Kandel Für Kinder gibt die Kinderärztin auch mal den Clown

Olga Bitzer auf einem Schaukelpferd, das im Wartezimmer ihrer Kinderarztpraxis in der Kandeler Bahnhofstraße steht.
Olga Bitzer auf einem Schaukelpferd, das im Wartezimmer ihrer Kinderarztpraxis in der Kandeler Bahnhofstraße steht.

Seit drei Jahren leitet Olga Bitzer eine Kinderarztpraxis in der Stadt. Doch auch die junge Fachärztin ist auf Unterstützung angewiesen. Hilfe gab es durch die „Südpfalz-Docs“ von Medizinern aus der Region.

Auf jeden Fall würde sie erneut das Fachgebiet der Kinderheilkunde und Jugendmedizin wählen. Diese Entscheidung habe sie bis zum heutigen Tage noch nicht bereut, erzählt die promovierte Ärztin Olga Bitzer. Sie leitet seit April 2020 in der Bahnhofstraße 33 eine eigene Praxis und betreut Patienten aus Kandel sowie elf umliegenden Gemeinden. Und das macht ihr nach wie vor viel Freude und gibt ihr Erfüllung, auch wenn sie derzeit an ihre Belastungsgrenze gekommen ist und nicht alle Patienten, die gerne behandelt werden möchten, einfach aufnehmen kann. Denn die junge Ärztin möchte sich eigenen Angaben zufolge gewissenhaft um jeden ihrer Patienten kümmern. Das sei ihr Anspruch, von dem sie nicht ablassen will, sagt sie.

Spiele erleichtern Wartezeit

Olga Bitzer stammt aus der Ukraine und kam schon sehr früh mit ihren Eltern nach Deutschland. Ihr Vater hatte damals einen Forschungsauftrag erhalten und entschloss sich, sich mit der ganzen Familie in Baden-Württemberg niederzulassen. Nach ihrem Abitur studierte sie an der Universität Heidelberg Medizin und war danach in Pforzheim und an der Kinderklinik in Speyer tätig. Schon 2015 erwarb sie die Berufsbezeichnung „Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin“. Ein Jahr später kam sie dann nach Kandel, wo sie bei ihrem Vorgänger Jach als Pädiaterin tätig war. Nachdem Jach in den Ruhestand ging, übernahm Olga Bitzer die Praxis und kannte damit schon viele ihrer jungen Patienten. Spiele und Stofftiere im Wartebereich lenken die Patienten der Kinderarztpraxis ab. Und die junge Mutter eines Sohnes freut sich, ihre kleinen Patienten immer wieder aufzumuntern und auch zu erheitern, denn der Besuch beim Arzt solle für die Kleinen ja kein „abschreckendes Erlebnis“ werden. Gerne „spiele sie für die Kinder den Clown oder Entertainer“, sagt Bitzer. Schließlich gelte es, das Vertrauen der Kinder zu gewinnen.

Wunsch nach festem Kollege

Die Medizinerin wird von einem fünfköpfigen Praxisteam tatkräftig unterstützt: „Die Mädels passen sehr gut auf mich auf“, sagt sie. Und seit einigen Wochen ist mit Jens Christian Börner ein junger Arzt als Weiterbildungsassistent mit dabei. Dass dies möglich wurde ist vor allem den „Südpfalz-Docs“ zu verdanken, die in enger Zusammenarbeit mit den Kinderärzten in der Region hier aktiv wurden. Und bei denen war auch die Suche nach einem Arzt für die Kandeler Kinderarzt-Praxis von Olga Bitzer bekannt gewesen, wie Jonas Hofmann-Eifler von der Praxisgemeinschaft Rheinzabern sagte. Börner möchte Facharzt für Allgemeinmedizin werden. Wegen der großen Nachfrage wünschte sich Olga Bitzer allerdings einen ärztlichen Kollegen, der fest in der Praxis tätig werden könnte. Bisher aber habe sich leider noch niemand gemeldet. Doch gibt sie die Hoffnung auf Unterstützung nicht auf.

Ukrainische Wurzeln helfen

In Kandel fühlt sich die junge Ärztin recht wohl. Immer wieder kommen in jüngster Zeit auch Kinder von ukrainischen Kriegsflüchtlingen zur Behandlung bei ihr vorbei. Diese freuen sich, wenn sie in russischer Sprache angesprochen werden, und die Eltern können so ihre Anliegen und Fragen auch besser vorbringen. So ist ein Gedankenaustausch in vielen Fällen doch leichter möglich. Guten Kontakt hält die Ärztin mit den Kinderkliniken in Landau und Karlsruhe, und in Speyer kennt sie noch viele Ärzte persönlich. Diese Verbindungen können helfen, wenn es um medizinische Fragen gehe und um die weitere Behandlung eines Kindes oder Jugendlichen. „Und wenn es sein muss, dann rufe ich auch im Urlaub bei der Klinik an“, betont sie.

Nöte gehen oft mit heim

Zeit müsse man sich schon nehmen, um auf die Fragen der Eltern einzugehen. Und da hat sie in jüngster Zeit bemerkt, dass es nicht nur die Mütter sind, die mit den Kindern in die Praxis kommen. Immer mehr Väter nehmen sich Zeit und kommen mit ihrem Nachwuchs. Das findet sie ganz gut. Auch sie und ihr Mann, der im Bankgeschäft tätig ist, teilen sich die Erziehungsarbeit für ihren Sohn. Ohne seine großartige Unterstützung wäre es der jungen Medizinerin auch nicht möglich gewesen, eine eigene Praxis zu führen, erzählt sie. Würde sie ihr Mann nicht stark entlasten, könnte sie sich nicht so intensiv und zeitaufwändig um ihre Patienten kümmern, wie sie das für richtig und wichtig erachte, betont sie. Die Familie wohnt in Landau, was für zumindest für einen räumlichen Abstand zur Praxis sorgt. Die Sorgen und Nöte der Kinder und Jugendlichen, die zum Teil ja auch schon schwer erkrankt sind, habe sie aber gedanklich immer im Gepäck.

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