Wörth Eine neue Kirche für die neuen Bewohner der Stadt

Die Weihe der Kirche St. Theodard liegt 50 Jahre zurück.
Die Weihe der Kirche St. Theodard liegt 50 Jahre zurück.

Seit 50 Jahren gibt es die Kirchengemeinde Sankt Theodard Wörth. Ihr Entstehen hat sie dem Wirtschaftsstandort Wörth zu verdanken.

Ein Blick zurück in die Zeit, in der alles anfing. Nach dem Bau des Lastwagenwerkes von Daimler Benz kamen ab 1962 Arbeitskräfte aus ganz Deutschland und aus den verschiedensten Ländern mit unterschiedlichen religiösen Bekenntnissen nach Wörth. „Da sollte eine Fülle von Problemen und Aufgaben auf die katholische Kirchengemeinde zukommen, was auch das Bistum Speyer so sah. Vor allem ging es darum, den Menschen eine Art neue Heimat im Umfeld der Kirche zu ermöglichen“, erzählt Gemeindereferent Hans Werner Schottmüller.

Die Bistumsleitung beauftragte im April 1967 Kaplan Hans Deny aus Hauenstein mit der Seelsorge im Neubaugebiet – offiziell mit der „Arbeiter- und Betriebsseelsorge“. Bei den schnell steigenden Beschäftigungszahlen bei Daimler und den damit vielen neuen Bürgern in Wörth auf dem Dorschberg wurde rasch klar, dass das Neubaugebiet nicht an die bisherige Pfarrei St. Ägidius in Altwörth angedockt werden sollte. „Die Neubürger sollten ein eigenes Gemeindeleben aufbauen können“, sagt Schottmüller.

Bienwald-Märtyrer wird Kirchenpatron

So wurde im Mai 1968 ein eigener Pfarrgemeinderat für das Neubaugebiet gewählt. Im Buch „Leben in St.Theodard Wörth“, das zum Abschied von Deny am 1. September 2002 von Albert Ritter, Dieter Rößler und Dieter Wiebelt geschrieben wurde, kann man lesen, dass der Gemeinderat von Wörth beschlossen hatte „den beiden Pfarrgemeinden für den Bau von Kirchen und Jugendheimen die Grundstücke und außerdem noch 100.000 DM als „Bauanreiz“ zu schenken.“ St. Ägidius vermachte ihrer „Tochter“ 200 DM als „Mitgift“. Im Januar 1970 genehmigte die Landesregierung die Kirchenstiftung“, heißt es da. Auf Denys Vorschlag wurde der heilige Bischof Theodard, der als Märtyrer des Bienwalds gilt, zum Kirchenpatron.

Das Bischöfliche Bauamt mit seinem Leiter, Baudirektor Alois Atzberger, erstellte die Pläne für ein Pfarrzentrum. „Der Eingang der neuen Kirche war bewusst vorne, damit die Gemeinschaft der Kirchenbesucher jeden sieht, der reinkommt und mitfeiert. Damit wollte der Architekt sichtbar zum Ausdruck bringen, dass in der Versammlung der Gemeinde Christus selbst erfahrbar wird“, erläutert Schottmüller. An die Kirche mit der Sakristei schließt sich das Pfarrhaus mit der Wohnung für den Pfarrer und den Büroräumen an. Am Hang zur Mozartstraße entsteht das zweigeschossige Pfarrheim mit Gruppenräumen im Erdgeschoss und dem großen Pfarrsaal im Obergeschoss.

Statt Pfarrheim ein Jugendheim

Der Bau des Zentrums sollte 2,2 Millionen DM kosten, wobei Speyer den Rohbau der Kirche, das Pfarrhaus und ein Drittel der Rohbaukosten des Pfarrheims zu übernehmen bereit war. Das Pfarrheim wurde in ein Jugendheim umgeplant – dafür gab der Landkreis 30.000 DM dazu. Wegen der hohen Kosten „wollte man auf alles Überflüssige bewusst und gern verzichten – so auch auf Glocken, die man mit Rücksicht auf die verdichtete Wohnbebauung im Zentrum ohnehin für entbehrlich hielt“ , heißt es in „Leben in St.Theodard Wörth“.

Im September 1969 wurde eine erste Sammelaktion für den Bau des Jugendheimes gestartet; bis Mitte 1973 kamen aus Spenden, Altpapiersammlungen, Überschüssen von Festen, dem „Baukorb Kirchenneubau“ der Gottesdienstbesucher, Zinsen für die Guthaben und durch Eigenleistungen am Bau 122.000 DM Eigenmittel zusammen.

Ende Oktober 1971 waren die Rohbauarbeiten an der Kirche fertig. 15 bis 20 ehrenamtliche Helfer verrichteten am Jugendheim handwerkliche Arbeiten und erbrachten damit der Kuratie Eigenleistungen im Wert von 24.000 DM. Am 18. und 19. November 1972 konnten im Saal des Jugendheimes die ersten Gemeindegottesdienste gefeiert werden, bis dahin traf man sich jeweils im Filmsaal der Dorschbergschule. Deny zog zwei Wochen vor Weihnachten ins Pfarrhaus ein.

Über 1000 Menschen bei Einweihung

Der 16. September 1973 wurde schließlich der bedeutungsvolle Tag für die Kirchengemeinde: Bischof Friedrich Wetter weihte die Kirche im Rahmen eines Festgottesdienstes. „Der Eucharistiefeier und der Weihehandlung, musikalisch von den Kirchenchören St. Ägidius und St. Theodard begleitet, wohnten über 1000 Menschen aus dem alten und neuen Ortsteil, Katholiken und Protestanten, Deutsche und Ausländer, die meisten vor den Mauern des Gotteshauses, bei“ – so im Buch „Leben in St.Theodard Wörth“.

Seither hat sich vieles im Leben der Kirchengemeinde grundlegend verändert; die damals getrennten Gemeinden St. Ägidius und S. Theodard haben sich zusammen geschlossen und sind seit 2015 ein Teil der Großpfarrei Hl. Christophorus Wörth, die von Wörth bis Scheibenhardt reicht. Als Leitender Pfarrer amtiert Pfarrer Stephan Petri, das zentrale katholische Pfarrbüro für die Ortschaften Berg, Büchelberg, Hagenbach, Neuburg, Maximiliansau, Scheibenhardt und Wörth wurde im Jugendheim eingerichtet und freut sich über Besuche und Telefonanrufe.

Termin

Zur Feier von 50 Jahren St. Theodardkirche lädt die Pfarrgemeinde am 10. September, 10.30 Uhr, zu einem festlichen Gottesdienst ein. Generalvikar Magin aus Speyer wird den Gottesdienst leiten. Für die Kinder wird ein eigener Gottesdienst im Pfarrheim vorbereitet. Danach gemütliches Beisammensein im Hof, unter anderem mit Programm der Kitas.

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