Kreis Bad Duerkheim Relikt aus NS-Zeit gefunden

91-75083055.jpg

Wie das Nazi-Schild in den Haardter Schuppen kam, weiß niemand. Jedenfalls hing es jahrzehntelang dort. Angenagelt, die Aufschrift auf der Innenseite verborgen. „Wein- und Luftkurort Haardt – Juden unerwünscht!“ ist darauf zu lesen. Eines jener Schilder, die im Sommer 1935 in ganz Deutschland an Orts- oder Geschäftseingängen aufgehängt wurden.

Fast sieben Jahrzehnte später kaufte das Ehepaar Frey-Zaby in der Haardter Straße ein Haus. Nichtsahnend machte Helmut Frey-Zaby sich an die Entkernung eines Anbaus. Als er die Bretter am Dach abnahm, fand er das „Juden-unerwünscht-Schild“. Die „Entdeckung“ liegt mittlerweile mehr als zehn Jahre zurück. Das Ehepaar war damals neu in der Stadt und wusste nicht so recht, an wen es sich wenden sollte. Also wanderte das Schild erst einmal in den Keller. Und die geplante Übergabe auf der To-do-Liste ganz nach unten. Bis vor kurzem mal wieder Renovierungsarbeiten anstanden und der Keller aufgeräumt wurde. Inzwischen ist die Familie gut vernetzt, ein Ansprechpartner für das Relikt aus der NS-Zeit war schnell gefunden: Eberhard Dittus, Vorsitzender der Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus. Dass ein solches Schild in Haardt existierte, wusste Dittus. „Es gab sogar zwei“, sagt er. Nachzulesen in „Haardt - Geschichte und Geschichten, 1256-2006“. Der Darstellung zufolge wurden beide Schilder 1936 wieder entfernt – auch das absolut zeittypisch. Kurz vor den Olympischen Spielen in Berlin wurden die antisemitischen Schilder in den meisten Orten abgehängt, um die Besucher aus dem Ausland nicht zu vergraulen. Dittus hat das Schild nun in der Gedenkstätte für NS-Opfer im Quartier Hornbach aufgehängt. Und Familie Frey-Zaby ist froh, dass sie das Thema endlich abhaken kann. Und dass das Schild an einen Ort gekommen ist, wo an die Grausamkeiten jener Zeit erinnert wird. (kkr)

x