Kreis Germersheim Gewalt im Namen der Religion beenden

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Die Osterbotschaft ist nicht leicht verdaulich und theologisch komplex: Der allmächtige Gott offenbart sich in seinem Sohn Jesus. Verraten und verspottet erträgt er unsägliches Leid, stirbt als Mensch am Kreuz und bringt durch sein Opfer das Heil in die Welt. „Es ist etwas Ungeheures, was die Bibel da berichtet“, sagte Schad in seiner Predigt von der Kanzel der Versöhnungskirche. „In Christus erfährt Gott selbst das äußerste Leiden, das Menschen erfahren können. In Christus begegnet uns Gott in Menschengestalt.“ Es ist das einmalige, das vollkommene Opfer, das der zuvor zitierte Hebräerbrief beschreibt. Das Kreuz steht für Leid und Tod Jesu, gleichzeitig für die Überwindung all dessen und für Vergebung der Sünden. „Heute wollen wir diesem Geheimnis vom Tod Jesu nachspüren“, sagte Dekan Claus Müller zu Beginn des Gottesdienstes. Die Geschichte vom Kreuzestod ist 2000 Jahre alt und noch immer modern. Die Geschichte von Jesus, der die Sünden der Menschen auf sich genommen hat, ist zeitlos, allgegenwärtig. „Sie ist anziehend, weil sie mitten in unsere Wirklichkeit hinein spricht“, erläuterte Schad. Jesus stirbt am Kreuz, aber Gott wehrt sich nicht. „Er antwortet nicht mit Gegengewalt.“ Er setzt Hass und Tod die Liebe entgegen. Das ist der Kern der Osterbotschaft. „Das ist der Gott, an den wir glauben“, sagt Schad. Dann wird der Kirchenpräsident grundsätzlich: „Religion und Gewalt schließen sich seit Jesu Tod ein für alle mal aus!“ Der Kreuzestod sei geradezu Protest gegen Gewalt, wie sie so viele Menschen heute erfahren. Jetzt ist er mit seiner Predigt mitten in der Wirklichkeit angelangt, bei den religiös motivierten Anschlägen der vergangenen Tage und Wochen. Berlin, London, Stockholm, St. Petersburg und wohl auch Dortmund – Christian Schad nennt die Orte des islamistischen Terrors nicht. Dennoch sind die Bilder von Tod und Zerstörung in den Köpfen der Zuhörer präsent. Insbesondere wenn „Gläubige während ihrer Religionsausübung Gewalt angetan wird“, könne die Glaubensfreiheit nicht schlimmer in Frage gestellt werden, meint Schad. Er erinnert an die Angriffe auf koptische Kirchen in Ägypten am Palmsonntag, bei denen mehr als 40 Menschen starben. In Folge der Anschläge hatte der Kirchenpräsident zu Beginn der Karwoche die protestantischen Gemeinden der Landeskirche aufgerufen, verfolgte Christen in die Fürbitten miteinzuschließen. Der so genannte „Islamische Staat“ gehe mit „unvorstellbarer Grausamkeit gegen Jesiden, Christen und Angehörige anderer Volksgruppen vor, ohne Rücksicht auf die elementaren Menschenrechte“, beklagte Schad. Die Attentate in Ägypten sieht er zugleich als Angriff auf das friedliche Zusammenleben von Christen und Muslimen. So komplex und abstrakt die Theologie der Osterbotschaft erscheinen mag, so eindeutig und greifbar ist Schads Postulat im Schatten des christlichen Kreuzes: „Es soll ein Ende haben mit dem bösen Gemisch von Religion und Gewalt!“ Wer im Namen einer Religion Hass säe und Gewalt predige, der lästere Gott. Die Karfreitagspredigt – sie verurteilt Terror unter dem Deckmantel der Religion und appelliert an Toleranz und Empathie gegenüber denjenigen, „die Unrecht und Verfolgung erleiden – auch wegen ihres Glaubens – und die bei uns Schutz und Asyl suchen“.

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