Kreis Germersheim Gesundheitszentrum fürs Dorf

Es darf probiert werden: Gesundheitsmesse in Steinweiler.
Es darf probiert werden: Gesundheitsmesse in Steinweiler.

Der Seniorenraum in Steinweiler ist fast voll. Über 20 ältere Menschen haben an diesem heißen Nachmittag den Weg zur Gesundheitsmesse gefunden, um dem Vortrag von Dr. Fred-Holger Ludwig zu lauschen. Der Bürgermeister der Stadt Bad Bergzabern referiert über die Probleme der hausärztlichen Versorgung in der Südpfalz.

„Steinweiler selbst verfügt zwar über einen Hausarzt, doch das Problem der immer weniger werdenden Hausärzte in Dörfern geht uns alle an“, findet Theo Kleinmann. Er hat gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Margot Jäger zum zweiten Mal die Gesundheitsmesse in Steinweiler organisiert, diesmal im Rahmen der 1050-Jahr-Feier. 15 Aussteller aus der Region zeigen im Bürgerhaus Steinweiler die verschiedensten Möglichkeiten für ein gesünderes Leben. Für Kleinmann und Jäger wäre ein sehr großes Ziel erreicht, wenn Menschen nicht mehr in Altersheime müssten, sondern in ihren Dörfern bleiben könnten, ohne dabei auf eine gute Lebensqualität verzichten zu müssen. Durch das vor drei Jahren gegründete Projekt „Gemeinsam älter werden - zu Hause - in Steinweiler“ versuchen sie diesem hohen Ideal Stück für Stück näherzukommen. Auch Dr. Fred-Holger Ludwig setzt sich stark für Autonomie im Alter ein und sieht vor allem in der grundlegenden stets schlechter werdenden ärztlichen Versorgung ein großes Problem. „Ich selbst bin in einem Dorf mit nur 500 Einwohnern aufgewachsen und sehe, dass die Entfernungen zum nächsten Arzt in den letzten Jahren immer größer geworden sind“, sagt Ludwig. Der Gynäkologe und Onkologe fungiert gleichzeitig als Landesvorsitzender der Seniorenunion. Für ihn ist eines sicher: „Die Gesundheitspolitik muss sich wieder stärker am Bürger orientieren. Im Juni 2017 lagen 38 bis 39 Prozent der Ärzte über der Altersgrenze, Tendenz steigend, was unter anderem zu einer ländlichen Unter- und einer städtischen Überversorgung führt.“ Um dem entgegenzuwirken sollte beispielsweise die Regelung der Niederlassungssituation auch stärker unter dem Gesichtspunkt der Ärzte betrachtet werden, wobei besonders die Situation der Ärztinnen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf berücksichtigt werden muss. Pro Arztsitz seien aktuell nämlich zwei bis drei Frauen nötig. Des Weiteren sollten mehr medizinische Studienplätze in Rheinpfalz-Pfalz geschaffen werden, um mehr Abiturienten die Chance zu geben, ihren Traum vom Arztberuf verwirklichen zu können. Eine bessere grenzüberschreitenden Zusammenarbeit könnte ebenfalls dazu führen, dass in grenznahen Orten bessere Versorgung durch den Hausarzt gewährleistet ist. Um den ärztlichen Mangel in den Dörfern in den nächsten Jahren überbrücken zu können, schlägt Ludwig vor, in den Gemeinden ohne ansässigen Hausarzt kleine kommunale Gesundheitszentren einzurichten, die beispielsweise in Gemeinderäumen untergebracht werden könnten. „Die Ärzte teilen sich auf, machen eine Rezeptsprechstunde und Kurzuntersuchungen“, meint Ludwig und stößt mit dieser Idee auf viel Zuspruch bei seinen Zuhörern. Vor allem die Idee einer vom Land finanzierten Gemeindeschwester kommt bei den Besuchern seines Vortrages sehr gut an. Sie soll in den kleinen, kommunalen Gesundheitszentren tätig werden und kleine Hilfstätigkeiten wie Spritzen setzten oder Wundverbände anlegen übernehmen. Aber auch das Sichern der richtigen Tabletteneinnahme sowie das Arrangieren von Facharztterminen könnte zu ihrem Aufgabenbereich gehören. Eben Tätigkeiten, die viele ältere Menschen nicht mehr selbst machen können. Marktplatz regionaL l

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