Kreis Germersheim Breitband für die Südpfalz: Personalmangel bremst Ausbau

Für viele immer noch Zukunftsmusik: Glasfaser.
Für viele immer noch Zukunftsmusik: Glasfaser.

Verzögerungen bei Glasfaser-Ringleitung des Schweizer Investors Tresch - Kritik: Kommunen hätten sich von Tresch "einlullen" lassen

„Beginn des Ausbaus mit Glasfaser: Sommer 2018.“ So stand es noch vor wenigen Wochen in einem „Zeitplan für Hagenbach“ beschrieben, den die RMT-Tochter GG Infra Investment präsentierte. Doch bisher ist von einer Vorbereitung auf solche Arbeiten weit und breit nichts zu sehen. „Wir sind an der Planung der Ausführungsarbeiten in allen Gemeinden und Städten“, teilt RMT-Chef Rolf Tresch auf Anfrage der RHEINPFALZ mit. „Die finale Ausführungsplanung wird erst im Juni/Juli 2018 kommuniziert.“

Termin für Hagenbach nicht haltbar

Ursprünglich sollten schon im Frühjahr 2019 in Hagenbach die ersten Häuser mit „lichtschnellem“ Internet versorgt werden. Unwahrscheinlich, dass dieser Termin eingehalten werden kann. Offenbar macht der Mangel an Bauarbeitern dem Schweizer Unternehmen, das die Glasfaserverlegung komplett aus eigener Tasche bezahlt, noch immer zu schaffen. Der Markt sei „wie ausgetrocknet“, sagte Tresch im Oktober vor Einwohnern in Scheibenhardt (wir berichteten). Jetzt erklärt er, man habe zwar personell auf 15 Mitarbeiter aufstocken können, „jedoch brauchen wir immer noch dringend zusätzliches Personal in allen Bereichen.“ Bisher surfen nur in Pleisweiler-Oberhofen, in Kapellen-Drusweiler und in Oberotterbach (alle Kreis Südliche Weinstraße) Kunden mit Treschs schneller Internetverbindung. Sie haben einen Vertrag mit dessen Anbieter „Lyte“ abgeschlossen. „Sensationell“, findet Adam Hauer, Chef des gleichnamigen Landhotels in Pleisweiler-Oberhofen, dessen Angebot. Die Gäste hätten jetzt in allen Bereichen des Hotels Internetzugang, etwa bei Tagungen. „Es läuft alles wunderbar“, schwärmt Hauer. „Ich kann das nur empfehlen.“

Irgendwann mal 73,7 Terabit?

Ähnlich äußert sich sein Nachbar, Weingutbesitzer Jürgen Wilker. Die Telekom habe noch nicht einmal Kupferkabel, „geschweige denn Glasfaser“ hier verlegen wollen. „Eine Frechheit“, findet Wilker. Es sei „ein Segen“, dass RMT in der Südpfalz aktiv sei. Wobei auch Wilker den Eindruck hat, dass die Firma überlastet ist und mit der Kabelverlegung nicht nachkommt. Erklärtes Ziel von RMT ist es, eine große „Datenautobahn“ (Backbone) als Ringleitung zu erschließen. Diese soll aus der Gegend um Bad Bergzabern über Bienwaldmühle in die Verbandsgemeinde (VG) Hagenbach führen, weiter in die VG Kandel bis nach Dahn und Pirmasens. Auch die Straßen jener Orte, die im Umkreis dieser „Autobahn“ liegen, sollen mit Glasfaser erschlossen werden. Und Tresch geht noch weiter: Er bietet jedem Hausbesitzer einen kostenlosen Glasfaseranschluss an. Mit ihm sollen anfangs Übertragungsraten von bis zu 150 Megabit möglich sein, später sogar 73,7 Terabit und mehr.

"Überall ein bisschen gebuddelt"

Es gibt durchaus Südpfälzer, die das RMT-Engagement kritisch sehen. Es werde „offensichtlich willkürlich und planlos überall ein bisschen gebuddelt“, schrieb kürzlich ein RHEINPFALZ-Leser, der nicht namentlich genannt werden möchte. Viele „Gemeinde-Obere“ ließen sich vom vermeintlich kostenlosen Vorteil „einlullen“. Von Folgeschäden oder einer möglichen RMT-Insolvenz spreche niemand. Ist dem wirklich so? „Wir lassen uns sicherlich nicht einlullen“, widerspricht Jens Forstner, Büroleiter der Verbandsgemeinde Kandel. Man habe die Verträge mit RMT juristisch geprüft, auch Nachforderungen gestellt. Kandel habe aber letztlich „mehr Vorteile als Nachteile“ – wobei Forstner lediglich die „riesigen“ Baustellen als Nachteil sieht. Die Vorteile hingegen seien enorm: Das Internet-Problem sei damit für die nächsten 80 bis 100 Jahre erledigt, argumentiert er: „Wir müssen uns darüber nie wieder Gedanken machen.“

Die Telekom gräbt auch

Forstners Hagenbacher Kollege Reinhold Kuntz betont, dass eine Kommune meist gar keine rechtliche Möglichkeit habe, das Verlegen der Glasfaserkabel zu untersagen. Auch könne sie Unternehmen zu keinem gemeinsamen Vorgehen zwingen. In Hagenbach kommt es dadurch zu dem kuriosen Fall, dass derzeit die Deutsche Telekom abschnittsweise Gehwege öffnet, um Glasfaserkabel zu verlegen – und RMT tut es in naher Zukunft ebenso. Kuntz verweist auf die Gesetze: Alle bei der Bundesnetzagentur registrierten Telekommunikations-Unternehmen dürften ihre Leitungen in öffentlichen Straßen und Gehwegen verlegen, erklärt er. Die Kommune habe lediglich auf „Nebenbestimmungen“ wie die Verlegetechnik Einfluss. In alle Tiefbaumaßnahmen in der Verbandsgemeinde Hagenbach sei die Verwaltung eingebunden. Und im Falle einer Insolvenz greife – wie bei allen Verträgen – das Insolvenzrecht.

Immer mehr Bedarf an Bandbreite

Tresch hat bisher immer betont, den Glasfaserausbau als Investition in die Zukunft zu sehen. Er will später mit den Netzentgelten Geld verdienen, die Internetanbieter zur Versorgung ihrer Kunden zahlen. Nur: Bisher haben Telekom und Co. noch kein Interesse, da sie noch die alten Kupferanschlüsse auf der „letzten Meile“ ins Haus verwenden. Die Folge: Treschs eigene Marke „Lyte“ ist momentan der einzige Anbieter, der die schnellen Glasfaseranschlüsse nutzen will. Experten prophezeien jedoch, dass der Bedarf nach Bandbreiten von 100 Megabit aufwärts rasch zunehmen werde. Gut möglich also, dass Treschs Rechnung am Ende aufgeht.

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