Kommentar Güterzüge: Aufgewacht
Ja, ursprünglich drängte die Schweiz auf die Elektrifizierung der Strecke Strasbourg-Lauterbourg-Wörth. Und ja, der für die wenigen Kilometer auf der deutschen Seite maßgebliche Bundesverkehrswegeplan sieht das nicht vor. Da hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) recht.
Was Wissing nicht verraten hat: Bereits seit drei Jahren wird die Nutzung der Strecke mit Dieselloks vorbereitet. Die Umleitung wegen der Sperrung der Rheintalstrecke war nur der erste Durchlauf. Weitere Sperrungen und Umleitungen werden die nächsten drei, vier Jahre folgen.
Und die ersten drei Wochen Umleitung haben gezeigt, was auch ohne Elektrifizierung geht. Mit bis zu 36 Zügen täglich geben die Schweizer die Kapazität an. Das ist im engen Nord-Süd-Korridor durch Europa eine relevante Größenordnung. Wenn ein Bahnunternehmen diese Kapazitäten auch im Alltag nutzen will, kann es grundsätzlich niemand daran hindern. So sind die Regeln. Daran wird sich auch Deutschland halten müssen, zumal es den internationalen Vereinbarungen über den Ausbau der Rheintalstrecke um Jahrzehnte hinterher hinkt.
Immerhin sieht es derzeit danach aus, als würde sich in Frankreich und der Schweiz das Hauptaugenmerk auf die Strecke Strasbourg-Metz-Antwerpen richten. Aber selbst wenn es so kommt und die Elektrifizierung zwischen Strasbourg und Wörth kein Thema mehr sein wird: Auch dann sollte niemand erwarten, dass die Linie über Hagenbach/Wörth wieder in ihrem Dornröschen-Schlaf versinkt.