Kreis Germersheim Gewerbegebiet auf dem Prüfstand

Das geplante Gewerbegebiet an der K8 grenzt an das Wohngebiet Nord-West hinter dem Lärmschutzwall.
Das geplante Gewerbegebiet an der K8 grenzt an das Wohngebiet Nord-West hinter dem Lärmschutzwall.

Für das seit knapp sechs Jahren geplante Gewerbegebiet Nord-West sehen die Freien Wähler-Aktiven Bürger (FWAB) schwarz. Hingegen nehmen sie eine enorme Nachfrage nach Bauplätzen in Hördt wahr. In der Ratssitzung am morgigen Mittwoch kommt das Gewerbegebiet auf den Prüfstand. Die Zukunft als Wohngemeinde ist ihnen wichtiger, deshalb schlagen sie vor die Fläche als Baugebiet auszuweisen.

Die Verwaltung sollte laut FWAB-Antrag die „Notwendigkeit des geplanten Gewerbegebiets“ prüfen und Gespräche mit Ortsspitze und Kreisverwaltung aufnehmen. Hinsichtlich Gewerbesteuer und Arbeitsplätzen sehen die Freien Wähler angesichts der Bewerber keinen großen Nutzen für die Gemeinde. „Dies gilt insbesondere für ein Logistik- und Paketzentrum der Deutschen Post als einzigem Interessenten für eine etwas größere Fläche“, heißt es in dem Antrag. Nach RHEINPFALZ-Informationen haben außerdem ein Spielzeuglager, ein Steuerberaterbüro und eine Firma für Gussteile-Fertigung Interesse sich in Nord-West anzusiedeln. Die Verwaltung möchte die Firmen aus Datenschutzgründen nicht nennen. Zwar hatten die Freien Wähler vor Jahren für das Gewerbegebiet gestimmt, allerdings bei anderer Ausgangslage. Die Gemeinde wollte „ein Gebiet für Hördter Gewerbetreibende und eine ansässige Spedition schaffen, um den damit verbundenen Verkehr aus dem Dorf herauszuhalten“. Die Ansiedlung scheiterte (wir berichteten), die Spedition ist nach Offenbach abgewandert. Auch Gespräche mit Supermarkt-Betreibern blieben erfolglos. Stattdessen sei die Nachfrage nach Bauplätzen, insbesondere von jungen Hördter Bürgern, gestiegen, meinen die Freien Wähler. Deshalb sollte die Verwaltung prüfen, „inwiefern Hördt für den Eigenbedarf“ anstelle des Gewerbegebiets ein weiteres Wohngebiet „in Angriff nehmen kann“. Die Verwaltung gibt dieser Idee nur dann eine Chance, wenn die Ortsgemeinde bereit ist, auf ein Neubaugebiet südlich des Hausbergs zu verzichten. Ein solches sieht der Regionalplan mit einer möglichen Größe von 3,5 Hektar vor. Laut Regionalplan benötigt die Gemeinde 1,5 Hektar weitere Wohnbaufläche in den nächsten 15 Jahren. Die Freien Wähler wollen allerdings eine Flächenmehrung, keinen Tausch. Das sei – so die Bauabteilung – „sehr wahrscheinlich nicht zu erreichen“. Auf dem 27.500 Quadratmeter großen Areal, auf dem das Gewerbegebiet geplant ist, könnten rund 32 Bauplätze entstehen, hat die Verwaltung berechnet. Eine seriöse Aussage, ob die Einnahmen aus Einkommenssteuer die aus der Gewerbesteuer übersteigen würde – wie es die FWAB-Fraktion vermutet – sei derzeit nicht möglich. Sicher ist allerdings, dass „große Summen und viel zeitlicher Aufwand“ in die jahrelange Planung geflossen sind. „Für die Fortschreibung des Bebauungsplans sowie die Straßenplanung werden bis Abschluss der Leistungen Kosten von circa 30.000 Euro entstehen“, teilt die Verwaltung auf Nachfrage mit. Hördt ist mit Rülzheim die am stärksten wachsende Gemeinde innerhalb der Verbandsgemeinde Rülzheim, hat Verbandsbürgermeister Matthais Schardt kürzlich in anderem Kontext erwähnt. 2015 hat das Dorf die 2500-Einwohner-Marke überschritten. Dass viele Bürger gerne in Hördt bauen wollen, scheinen die Bewerberzahlen für Grundstücke zu belegen: Derzeit wird ein Abschnitt des Wohngebiets Nord-West erschlossen, das an das geplante Gewerbegebiet grenzt. Hier entstehen ebenfalls 32 Bauplätze, sieben davon gehören der Gemeinde. 109 Interessenten an Bauplätzen im Ort haben sich in den letzten fünf Jahren gemeldet. Ob alle noch einen Platz wollen, sei nicht sicher. Jedenfalls könne die Nachfrage von vorrangig behandelten Bewerbern – also Hördtern, die noch kein Wohneigentum besitzen – gedeckt werden. Aus Sicht der Verwaltung ist es für Hördt wichtig, „als Gewerbestandort attraktiv zu sein“. Sie schlägt deshalb vor, den Antrag der FWAB-Fraktion abzuweisen und am Gewerbegebiet festzuhalten. Termin Sitzung Gemeinderat morgen, 19.30 Uhr, Rathaus. Weitere Themen unter anderem: Sachstand Forsthaus Hördt; Entwicklung Friedhofsflächen (Urnenfeld, Rasenbestattung); Mehrzweckhalle: Lüftungsanlage und maximale Personenzahl.

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