Geschichten aus der Geschichte Anlässlich von Napoleons Geburtstag wurde groß aufgefahren

 Der französische Kaiser Napoleon I. in der Uniform eines Obersten seiner Gardejäger.
Der französische Kaiser Napoleon I. in der Uniform eines Obersten seiner Gardejäger.

Armenspeisung, Salutschüsse, Gottesdienst: Am 15. August 1807 wurde in den Gemeinden Schwegenheim und Sondernheim Napoleons Geburtstag gefeiert.

Archive werden zu Recht als das „Gedächtnis der Verwaltung“ bezeichnet, bewahren sie in den dort gelagerten alten Akten doch vieles auf, was einst für den gemeindlichen Alltag vergangener Zeiten von großer Wichtigkeit war. Inmitten von verstaubten Rechnungen, Quittungen und Belegen befinden sich mitunter aber auch interessante Schriftstücke, die besondere Ereignisse im dörflichen Alltag festgehalten haben.

So liegt in den Rechnungsbüchern der Gemeinde Schwegenheim des Jahres 1807 ein Schreiben des damaligen Bürgermeisters Abraham Bühler an den Präfekten des Arrondissements Speyer, Verny, in dem der Gemeindevorstand das geplante Programm und die Kosten zur Feier des Geburtstags von Napoleon Bonaparte am 15. August vorlegte.

Hoffen auf Geld vom Präfekten

Die Pfalz gehörte damals als Folge der Revolutionskriege und der entsprechenden Friedensschlüsse faktisch schon seit 1798 zu Frankreich und war Teil des von Mainz aus verwalteten Departements „Mont Tonnerre“ (Departement Donnersberg), das sich wieder in mehrere „Arrondissements“ (Kreise) gliederte. Als der Schwegenheimer „Maire“ – so die damalige französische Dienstbezeichnung des Bürgermeisters – am 1. Dezember 1807 zur Feder griff, antwortete er damit auf eine Anfrage, die der Speyerer Präfekt Verny Ende November 1807 an die Gemeinde gerichtet hatte.

Hierbei ging es darum, dass man wissen wollte, auf welche Art der Geburtstag, „seiner Majestät des Französischen Kaisers“ in Schwegenheim begangen werden sollte. Zwar sollten vom Dezember 1807 ab noch einige Monate verstreichen, bis sich Napoleon Bonapartes Geburtstag erneut jährte, doch hatte man den Gemeinden einen Zuschuss zu den damit verbundenen Aufwendungen in Aussicht gestellt, dessen Volumen es offenbar nun anhand der konkreten Planungen für das kommende Haushaltsjahr von Seiten des Arrondissements abzuschätzen galt.

Glockengeläut, Brötchen und Wein

Nach dem von Maire Bühler bereits entworfenen Programm sollte das festliche Ereignis bereits am Vorabend der Gemeinde durch Schüsse der Bürgergarde und Glockengeläut angekündigt werden – eine Zeremonie, mit welcher der eigentliche Geburtstag des Korsen um sechs Uhr morgens eingeleitet wurde.

Um neun Uhr versammelten sich der Gemeinderat und Bürgermeister auf dem Rathaus, um von dort aus einem Gottesdienst beizuwohnen, der zu Ehren des Französischen Kaisers gehalten wurde. An diesem Gottesdienst nahmen auch alle Schwegenheimer Schulkinder teil, die sich zunächst in ihren Schulräumen eingefunden hatten.

Um die Erinnerung an diesen Festtag möglichst lange im Gedächtnis zu verankern, wollte man den Schulkindern im Anschluss an den Kirchenbesuch ein Brötchen im Wert von je sechs Centimes schenken, wie im Schreiben Bühlers ausdrücklich vermerkt wird. Die Alten der Gemeinde erhielten, ebenfalls zum gleichen Zweck, hingegen je einen Liter Wein.

Speisen für die Armen

Auch die Armen der Gemeinde, die im wohlhabenden Schwegenheim damals wohl nicht so zahlreich waren wie in anderen Gemeinden des Arrondissements, sollten sich dieses besonderen Festtags lange erfreuen: Mit geradezu pedantischer Genauigkeit wurde vermerkt, dass man ihnen jeweils 230 Gramm Fleisch und 470 Gramm Weißbrot verabreichen wollte – für die so bedachten Bedürftigen sicher eine willkommene Bereicherung des üblichen Speisezettels.

Nachdem der Schwegenheimer Bürgermeister Ablauf und Umfang der Feierlichkeiten dargestellt hatte, bat er den Präfekten Verny um einen Zuschuss von 100 Franken zu den voraussichtlich entstehenden Kosten, die dann auch gewährt wurden wie ein entsprechender späterer Quittungsvermerk Bühlers belegt.

Erinnerung an Kosten für Friedensfest

Der Schwegenheimer Maire nutzte die Gelegenheit, die ein offizielles Schreiben an den Speyerer Präfekten bot und erinnerte diesen daran, dass er noch 23 Franken und 78 Centimes zu beanspruchen hatte, die man für die Gestaltung der Festlichkeiten anlässlich des erst kurz zuvor veranstalteten Friedensfests („Fête de la paix“) in der Gemeinde verauslagt hatte.

Etwas bescheidener feierte man dagegen in Sondernheim den Geburtstag des Kaisers. Wie die dortigen Gemeinderechnungen ausweisen, war man bestrebt, dem Fest „den möglichsten Glanz“ zu geben, was jedoch nur durch einen Zuschuss des Arrondissements Speyer möglich war.

So kalkulierte der Sondernheimer Maire Stubenrauch 20 Franken für Schießpulver zur Abgabe der Salutschüsse ein. 15 Franken waren vorgesehen für „Weißbroth“, das Armen und Kindern der Gemeinde den besonderen Festtag in Erinnerung halten sollte. Für die musikalische Umrahmung und „eine kleine Ergötzung der Bürger“ – also ein Unterhaltungsprogramm – waren weitere 40 Franken vorgesehen.

Weniger Geld für Sondernheim

Doch der Speyer Unterpräfekt Verny machte den Sondernheimer im wahrsten Sinn des Wortes einen Strich durch die Rechnung. Er setzte nämlich bei dem mit 75 Franken angesetzten Kostenvoranschlag nur wenige Tage vor dem Geburtstag Napoleons die Mittel, die für das Fest verwendet werden durften, auf 70 Franken fest und gestattete dem Maire Stubenrauch, nur diese Summe aus der Gemeindekasse hierfür zu verwenden.

Somit fiel die Feier – und dabei vermutlich die „kleine Ergötzung“ der Sondernheimer Bürger – an diesem Tag insgesamt etwas bescheidener aus, als ursprünglich geplant.

Siegel der Gemeinde Sondernheim, wie es im Jahr 1807 verwendet wurde mit der Abbildung des bekrönten kaiserlichen Adlers in der
Siegel der Gemeinde Sondernheim, wie es im Jahr 1807 verwendet wurde mit der Abbildung des bekrönten kaiserlichen Adlers in der Mitte und der Umschrift "Mairie de Sondernheim Dept. Mont Tonnere (Bürgermeisteramt Sondernheim Departement Donnersberg).
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