Kreis Germersheim Gemeinsam durchs Leben getanzt

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Beide haben für ihr Leben gerne getanzt. Bis zum „Goldstar“ brachten sie es in der Landauer Tanzschule, die sie nach Feierabend fast zehn Jahre lang regelmäßig besucht haben. Sie absolvierten Grund- und Fortgeschrittenenkurse, Silber- und Goldkurse und sie ließen nur selten einen Tanz aus. Die Rede ist von Waltraud und Werner Scheid, die heute das Fest der diamantenen Hochzeit feiern dürfen.

Vor 60 Jahren gaben sie sich in Billigheim, dem Heimatort der Braut, das „Ja-Wort“. Kennengelernt hatten sie sich gut ein Jahr vorher, bei einer Feier des Reitervereins Billigheim, zu dessen Gründungsmitgliedern Waltraud Scheid, geborene Weber, gehörte. Drei Kinder, die Töchter Margit und Uta sowie Sohn Lothar bereicherten das Familienleben. Seinen unternehmerischen Mut stellte der Landwirt Werner Scheid, der zunächst im elterlichen Betrieb mitarbeitete, bald unter Beweis. So arbeitete er rund sechs Jahre lang hauptberuflich in der Maxauer Papierfabrik der ehemaligen Firma „Holtzmann“ mit. 1966 entschloss er sich, mit seinem Betrieb auszusiedeln und er begründete den „Seehof“, der heute von Sohn Lothar betrieben wird und 2016 sein 50-jähriges Bestehen feiern konnte. Waltraud und Werner Scheid hatten auf dem Hof alle Hände voll zu tun. Der auf Schweinemast konzentrierte Betrieb mit Hofladen forderte sie rund um die Uhr. Dennoch blieb Zeit für ehrenamtliches Engagement. Waltraud Scheid war bei den Landfrauen aktiv, Werner Scheid gehörte in zwei Perioden dem Ortsgemeinderat an. Als passives Mitglied unterstützte er den FSV Steinweiler, den Musikverein und den Turnverein, bei dem er auch auf der Theaterbühne stand. Zudem war er über 44 Jahre lang aktiver Sänger im Männergesangverein „Eintracht“. Aus gesundheitlichen Gründen, eine zweite Operation am Hüftgelenk war nicht gut verlaufen, musste er dann auf viele ihm lieb gewordene Dinge verzichten - auf das Tanzen und das Reisen. So fuhren sie nicht nur mit Reisegesellschaften, etwa bei Ausflügen örtlicher Vereine, nach Dänemark, Österreich oder in die Schweiz. Auch Spanien, die Türkei und Norddeutschland standen auf dem Programm. Überall sei es schön und interessant gewesen, berichtet unser Jubelpaar übereinstimmend. Besonders eindrucksvoll sei für sie die Fahrt ans Nordkap gewesen, die man auf eigene Faust unternommen habe. Hinaus wollte Werner Scheid auch noch, nachdem seine Mobilität sehr eingeschränkt war. Eine elektrisch betriebener Rollstuhl mit Überdachung und eingebauter Heizung machte dies möglich. Zwischen 30 und 40 Kilometer sei er täglich unterwegs gewesen. Lebhaft erinnert er sich an seine Fahrten auf die Madenburg, über einen steilen und holprigen Weg. „Und wenn mir etwas passiert wäre, hätte mir sicher jemand geholfen“, ist sich Werner Scheid noch heute sicher. Seit einigen Jahren ist er nicht mehr mobil, wird im Bett von Waltraud und der Familie versorgt. Beide freuen sich auf ihren Ehrentag, zu dem die sieben Enkel und die drei Urenkel erwartet werden. |fh

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