Kreis Bad Duerkheim Traubenkur-Besuch: Wenn das „iwwrische Geld“ knapp wird

Beliebtes Ausflugsziel – damals und heute: die Traubenkur.
Beliebtes Ausflugsziel – damals und heute: die Traubenkur.

Schon bald wird es wiedereröffnen. Wiederzuerkennen dürfte es dann wohl eher nicht sein: Das Café Traubenkur, das unter neuer Regie als Café Pompöös in die neue Saison gehen wird. Wie die Betreiber aus dem Umfeld des schrillen Modedesigners Harald Glööckler das Café gestalten werden, ist noch offen. Dürfte aber mutmaßlich bleibende Eindrücke hinterlassen. Doch das konnte es schon immer ... Die Geschichte, an die sich Linde Blaul erinnert, ist über 60 Jahre her: Die damals zehn Jahre alte Linde will mit ihrem kleinen Bruder mit der Straßenbahn von Gönnheim nach Bad Dürkheim: „Straßenbahnfahren war nämlich für meinen kleinen Bruder eines von den schönsten Erlebnissen.“ Und noch etwas Schönes ist für diesen Sonntagnachmittag geplant. Ein Vorhaben, das beinahe ins Auge gegangen wäre. „Vom Vater habe ich mir Geld für die Straßenbahn erbettelt“, beschreibt die heute 74-Jährige. Eine Mark lässt der Papa springen. 50 Pfennig davon waren für das Fahrgeld nötig: „Fer des iwwrische Geld dirfen ehr eich e Eis kaafe“, sagt der Vater. „Das war viel. 50 Pfennig für zwei Eis.“ Die zu vorübergehendem Reichtum gekommenen Kinder fahren nach Bad Dürkheim. Dort gehen sie im Kurpark spazieren. Und kommen an der Traubenkur vorbei. „In dem Moment ist mir das viele Geld eingefallen, das mir der Vater mitgegeben hat. Ich habe dann angefangen zu übelegen. Bei uns im Dorf hat ein Bällchen Eis 10 Pfennig gekostet. Im Café Traubenkur ist es mit Sicherheit ein bisschen teurer als im Dorfladen. Ich habe hin- und hergerechnet und gedacht, das wird schon reichen.“ Gesagt getan, die Kinder bestellen sich zwei Eis und schließen neue Freundschaften. Die zwei freundlichen Damen, die dem Bruder fasziniert zuhören, werden sich noch als Glücksfall erweisen. Der Vierjährige erzählt beredt vom Landleben, etwa wie der Deddeder (Traktor) funktioniert. „Schonungslos hat er ihnen auch den Begriff Puhlloch nahegelegt. Die Damen waren von etwas feinerer Herkunft und deshalb sehr interessiert, was so ein kleiner Bauernjunge alles erlebt.“ Während sich der kleine Junge mit den Damen amüsiert, kommen bei der kleinen Linde Zweifel an der Finanzierbarkeit des Ausflugs. So beobachtet sie, wie am Nachbartisch das gleiche Eis, das sie und ihr Bruder haben, 80 Pfennig kostet. Das Geld, rechnet sie fix, reicht nicht mal dann, wenn sie und ihr Bruder sich die Straßenbahn schenken und nach Gönnheim laufen. Unter Tränen flüstert sie ihrem Bruder zu, was los ist. „Prompt hat sich Walterle an die freundliche Dame neben sich gewandt und sie nicht gerade leise gefragt, so dass man es im ganzen Café gehört hat: ,Wäscht warum die Linde groint?’ ,Nein, warum weint denn deine Schwester?’, hat die Dame mitfühlend gefragt. Die Antwort von Walter in voller Lautstärke war: ,Dere ehr Geld langt net.’ Die freundlichen Damen haben uns die ganze Zeche bezahlt.“ Linde ist das damals peinlich. Die Damen fühlen sich aber durch die schöne Unterhaltung genug bezahlt. Bis heute schaut Linde Blaul immer auf den Preis, bevor sie sich ein Eis gönnt. Und bis heute fragt sie sich, was denn wohl aus den beiden freundlichen Damen geworden ist. Leser-Aktion Was verbinden Sie mit dem Café Traubenkur? Schreiben Sie uns Ihre Geschichten an redduw@rheinpfalz.de

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