Maximiliansau Abschied von Kita-Leiterin Drössler: „Wir müssen Kindern mehr zutrauen“

Cornelia Drössler mit den Kindern der Kita Villa Regenbogen.
Cornelia Drössler mit den Kindern der Kita Villa Regenbogen.

Nach 30 Jahren endete in der Maximiliansauer Kita Villa Regenbogen eine Ära. Cornelia Drössler wurde in den Ruhestand verabschiedet. Seit der Eröffnung hatte sie die Leitung inne – und unter drei Trägern gearbeitet.

„Besonders schön fand ich es, wenn ehemalige Kindergartenkinder mit ihren eigenen Kindern zum Anmelden kamen und erzählten, sie haben eine gute Zeit bei uns gehabt“, erzählt Conny Drössler mit einem Lächeln. Auch sie selbst ging gerne in den Kindergarten, damals in Bruchhausen, einem Stadtteil von Ettlingen. Obwohl die Familie evangelisch ist, ging sie in einen von katholischen Schwestern geleiteten Kindergarten. Nach ihrer Ausbildung zur staatlich geprüften Erzieherin arbeitete sie in einem Kindergarten in Ettlingen, den sie dann auch leitete.

Im September 1992 zog Drössler mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn nach Maximiliansau und fand dort schnell Arbeit im Elisabethen-Kindergarten im ehemaligen Schwesternhaus. Als ihr von Pfarrer Peter Nirmaier 1994 die Leitung angeboten wurde, war sie aufgrund des Konfessions-Konflikts überrascht, doch Nirmaier bestärkte sie das Amt anzunehmen.

Die Eltern mit einbezogen

Während dieser Zeit wurde ein neues großes Kindergarten-Gebäude für Maximiliansau neben der Grundschule gebaut. Es war nicht klar, welcher Träger diesen betreiben sollte. „Aus der Zeitung erfuhren wir, dass unser Kindergarten umziehen wird“, erinnert sich die heute 63-Jährige. 1995 war es so weit – und von den eher begrenzten Räumen an der Elisabethenstraße ging es in den imposanten, weiträumigen Neubau an der Tullastraße. Einen Namen hatte der Kindergarten noch nicht. Und das Bauwerk hatte keinen guten Stand in der Bevölkerung, erinnert sich Drössler. Zu groß, zu teuer – und vielleicht auch ein wenig zu außergewöhnlich, für manche. Um die Maximiliansauer abzuholen, riefen Drössler und ihre Kolleginnen einen Wettbewerb für die Namensfindung aus, was zur „Villa Regenbogen“ führte.

Auch bei ihrer Arbeit war es Drössler immer wichtig, die Eltern einzubeziehen. Gemeinsam wurden Feste vorbereitet und gefeiert – auch mit interkulturellen Angeboten – Basare, Frauenfrühstück und Flohmärkte organisiert. Ebenfalls mit Eltern hat sie über viele Jahre die Kita-Zeitung Wirbelwind gestaltet. Mit ihren theaterbegeisterten Kollegen war es gute Tradition an Weihnachten ein Märchenstück für die Kinder aufzuführen. In Kooperation mit der Tulla-Grundschule gab es gar eine Musical-Aufführung „Arche Noah“ der Schulanfänger und ersten zwei Klassenstufen.

Die Zeiten ändern sich

Viele Veränderungen gab es im Laufe der Zeit bei der Anforderung an die Kitas. Drössler erinnert sich daran, wie die ersten Einjährigen betreut wurden, die gerade erst laufen gelernt hatten. Damals wurden mit kleinen Zäunen noch Bereiche abgetrennt. Heute ist es Standard, Zweijährige zu betreuen, alles ist offen für die Kinder.

Das neue Kitagesetz, das seit 2021 in der Villa Regenbogen umgesetzt wird, verlangte auch von den pädagogischen Kräften Improvisation. Materialräume wurden zu Schlafräumen, Putzräume zu Wickelzimmerchen. Heute besuchen rund 100 Kinder die Villa Regenbogen. Fast alle essen hier auch zu Mittag. Trotz vieler offener Räume: einen großen Speisesaal gibt es nicht. „Daran, dass das mal nötig wird, hat beim Bau niemand gedacht“, weiß Drössler. Doch auch dafür gab es eine Lösung- Essen im Flurbistro in zwei Schichten. Das Team der Kita umfasst inzwischen 16 pädagogische Kräfte und zusätzliche Helfer. Auch ausgebildet wird in der Villa Regenbogen. Drösslers Leitspruch: Immer am Ball der Zeit bleiben!

Dass mit der Zeit immer mehr Dokumentation und Bürokratie den Arbeitstag ausfüllen: für Drössler keine gute Entwicklung. Viel lieber hätte sie ihre pädagogischen Stärken mehr den Kindern zugutekommen lassen. Eine Entwicklung, die ihr ebenfalls Sorgen bereitet: immer mehr Regeln, die Kinder schützen sollen, schränken diese in ihrer Entwicklung ein. „Wir müssen Kindern wieder etwas zutrauen!“, fordert sie, dass Kinder auch mal Klettern dürfen und nicht in Watte eingepackt werden.

Die Kita wird protestantisch

Im Jahr 2004 kam die Nachricht, dass die katholische Kirche die Trägerschaft abgibt. Aus fünf Bewerbern setzte sich die evangelische Kirchengemeinde vor Ort durch. Dekan Rainer Lamotte hatte sich stark dafür gemacht. Der Wechsel von der katholischen zur protestantischen Kita: „Für mich kein Problem – ich habe mich direkt wieder heimisch gefühlt“, lacht Drössler. Seit dem 1. Januar 2024 nun der dritte Träger: der Protestantische Kindertagesstättenverband Speyer-Germersheim hat übernommen. Für Conny Drössler wird Christoph Bier zukünftig die Leitung übernehmen. Diesen konnte sie in den vergangenen Monaten bereits einarbeiten.

Zum Abschiedsgottesdienst hat ein Kollege für Drössler ein Lied gedichtet, welches das Kollegium dann vortrug. Zahlreiche Kinder – aktuelle und ehemalige – waren da. Oliver Jauernig, der neue Ortsvorsteher von Maximiliansau und ehemaliges „Villa Regenbogen“-Kind, hielt eine Rede. Ebenso Pfarrerin Ariane Guttzeit, die im Auftrag des Presbyteriums eine Rose für den Garten übergab, für den jetzt mehr Zeit da ist. Am letzten Kindergartentag gab es zum Abschied noch ein Eis für alle.

x