Bellheim Frühstücksgäste reisen aus den Vereinigten Staaten an

Weißwurst und Brezel dürfen beim Internationalen Frühstück nicht fehlen.
Weißwurst und Brezel dürfen beim Internationalen Frühstück nicht fehlen.

Auch Menschen aus Bellheim wanderten im 19. Jahrhundert aus, um woanders ihr Glück zu finden. Ihre Nachfahren reisten nun zur 1250-Jahr-Feier an, ebenso Besucher aus den Partnergemeinden in Frankreich und Polen. Für sie gab es ein internationales Frühstück.

Heutzutage ist es üblich, dass Menschen ihre Heimat verlassen, um einen neuen Ort zum Leben zu finden. Aber schon zwischen den 1840ern und den 1860ern verließen hauptsächlich arme Deutsche die Südpfalz und überquerten den Atlantik, um sich in der sogenannten neuen Welt von Amerika ein besseres Leben aufzubauen. In einem Gebiet, das an der Grenze zwischen den US-Bundesstaaten Illinois und Missouri liegt und der Südpfalz nicht unähnlich ist, gründeten die Auswanderinnen und Auswanderer – unter ihnen viele aus Bellheim – das Dorf Mayestown oder zogen in den nahe gelegenen Ort Waterloo. Dort fanden sich zur damaligen Zeit viele Deutsche zusammen. Aufgrund der vorherrschenden Trennung der Religionen siedelten sich jene katholischen Glaubens in Waterloo an, während die Evangelischen Mayestown gründeten, wo heute ungefähr 150 Menschen leben. Noch heute zeigen sich die deutschen Wurzeln unter anderem beim in Mayestown stattfindenden Frühlingsfest, wo das Servieren von Apfelmus üblich ist.

Seit einigen Jahren wieder in Kontakt

Eine Zeit lang bestand noch Kontakt in die alte Heimat, im Zuge der beiden Weltkriege brachen die Verbindungen allerdings ab. Das änderte sich erst vor einigen Jahren, als Nachfahren jener Auswanderer in Bellheim auftauchten. Allerdings konnte ihnen zu diesem Zeitpunkt niemand bei der Ahnenforschung behilflich sein. Ab diesem Zeitpunkt nahm sich der Kulturverein auf Bitten des damaligen Bürgermeisters Hans-Joachim Heinz der Sache an.

Seitdem kommen regelmäßig Besucherinnen und Besucher aus Amerika nach Bellheim und in die Südpfalz, meist im Rahmen einer größeren Europareise. Auch jenseits der Besuche besteht Kontakt. Aktueller Ansprechpartner für Gäste aus dem Ausland, die Ahnenforschung betreiben, ist Hermann Josef Schwab. „Uns geht es bei den Besuchen vor allem um kulturellen Austausch“, schildert er. In der Region haben die Amerikanerinnen und Amerikaner besonderes Interesse an den Kirchen oder alten Festungen wie der Rietburg, so Schwab, der schon viele Touren durch die Südpfalz geleitet hat und selbst einen Gegenbesuch in den Staaten absolviert hat. Die Verbindungen Bellheims über den Teich demonstrierten, dass die Globalisierung keineswegs eine neue Entwicklung sei. „Wir zeigen ihnen dann Germersheim, Speyer oder den Rhein.“ Auch zur 1250-Jahr-Feier reisen einige Besucher aus den USA wieder an, genau wie Delegationen aus Bellheims Partnergemeinden in Kozmin Wielkopolski in Polen und Le Perray en Yvelines in Frankreich.

Die Fähnchen weisen auf die Herkunftsländer der internationalen Gäste hin.
Die Fähnchen weisen auf die Herkunftsländer der internationalen Gäste hin.

Zum Empfang des internationalen Besuchs veranstaltet der Kulturverein ein Frühstück auf dem Gelände des alten Sägewerk, bei dem Hermann Josef Schwab die Begrüßungsworte spricht. „Ich wünsche allen einen warmen Empfang“, ruft er in das Zelt, wo die Versammelten sitzen, hinein. Sofort danach wiederholt er seine Worte auf Englisch, Französisch und Polnisch, begrüßt ausführlich den Besuch aus Frankreich, Polen und den USA.

Besonders hebt er David Braswell hervor, der in Mayestown gemeinsam mit seiner Frau Marcia das „George Corner Inn Bed and Breakfast“ betreibt. Das Inn befindet sich in einem Haus, das ursprünglich vom Bellheimer Auswanderer Georg Hoffmann gebaut wurde. Darüber hinaus ist Braswell der Vorsitzende der Mayestown Preservation Society, die sich für die Bewahrung von Kultur und Geschichte des Ortes, und damit auch einen Teil deutscher Kultur, einsetzt.

Natürlich werden auch Kaffee und Kuchen angeboten.
Natürlich werden auch Kaffee und Kuchen angeboten.

Nach Schwab geht das Wort an Sebastian Kraus, Bellheims stellvertretenden Bürgermeister. „Ihr Besuch ist ein Beweis für die lange und reiche Geschichte von Bellheim“, sagt Kraus. Für alle Gruppen hat er ein eigenes Grußwort vorbereitet. Zum Ende seiner Rede wünscht Sebastian Kraus allen Gästen Frieden, Freundschaft und Freude. Auch seine Rede wird in alle Sprachen übersetzt.

Die Übertragung ins Französische übernimmt Bellheims zweite Beigeordnete, Martina Kopf. „Wir wollten alle Gruppen persönlich in ihrer Sprache ansprechen, dafür war mein Französisch am besten“, so Kopf. Die Beziehung zur französischen Partnergemeinde und zu Frankreich generell hat für sie eine besondere Bedeutung. „Gerade in der heutigen Zeit muss Europa erstarken und zusammenstehen.“ Was Charles de Gaulle und Konrad Adenauer begonnen haben, müsse fortgeführt und gepflegt werden, auch mit Französischunterricht in deutschen Schulen und umgekehrt.

Die Reden sind zu Ende und das Buffet eröffnet. Es gibt Bier, Kaffee, verschiedene Kuchen, Weißwurst und Brezeln sowie andere typisch deutsche Speisen und Getränke. Auf den Tischen stehen kleine EU-Flaggen sowie die Flaggen Polens, Frankreichs und der USA. Schnell bildet sich eine lange Schlange und Gespräche fangen an. Der kulturelle Austausch beginnt.

Der kulturelle Austausch funktioniert beim gemeinsamen Frühstück bestens.
Der kulturelle Austausch funktioniert beim gemeinsamen Frühstück bestens.
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