Rheinzabern Ein kritischer Katholik hört auf

Gemeindereferent Hubert Magin.
Gemeindereferent Hubert Magin.

Mehr als 30 Jahre war Hubert Magin katholischer Gemeindereferent in der Verbandsgemeinde Jockgrim. Nun wird er verabschiedet.

Zuerst war Magin in Neupotz, als Ersatz für den ausgeschiedenen Pfarrer, später auch in anderen Gemeinden und auch außerhalb der Verbandsgemeinde eingesetzt. Jetzt steht für den Gemeindereferenten ein neuer Lebensabschnitt bevor, denn am Samstag wird der durchaus kritische Katholik, der nie mit seiner Meinung hinter dem Berg hielt, in den „ganz regulären“ Ruhestand verabschiedet.

„Ich bin, in Bezug auf mich selbst, absolut „feierschwach“, sagte Magin wenige Tage vor dem offiziellen Abschiedsfest. Er habe einer Dankmesse und einer Feier letztendlich doch zugestimmt, weil damit auch die Menschen gewürdigt werden, die ihn in all den Jahren, hauptsächlich ehrenamtlich, unterstützten.

Magin wurde im August 1957 geboren und wuchs in Ludwigshafen-Maudach auf. Seine Lust, sich in der kirchlichen Gemeindearbeit einzubringen, wurde bei ihm schon als Jugendlicher geweckt. Zuerst als Teilnehmer von Zeltlagern in den Ferien, später, nach einer entsprechenden Schulung, als Betreuer von Kinder- und Jugendgruppen. Bis zum Start seines Studiums der praktischen Theologie im Sommer 1977 in Mainz betreute Hubert Magin außerdem acht Jahre in seiner Heimatpfarrei eine Jugendgruppe. Nach dem theoretischen Studium und den beiden Pflichtpraktika, in einer Pfarrgemeinde in einem sozialen Brennpunkt-Stadtteil in Ludwigshafen und in einem Feriencamp, beendete er 1980 sein Studium. Ein Jahr später heiratete er seine langjährige Freundin Rita, die das gleiche Studium wie er gewählt hatte, aber als Fernstudium.

Als das Ehepaar Magin den Dienst an seiner ersten Station in Kusel antrat, gab es zu der Zeit erst rund 20 Gemeindereferenten. „Heute sind es im Bistum rund 140, mit denen der Pfarrerschwund abgefedert wird, das ist aber zu wenig. Deshalb wird meine Stelle in der Pfarrei Mariä Heimsuchung nach meinem Ausscheiden nicht neu besetzt.“ Drei Töchter bekam das Ehepaar Magin von 1982 bis 1989, ein Grund, warum sich das Paar die Aufgaben als Gemeindereferenten aufteilte.

Im Jahr 1991 übernahmen die Magins die Pfarrei St. Bartholomäus in Neupotz, mussten aber sechs Monate von Speyer aus, sie wohnten dort im Guidostift, in die Gemeinde pendeln. Das Pfarrhaus war noch nicht bezugsbereit. Die Gläubigen vor Ort seien erst einmal skeptisch gewesen, ob ein ungeweihter Seelsorger so wirken können wie ein Pfarrer, sie legten zum Glück ihre Vorbehalte bald ab. „Zu meinen Aufgaben gehörten die Kommunion- und Firmvorbereitung, ich unterrichtete bis vor drei Jahren in der Grundschule, leitete Beerdigungen, arbeitete mit den kirchlichen Gremien und entwickelte den Auftritt der späteren Großpfarrei in den sozialen Medien mit.“

Ein Arbeitsschwerpunkt war der katholische Kindergarten in Neupotz. Er sei in Magins Amtszeit zweimal erweitert worden, von zwei auf vier Gruppen. Dass ihm die Kita besonders am Herzen liegt wird dann klar, als er erklärt: „Auch wenn ich jetzt in Ruhestand gehe, werde ich die Kita bis Dezember dabei unterstützen, zum zweiten Mal den „Qualitätsbrief“, ein Beleg für ihre gute Arbeit, zu erhalten.“ Viel Spaß hatte Hubert Magin bei den Ausflügen, die er mit den Messdienern aus Neupotz und Rheinzabern in viele europäische Länder unternahm. „Mir ist es bis heute wichtig, den jungen Menschen die Kultur der besuchten Länder nahe zu bringen, sie für die Geschichte, auch deren dunkle Seiten, zu begeistern.“ Nach dem Weggang des Rheinzaberner Pfarrers Jörg Rubeck habe der Gemeindereferent auch den Bereich Ökumene übernommen.

Im Laufe seines Berufslebens habe sich „gewaltig viel verändert“. Auch in der hiesigen Pfarrei gebe es viele Kirchenaustritte, er müsse feststellen, dass die Menschen immer Ich-bezogener agieren, Egoismus stark zugenommen hat. „Das ist keine gute Entwicklung!“ Eine erfreuliche Ausnahme war die Hilfsbereitschaft während der Flüchtlingswelle im Jahr 2015 und zu Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine.

Mit gut zwanzig Pfarrern arbeitete Magin im Laufe seines Berufslebens zusammen, mit den meisten auch auf „Augenhöhe“. „Als Vertreter der Kirche dürfen wir unsere Position nicht dazu benutzen, um Macht zu demonstrieren oder Menschen vorzuschreiben, wie sie ihren Glauben leben sollen.“ Das führe nur dazu, wie die geringe Anzahl der Messdiener in der Jockgrimer Pfarrei St. Georg zeige, dass sich noch mehr Menschen von der Kirche abwenden.

Er werde sicherlich Teile seiner Arbeit vermissen, plane aber, sich in bestimmten Bereichen weiterhin ehrenamtlich einzubringen. Das Ehepaar Magin wird in Neupotz bleiben, denn nach 15 Jahren im Pfarrhaus ist die Familie 2006 in ein eigenes Haus umgezogen.

Termin

Die Dankmesse findet am Samstag, 15. Juli, 17 Uhr in der Neupotzer Kirche statt, danach ist ein Fest der Begegnung vor dem Gotteshaus.

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