Kreis Germersheim Ein wenig mehr Raum zum Wohnen

Ein Markt in Schieflage: Hunderttausende Wohnungen fehlen, gleichzeitig stehen Millionen leer, viele Alleinstehende bewohnen eine zu große und Familien viel zu kleine Wohnungen. Im Kreis Germersheim gab es zum Jahreswechsel 2016/17 laut Fortschreibung der amtlichen Statistik 59.797 Einheiten jeder Art und Größe; ein Plus gegenüber dem Vorjahr um 1,0 Prozent.

Neben den gebetsmühlenhaften Forderungen nach mehr Wohnbau werden inzwischen von Flensburg bis Berchtesgaden auch ganz andere Ideen laut: Wohnungstausch-Projekte. In ganz Rheinland-Pfalz kletterte der Wohnungsbestand in Wohn- und Nichtwohngebäuden gegenüber dem Vorjahr um rund 12.599 Wohnungen (plus 0,6 Prozent) und sorgte für einen neuen Spitzenwert von 2,07 Millionen Wohnungen. Auf den Kreis Germersheim entfielen davon 59.797, angefangen von der Ein-Zimmer-Bude bis hin zur großen Villa. Zuletzt erhöhte sich der hiesige Bestand um 564 Wohnungen oder 1,0 Prozent. Vier Jahre zuvor (2012) hatte die Zahl noch bei 57.963 Wohnungen gelegen. Deutschlandweit wächst die Wohnungszahl kontinuierlich, der Leerstand aber auch: Rund zwei Millionen leerstehende Wohnungen sind es, schätzt das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung; betroffen sind vor allem ländliche Regionen. Der Neubau kommt nicht nach. Zwar nimmt der Wohnungsbestand ständig zu, aber nicht überall so wie nötig. Von Januar bis Ende 2016 kletterte der Wohnungsbestand bundesweit um knapp 260.000 auf rund 41,7 Millionen Wohneinheiten. Das ist nicht genug. Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) schätzt, wie viele Fachleute auch, dass es rund 400.000 jährlich sein müssten. Gut geschnitten, hell, in toller Lage, mit Balkon oder Garten – so wünschen sich viele ihre Traumwohnung. Welche der 59.797 vorhandenen Wohnungen im Kreis Germersheim diesem Ideal nahekommen, wird statistisch freilich nicht erfasst. Der größte Traum vieler ist und bleibt das Eigenheim: 26.951 davon gibt es inzwischen bei uns. Preiswerter dürfte das Wohnen demgegenüber in einem der 3227 Mehrfamilienhäuser sein. Hierunter fallen alle Wohngebäude mit drei und mehr Wohnungen. Begehrt sind zudem große Wohnungen mit fünf Räumen (einschließlich Küche) und mehr. Davon gab es im Kreis Germersheim zum Jahreswechsel 2016/17 33.918, ein Anteil von rund 56,7 Prozent an allen vorhandenen Wohnungen. Weitere 12.111 Wohnungen (20,3 Prozent) verfügten über vier Räume, 8511 Wohnungen (14,2 Prozent) waren Dreiraumwohnungen, 3892 (6,5 Prozent) verfügten über zwei Räume und 1365 über einen Raum (2,3 Prozent). Rund 91,7 Quadratmeter groß ist derzeit die bundesweite Durchschnittswohnung (einschließlich Wohnungen in Wohnheimen), macht nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 46,5 Quadratmeter pro Kopf. Im Jahr 2000 lag die Pro-Kopf-Wohnfläche bundesweit noch bei 39,5 Quadratmeter. Befeuert wird der Wohnungsmangel durch den Trend zu kleineren Haushalten, einer alternden Gesellschaft sowie dem Wunsch nach möglichst viel Platz und Gestaltungsfreiheit. Während der Anteil der Ein-und Zwei-Personen-Haushalte vor 20 Jahren noch bei knapp zwei Dritteln lag, machen diese heute bereits rund drei Viertel aller privaten Haushalte aus. Aber es kommt Bewegung in das Geschehen: Aufstockungen und das Lockern der Auflagen für Gebäudehöhen werden diskutiert, um die Situation in den Städten zu entspannen. Ebenso kommen landauf, landab Wohnungstauschprojekte zwischen Senioren und Familien immer mehr in die Diskussion – und zwar auch aus den Reihen vieler Senioren oder lokalen Senioren(bei)räte.

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