Neuburg Ex-Bürgermeister Knauß: Zukunftspläne und Herausforderungen

Hermann Knauß.
Hermann Knauß.

Fast zwei Jahre nach seiner Pensionierung als Polizist und zwei Monate nach der Übergabe des Bürgermeister-Amtes fühlt sich Hermann Knauß wohl, aber nicht ganz zufrieden.

„Alles im Lot“, ist die knappe Antwort von Hermann Knauß auf die Frage, wie er sich denn heute so fühle. Fast zwei Jahre nach seiner Pensionierung als Polizist und zwei Monate nach der Übergabe des Ortsbürgermeister-Amtes an seinen Nachfolger Dieter Hutzel, erzählt er uns: „Ich kann mich überhaupt nicht beklagen, habe jetzt Zeit für andere Dinge und empfinde weder innere Leere noch Langeweile.“ Zehn Jahre lang stand Knauß an der Spitze der 2700 Einwohner zählenden Rheingemeinde. Neuburg hatte und hat nach wie vor große Probleme, den Gemeindehaushalt auszugleichen. Um den aktuellen genehmigt zu bekommen, musste der Rat einer Streichliste zustimmen, die Knauß vorgelegt hatte. Die Probleme sind dennoch geblieben.

Doch diese finanziellen Probleme seien für seine Entscheidung, nicht ein weiteres Mal als Ortsbürgermeister anzutreten, nicht maßgebend gewesen. Seine persönliche Entscheidung habe er bereits unmittelbar nach seiner Wiederwahl im Jahre 2019 getroffen, also vor Corona, der zweiten Flüchtlingswelle und dem Ukraine-Krieg. Und vor allem schon vor dem Schreiben des rheinland-pfälzischen Innenministeriums hinsichtlich der Finanzpolitik gegenüber den Ortsgemeinden, sagt Knauß. Gerade die strikten Vorgaben des Landes gegenüber den Ortsgemeinden haben nach seiner Auffassung aber fatale Auswirkungen auf die Ortspolitik und bedrücken ihn schon ein wenig, so Knauß. Knauß sieht keinen „Blumenstrauß von Möglichkeiten zur Einnahmeverbesserung“, wie Ebling es einmal in Mainz als Ratschlag für die Ortsgemeinden gesagt habe. Dies laufe vielmehr vollkommen ins Leere, fasst er seine bisherigen Erfahrungen zusammen. Bei Gesprächen, die bei der Kommunalaufsicht in Germersheim geführt wurden, habe man nur die Empfehlung bekommen, um „Spenden zu betteln“ und für die Bürger die Hebesätze und sonstigen Steuern und Abgaben kräftig zu erhöhen.

Schon 2019 sei ihm klar gewesen, dass er bei der nächsten Wahl (2024) nach über 44-jährigem aktiven Polizeidienst, davon sehr lange im Streifendienst in der Karlsruher Innenstadt, in Pension sein werde. Das sei seit Ende 2022 auch der Fall, weshalb er auch im Ehrenamt einen Punkt setzen wollte. Seine drei Vorgänger seien ihm dabei ein gutes Beispiel gewesen, findet Knauß. Zufrieden mit allem, wie es so gelaufen ist, sei er zwar nicht ganz, und nennt als markantes Beispiel die Schließung der Schulturnhalle als Versammlungsstätte. Eine Sanierung wäre nicht zu finanzieren gewesen, sagt Knauß und sieht sich in dieser Bewertung einig mit den drei Fraktionen (CDU, SPD und Wählergruppe Neuburg) im Ortsgemeinderat. Auch die Schließung des Bürgerhauses wegen Baumängeln, die schon bei der Einweihung reklamiert worden seien, bedaure er sehr, ebenso die Tatsache, dass man es nicht geschafft habe, auf die „Pausenhalle“ ein Dach zu bekommen. Vieles sei den Bürgern schlicht nicht zu erklären gewesen, meint der frühere Ortsbürgermeister.

Das Ehrenamt sei zwischenzeitlich an vielen Stellen „spaßbefreit“ und man müsse schon ein ganz dickes Fell haben, um nicht an der Bürokratie zu verzweifeln. Ganz unbefriedigend sei für ihn auch gewesen, dass es in Neuburg seit längerem keinen Raum gegeben habe, in dem man sich treffen konnte, etwa um Seniorennachmittage oder Neujahrsempfänge durchzuführen und so wenigstens den einen oder anderen positiven Akzent zu setzen, meint Hermann Knauß im Gespräch. Weil aber weiter wichtige Aufgaben und Entscheidungen vor den künftigen Entscheidungsträgern liegen, für die es sich einzusetzen lohne, möchte er künftig im Ortsgemeinderat mitarbeiten und habe sich auf die Liste seiner Wählergruppe Neuburg aufstellen lassen. Persönlich sei er dankbar dafür, dass ihm in den vergangenen zehn Jahren stets mit Respekt und Achtung begegnet worden sei. Es habe zwar Auseinandersetzungen in der Sache gegeben, manchmal auch emotional, aber nie Schläge unter die Gürtellinie.

Knauß ist mit sich über seine Amtszeit im Reinen und sicher, dass er nach wie vor erhobenen Hauptes durch Neuburg gehen könne. Hier sei er schließlich geboren und aufgewachsen und habe als Ortsbürgermeister versucht, das Beste für sein Dorf zu erreichen. Und für die dabei immer wieder erfahrene Unterstützung sei er sehr dankbar.

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