Kreis Bad Duerkheim Höchste Anforderungen an die Hygiene

91-85189888.jpg

Der Rohbau der neuen Stammzell-Transplantationseinheit an der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) wächst weiter wie geplant. „Im Sommer 2017, eventuell sogar etwas früher, werden wir in Betrieb gehen“, sagt Klinikgeschäftsführer Frederik Wenz.

Leukämie-Patienten sind nach ihrer Stammzellentransplantation dann nicht wie bisher über Wochen an ihr Einzelzimmer gefesselt. Die so gut wie keimfreie Atmosphäre auf der gesamten Station erspare ihnen diese Isolation, die als zusätzliche Belastung empfunden wird. Die neue Station wird komplett unter leichtem Überdruck stehen und kann nur über Luftschleusen von außen betreten werden. Die Patienten können sich auf der Station frei bewegen, Besuch empfangen und sich im Aufenthaltsraum treffen. „600 Quadratmeter persönlicher Bewegungsraum. Das ist ein erheblicher Zugewinn an Lebensqualität“, findet Bürgermeisterin Ulrike Freundlieb (parteilos). Dazu bedarf es sehr spezieller, sehr aufwendiger Systeme, um Raumluft, Wasser und Abwasser zu filtern. Und so stehen laut Architekt Tobias Rechenberger 1500 Quadratmetern Technikfläche 570 Quadratmeter Nutzfläche gegenüber – ein Verhältnis von fast drei zu eins. „Das Haus muss Patienten und Pflegepersonal den größtmöglichen Nutzen bieten“, sagt UMM-Technikleiter Thomas Schuhmacher. Die hohen Anforderungen an die Hygiene sind für die Planer eine Herausforderung. Die Abläufe in den Duschen sind glatt und aus einem Stück, damit sich nirgendwo Keime absetzen können. Auch an Boden- und Wandoberflächen wird aus diesem Grund auf Fugen soweit wie möglich verzichtet. Um die Stammzellentransplantation vornehmen zu können, werde den an Blutkrebs erkrankten Patienten das Immunsystem „genommen“. „Einfach mal zu desinfizieren, reicht da nicht“, erläutert Stefan Klein. Von den künftigen Mitarbeitern würde neben der Achtsamkeit beim Thema Hygiene in pflegerischer und menschlicher Hinsicht viel erwartet, so der Leiter der Stammzell-Transplantation der UMM weiter. Mit dem Erweiterungsbau kann das Klinikum seine Behandlungskapazität im Bereich der Stammzellentransplantation auf dann 60 Patienten pro Jahr verdoppeln. Auf der neuen Station sollen vor allem allogene Transplantationen durchgeführt werden, bei denen die verpflanzten Zellen nicht vom Patienten selbst, sondern von einem Spender stammen. Wie Stefan Klein erläutert, hat sich die UMM als eine der ersten Kliniken auf die Übertragung von nur halb passenden Stammzellen spezialisiert. Der Anteil dieser hochkomplexen Eingriffe sei zuletzt um fast ein Viertel gestiegen. Die Kosten für den neuen Bereich belaufen sich auf 7,2 Millionen Euro, von denen das Land 4,8 Millionen übernimmt. Laut UMM-Geschäftsführer Wenz handelt es sich dabei um „eine Investition, die Erlöse generiert“. Neben der Behandlung der Leukämie-Patienten beschäftigen sich die Spezialisten in der neuen Einheit mit der Erforschung und Weiterentwicklung von Therapiemethoden. Eng verzahnt mit der Station ist zudem die Ambulanz, die die Nachsorge der Patienten sicherstellt. (waz)

x