Neupotz Aus der zweiten Reihe in den Landtag: Bellaire folgt auf Brandl

Florian Bellaire geht nach Mainz: Der Neupotzer rückt als Landtagsabgeordneter nach.
Florian Bellaire geht nach Mainz: Der Neupotzer rückt als Landtagsabgeordneter nach.

Florian Bellaire stimmt nickend zu: B-Kandidat ist kein so prickelndes Wort. Politiksprache eben. Im Dezember rückt der Neupotzer für Martin Brandl (CDU) ins rheinland-pfälzische Landesparlament nach. Brandl wird dann Landrat.

„Die Fußstapfen sind sehr groß“, sagt Florian Bellaire. Brandl, mit 15 Jahren in die CDU eingetreten, hat eine parteiinterne Bilderbuchkarriere hingelegt und ist seit 15 Jahren Mitglied im Mainzer Landtag, seit 2016 parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion. Als er bei der Landtagswahl 2021 erneut kandidierte, war Florian Bellaire der Ersatzkandidat. Als solcher steht er sozusagen in der zweiten Reihe und folgt nach, wenn der Hauptkandidat ausfällt – oder, wie in diesem Fall, aus dem Parlament scheidet.

Martin Brandl verlässt Mainz.
Martin Brandl verlässt Mainz.

Als Brandl vergangenes Jahr den Hut für das Landratsamt im Kreis Germersheim in den Ring geworfen hat, war Bellaire sofort klar, dass ein Wahlsieg für ihn Konsequenzen haben würde: „Mir war bewusst, dass er gute Chancen hat“, sagt der 39-Jährige. Über Nacht fiel die Entscheidung allerdings nicht, das Mandat in der Landeshauptstadt anzunehmen. „Ich habe mich intensiv mit meiner Familie beraten“, erzählt Bellaire. „Eins war klar: Diese Chance gibt es nicht häufig.“

Verschiedene Meinungen hören

Florian Bellaire ist verheiratet, hat einen Sohn und eine Tochter im Kita-Alter, ist in Neupotz aufgewachsen und lebt noch immer in dem Ort. „Wir sind fest verwurzelt in der Region“, sagt er. Nach Mainz will er pendeln. Nach dem Abitur am Wörther Europa-Gymnasium hat Bellaire Zivildienst beim Malteser Pflegedienst gemacht. „Das war eine sehr prägende Erfahrung, mit Menschen zu arbeiten, die Hilfe im Alltag brauchen.“ In Landau hat er anschließend Sozial- und Wirtschaftswissenschaft studiert. „Ich denke, dass ich als Sozialwissenschaftler gute Voraussetzungen habe, gesellschaftlich relevante Themen einzuordnen“, sagt der Abgeordnete in spe. Verschiede Meinungen zu hören und bei Entscheidungen zu berücksichtigen, sei wichtig.

Am Ende des Studiums ist Florian Bellaire in die CDU eingetreten, hat sich nach und nach im Neupotzer Ortsverband eingebracht. 2019 ist er in den Gemeinderat gewählt worden. Als sein zweites Kind geboren wurde, hat er eine Pause eingelegt. Im Juni wurde er wiedergewählt. Das Mandat im Gemeinderat will er weiterhin ausüben, ebenso das im Kreistag.

Respekt vor der Aufgabe

Wie ist das, als „Neuer“ mitten in der Legislaturperiode zur Fraktion und in den Landtag zu stoßen? „Das wird zum Teil ein Sprung ins kalte Wasser“, sagt Bellaire. Er sei gerade dabei den Übergang bis 1. Dezember zu organisieren. „Ich werde viel lernen und aufsaugen müssen.“ Er habe zwar keine Erfahrung mit dem parlamentarischen Betrieb in Mainz, aber eine Vorstellung davon, wie Arbeit im Wahlkreis laufen kann: Seit neun Jahren ist Bellaire wissenschaftlicher Mitarbeiter und Büroleiter beim südpfälzischen Bundestagsabgeordneten Thomas Gebhart (CDU). Zuvor war er Büroangestellter bei einer Unternehmensberatung.

„Ich empfinde es als riesengroßes Privileg, die Menschen von hier im Parlament vertreten zu dürfen. Das erfüllt mich mit Respekt.“ Welche Anliegen nimmt er aus der Südpfalz mit nach Mainz? Hochwasserschutz sei ein Dauerthema, ebenso die Ärzteversorgung und der ÖPNV. „Die Themen liegen auf der Hand, wenn man mit offenen Augen durch die Region geht“, sagt Bellaire. „Als Familienmensch liegen mir alle Themen rund um Kinderbetreuung und Bildung besonders nah.“

Den Löwenanteil seiner Freizeit verbringt Florian Bellaire mit seiner Familie. Für Fußball und Tennis bleibe nicht mehr viel Zeit. „Dieses Jahr hatte ich ein Mal den Schläger in der Hand“, sagt der Zweifach-Papa lachend. Schön wäre, wenn er es künftig hin und wieder noch zum Angeln schaffen würde. Denn: „In der Natur, an Seen und in der Auenlandschaft fühle ich mich zuhause.“

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