Geschichten aus der Geschichte Anno 1824: Beim Volk beliebter König feiert Jubiläum

 König Max I. Joseph (um 1820) war seit 1816 auch für die Provinz „Rheinbaiern“ verantwortlich.
König Max I. Joseph (um 1820) war seit 1816 auch für die Provinz »Rheinbaiern« verantwortlich.

Der 16. Februar des Jahres 1824 war ein Tag, der sich den Menschen in und rund um Germersheim einprägen sollte: Seit 25 Jahren stand Max I. Joseph an der Spitze des bayerischen Staates, zu der die Pfalz damals gehörte. Bis heute erinnern steinerne Zeugen an das Thronjubiläum.

Ab 1799 war er Kurfürst und wurde 1806 durch Napoleon zum König gekrönt. Auch die linksrheinischen Landeskinder hatten also Grund zum Feiern, war die Pfalz doch im Jahr 1816 als „Rheinbaiern“ eine Provinz des Königreichs Bayern geworden. Der König erfreute sich großer Beliebtheit beim Volk. In seine Regierungszeit fielen eine Reihe von Modernisierungen und Reformen, besonders in Staat und Verwaltung durch seinen Minister Montgelas.

Im Bezirk des Landkommissariats – des heutigen Landkreises – Germersheim fanden eine Fülle von Veranstaltungen statt, über die das „Intelligenzblatt des Rheinkreises“ in einer Extra-Beilage im Anschluss an die Festlichkeiten berichtete. Als Hauptort des Landkommissariats und Amtssitz des Landkommissärs hatte man sich in Germersheim zur Feier dieses Tages etwas Besonderes einfallen lassen: Da das alte Schulgebäude in der Nähe der Kirche St. Jakobus schon lange nicht mehr den Anforderungen entsprach, waren Pläne entworfen worden, nach denen eine neue Schule errichtet werden sollte. Daher wurde die Feier des 25-jährigen Regierungsjubiläums des bayerischen Königs Max I. Joseph an diesem Tag durch die Grundsteinlegung zum Bau des Schulhauses an der Ecke Jakobstraße/Eugen-Sauer-Straße zusätzlich aufgewertet und sollte auf diese Weise lange im Gedächtnis der damaligen Zeitzeugen verankert bleiben und in die Stadtgeschichte eingehen.

Glockengeläut und Böllerschüsse

„Die Art und Weise wie Germersheim das Fest beging, zeichnete sich vorzüglich aus“, resümierte das „Intelligenzblatt des Rheinkreises“ im Anschluss und bezog sich insbesondere auf die Aktivitäten, mit denen man den Tag gestaltet hatte: Glockengeläut und 25 Böllerschüsse am Vorabend sowie am Morgen des Festtages hatten die Germersheimer Bürger und Bürgerinnen auf die Feier eingestimmt. Um halb neun Uhr fand, zunächst in der protestantischen, dann in der katholischen Kirche, je ein Festgottesdienst statt, an welchem sämtliche Beamte der in Germersheim ansässigen Behörden, der Bürgermeister und die Stadträte sowie die Offiziere der damals gerade erst in Ansätzen vorhandenen Garnison teilnahmen.

Nach einer Parade militärischer Einheiten nahmen die Honoratioren an dem Platz Aufstellung, der als Grundstück für den Bau des neuen Schulgebäudes ausersehen war. Dort segnete der katholische Pfarrer Mayer den Grundstein, nachdem der königliche Bau-Schul-Inspektor Schaffner eine dem Anlass „sehr angemessene Rede“ gehalten hatte, während Landkommissär Peter Anton Müller die bei diesen Gelegenheiten üblichen handwerklich-zeremoniellen Handlungen mit Kelle und Hammer am Grundstein selbst vornahm.

Abends veranstaltete die Wachmannschaft der Schiffbrücke ein Feuerwerk am Rhein, Stadt und Kaserne waren gleichzeitig festlich beleuchtet. Auch das zu jener Zeit noch vorhandene Stadttor in der Hauptstraße, das „Landauer Tor“, wurde noch am darauffolgenden Abend, zusammen mit der Schiffsbrücke selbst, festlich illuminiert. Zwei aus Anlass des Jubiläums erst unmittelbar zuvor angelegte Pappelalleen beiderseits des Fahrdammes, der auf den „Wörth“ führte, sowie entlang des großen Rheindammes sollten eine bleibende Erinnerung an dieses Fest bilden. Ein freier Platz im Gelände an der Schiffsbrücke, der ebenfalls bepflanzt wurde, war ausersehen, künftig den Namen „Max Josephs Anlage“ zu tragen – der Platz verschwand durch den Rheindurchstich allerdings wieder.

Arme Kinder neu eingekleidet

Wie bei solchen Gelegenheiten üblich, ließ man auch die Armen in besonderer Weise teilhaben: Zwei mittellose Knaben aus Germersheim wurden aus städtischen Mitteln neu eingekleidet, dauerhaft Unterstützungsbedürftigen schenkte man die Summe von 80 Gulden und 37 Kreuzern, welche zuvor unter der Bürgerschaft von Notar Damm und Gerichtsschreiber Pfirmann gesammelt worden war. Alle unteren Dienstgrade der Garnison erhielten auf Kosten der Stadt je einen Liter guten Wein.

Aber auch in den Gemeinden des Landkommissariates wurde der Tag festlich begangen. In Wörth, wo man dem König als „Retter aus der Wassernot“ danken wollte, fasste der Gemeinderat den Beschluss, in der Dorfmitte ein steinernes Denkmal mit der Aufschrift „Maximilian Joseph dem Guten an Seinem fünf und zwanzigjährigen Regierungsjubiläum den 16ten Februar 1824 von der dankbaren Gemeinde Wörth“ zu errichten. In Kandel fiel der Festtag mit der Illumination des Ortes wesentlich bescheidener aus. Der Gemeinderat von Rheinzabern beschloss am gleichen Tag , eine Straße neu zu pflastern und ihr den Namen „Maximiliansstraße“ beizulegen.

Eine neue Orgel und eine Glocke

In den meisten Gemeinden des Bezirks beschränkte man sich jedoch im Wesentlichen darauf, Pflanzungen, Baumschulen oder gar Grünanlagen anzulegen, die mitunter – wie in Freckenfeld geschehen, den Namen „Maximiliansplatz“ erhielten. In Oberlustadt ließ man eine neue Orgel in der Simultankirche herstellen, in Weingarten sollte ein neu zu erbauendes Schulhaus an den denkwürdigen Tag erinnern. Die Gemeinde Neupotz gab den Guss einer Glocke mit des Königs Namen an diesem Tag in Auftrag. Ein bleibendes Denkmal, das heute noch an König Max I. Joseph erinnert, befindet sich im Bienwald, unweit des ehemaligen Forsthauses Langenberg: Dort ehrten die Forstbeamten im Jahr 1824 „Maximilian Joseph den Guten“ mit einem fünf Meter hohen steinernen Obelisken, der sich von einem Sockel aus in das Blätterdach des Waldes erhebt.

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