Kreis Germersheim Genug Platz für Schwimmkurse im Kreis Germersheim

Allein im Badepark Wörth ist Platz für 190 Schwimmkurse, rechnet die Stadt vor.
Allein im Badepark Wörth ist Platz für 190 Schwimmkurse, rechnet die Stadt vor.

Intensiv wurde im Kreis über eine Verbesserung des Angebots an Schwimmkursen diskutiert. CDU, Grüne und FWG hatten den Lauf eine Traglufthalle ins Auge gefasst, die FDP den Bau eines Lehrschwimmbades. All das scheint aber gar nicht notwendig.

Nahezu 40 Prozent der Grundschulkinder im Kreis Germersheim können nicht oder nur schlecht schwimmen. Dies hatte eine Umfrage der Kreisverwaltung im November 2019 ergeben. Seitdem diskutieren die Parteien im Kreistag darüber, wie sich die Situation verbessern lässt. CDU, Grüne und FWG wollen prüfen lassen, ob sich Freibäder etwa über eine Traglufthalle ganzjährig nutzen lassen. Die FDP schlug den Bau eines kreiseigenen Ganzjahresbades vor. Jetzt haben die Stadt Wörth sowie die Verbandsgemeinden Kandel und Bellheim die Möglichkeiten zusätzlicher Kapazitäten für Schwimmunterricht in ihren Freibädern erhoben, so eine Mitteilung.

„In unseren Freibädern haben wir erhebliche Möglichkeiten zusätzliche Schwimmkurse und Schwimmlern-Kurse zu ermöglichen. Sehr gerne stellen wir dem Kreis Germersheim und den anderen Kommunen im Kreis diese Kapazitäten zur Verfügung“, so Bürgermeister Dennis Nitsche (Wörth, SPD) zum Angebot der drei Kommunen.

Ferienzeiten nicht eingerechnet

Allein im Badepark Wörth, der bisher nur minimal von Schulen genutzt wird, sind nach einer Erhebung der Stadtwerke Wörth bis zu 1900 zusätzliche Schwimmunterrichtsstunden möglich – ohne dass es dadurch zu einer größeren Einschränkung des Badeangebots für andere Gäste kommen würde. 1900 Schwimmunterrichtsstunden entsprechen 190 Kursen mit je zehn Stunden Beckenzeit, davon rund 110 Kurse in Nichtschwimmerbecken mit einer Wassertiefe von 1,35 Meter. Witterungsbedingte Ausfälle sind davon abzuziehen. Die verfügbaren Schwimmzeiten sind bezogen auf die effektive Schulzeit – Kapazitäten in Ferienzeiten sind also nicht eingerechnet.

Vormittags vier Bahnen

„Auch in unserem Kandeler Waldschwimmbad lassen sich zusätzliche Schwimmzeiten für Schüler organisieren“, betont Bürgermeister Volker Poss (Verbandsgemeinde Kandel, SPD). „Wir können von Montag bis Freitag an den Vormittagen grundsätzlich vier Bahnen in unserem Schwimmerbecken anbieten, an zwei Tagen bereits von 8 bis 13 Uhr, an den restlichen drei Tagen von 9 bis 13 Uhr. Zu den gleichen Zeiten steht auch unser Nichtschwimmerbecken für den Schwimmunterricht zur Verfügung“, so Poss.

Kreis soll Schwimmtrainer bezahlen

Bürgermeister Dieter Adam (Verbandsgemeinde Bellheim, FWG) sieht auch im Bellheimer Freibad Kapazitäten. „Wir können 40 zusätzliche Kurse ermöglichen“, so Adam. Davon könnten an Vormittagen je 20 Kurse im Schwimmer- und 20 im Nichtschwimmerbecken des Schwimmparks Bellheim stattfinden. „Wichtig ist, dass der Kreis nun auch sicherstellt, dass neben den Lehrkräften, die eine erforderliche Qualifikation benötigen, zusätzliches Betreuungspersonal wie Bademeister oder Schwimmtrainer zur Verfügung stehen. Hier erwarten wir eine Initiative des Kreises und vor allem auch die Übernahme der entstehenden Kosten durch den Kreis und die Kommunen.“

An Kosten für Bäder beteiligen

Die drei Bürgermeister fordern den Kreis und die anderen Kommunen dazu auf, sich in einem angemessenen Verhältnis an den Kosten der Bäder und der Schwimmkurse zu beteiligen. Zudem fordern Adam, Poss und Nitsche den Kreis dazu auf, seine Aufgabe des Schülertransports wahrzunehmen und mit allen Schulen im Kreis ein Konzept zu erstellen, die vorhandenen Kapazitäten in den Bädern und Freibädern optimal für die Verbesserung der Schwimmfähigkeiten der Schüler zu nutzen.

Nitsche meint, dass der Bau eines kreiseigenen Lehrschwimmbeckens, wie verschiedentlich im Kreistag gefordert, sich angesichts der riesigen Kapazitäten erübrige. Der Kreis habe die vorhandenen Kapazitäten nicht bei den Kommunen abgefragt.

„Das Schwimmbad im Förderzentrum St. Laurentius in Herxheim steht nach meinem Wissen vor der Schließung – sollte es tatsächlich über unser Angebot hinaus Bedarf geben, fordere ich den Kreis auf, gemeinsam mit dem Kreis Südliche Weinstraße eine Übereinkunft zur Nutzung des St. Laurentius-Lehrschwimmbeckens zu treffen“, so Nitsche. Dies sei absehbar kostengünstiger als ein neues kreiseigenes Lehrschwimmbecken.

Kommentar

Schlag ins Wasser

Es gibt im Kreis Kapazitäten für rund 250 Schwimmkurse im Jahr. Sie werden bisher nicht genutzt. Das ist peinlich.

Die bisherige Diskussion, wie der Kreis neue Kapazitäten schaffen könne, um Kindern das Schwimmenlernen zu ermöglichen: Sie war überflüssig. Es gibt bereits Kapazitäten für rund 250 Schwimmkurse jährlich, die bisher nicht genutzt wurden. Um dies zu wissen, hätte man allerdings die Kommunen fragen müssen, die über ein Schwimmbad verfügen: Wörth, Kandel und Bellheim.

Dass diese Kommunen sich selbst zu Wort melden müssen, wirft ein Schlaglicht auf die Kreispolitik, in der offenbar manchmal mehr übereinander als miteinander geredet wird. Ein Miteinander ist angesichts leerer Kassen aber nötig, um aus der vorhandenen Infrastruktur möglichst viel für die Bürger zu machen.

In Sachen Bäder heißt das: dem hochverschuldeten Kreis kein potenzielles Millionengrab „Lehrschwimmbecken“ oder auch nur eine Traglufthalle an das Bein zu binden. Sondern endlich gemeinsam darüber nachdenken, wie die vorhandenen Bäder von allen Kommunen gemeinsam finanziell gestützt werden können. Zumindest in Wörth ist die Schließung des Badeparks nicht vom Tisch.

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