aus Dombauhütten und ihren Zunftgeheimnissen. Heute sind die Werkzeuge symbolisch und die Freimaurer arbeiten nach ihrem eigenen Verständnis an sich selber, wollen sich selbst zu Menschenliebe, Toleranz und Brüderlichkeit erziehen. Logen sind Vereine und unterliegen dem Vereinsrecht. Derzeit gibt es etwa 10.000 AFAM-Mitglieder, die in rund 270 Logen organisiert sind. In Mannheim finden sich weitere freimaurerische Richtungen, wie den Freimaurer Orden. Hier gibt es auch eine feminine Loge, Unitas, in der ausschließlich Frauen freimaurerisch arbeiten. „Mannheim hat eine große maurerische Tradition“, sagt Großmeister Stephan Roth-Kleyer, der Vorsitzende des Dachverbands der AFAM-Logen. Er befürwortet eine größere öffentliche Präsenz der Freimaurerei. Die Leitfrage des Mannheimer Treffens lautet: „Die Welt verändert sich dramatisch – und wir?“ Während die AFAM-Brüder diskutieren, gibt es für Frauen und Freunde Ausflüge zu Kunsthalle, Technoseum und Schwetzinger Schloss. Die Großloge fördert Logen, die sich an ihren Orten sozial und kulturell engagieren. Wohltätigkeit war schon immer Teil der Maurerei. In Mannheim wird die AFAM-Großloge eine Spende von 10.000 Euro an die Orientalische Musikakademie übergeben.

1819 in Mannheim ermordet: Freimaurer August von Kotzebue.
1819 in Mannheim ermordet: Freimaurer August von Kotzebue.
Freimaurer-Zentrale: Logenhaus in L 9, 9.
Freimaurer-Zentrale: Logenhaus in L 9, 9.
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