Kreis Germersheim Grauer Beton wird bunt

91-89367814.jpg

Das Experiment ist gelungen: seit die Betonwände im Bereich der Stadtbahnhaltestelle Maximiliansau Eisenbahnstraße professionell von Graffiti-Sprayern gestaltet wurden, sind dort keine Schmierereien mehr aufgetaucht.

In tristem Beton-Grau begrüßten die Mauern an und in der Unterführung früher die Nutzer des Bahnverkehrs, jedoch auch Fußgänger und Radfahrer, die den Weg über die Rheinbrücke nutzen. Kritzeleien und Schmierereien boten zwar immer wieder Abwechslung, jedoch keinen erfreulichen. Neben pubertären Grußbotschaften, Beleidigungen und gegenseitigen Anfeindungen von rivalisierenden Anhängern regionaler Fußballvereine gab es dort wenig Kreatives zu sehen. Das ist seit Mai diesen Jahres anders. Unter der Anleitung des Wörther Künstlers Andreas Hella haben junge Graffiti-Künstler aus der grauen Fläche eine bunte gemacht. Gemeinsam haben Alex Weber und Jonas Mygiakis aus Maximiliansau und Thomas Kempf aus Wörth zusammen mit Isabella Kunst vom Gymnasium Wörth und den CJD-Schülern Jessica Schwidlinski und Ram Kerelaj im Rahmen eines Projektes des Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands an 18 Abenden ihre Kenntnisse im Bereich Graffiti verfeinert. Von Hella gab es zum Beispiel Hilfe beim Thema Proportionen und Schattengestaltung. Finanziert wurde das Projekt durch die „Aktion Mensch“. Nach der Graffiti-Aktion konnten Interessierte vor Ort über die besten Motive abstimmen. Gewonnen hat Alex Weber. Der 33-Jährige hatte auch die Idee zum Motto „Aus Grau wird Bunt, aus Grad wird Rund“, das er in seinem Werk einen bärtigen Zauberer sagen lässt. Die Idee für das Gesamtkonzept kam ebenfalls von Weber. Als er seinem Sohn beim Spielen des Computerspiels „Mindcraft“ zusah, kam ihm die Idee. Hinter dem Zauberer zu sehen: eine Armee in einer Stadt, über der ein Vollmond steht. Seinem Sohn hat er das Bild von Baumeister Bob gewidmet, den Nutzer der Unterführung sehen können, wenn Sie von der Rheindammstraße den Bahndamm hinauf laufen. Mit etwa 11 Jahren begann er sich für Graffitis zu interessieren, erinnert sich Alex. Dem Anschauen und Abmalen folgte im Alter von 16 Jahren der nächste Schritt: Er begann selbst zu sprühen. Vor allem in Karlsruhe war er an sogenannten „Free Walls“ unterwegs, an denen das Sprühen erlaubt ist. Im Stadtgebiet von Wörth könnte sich der Kunst- und Musikinteressierte zum Beispiel den Skaterpark als Projekt vorstellen. Neben der Graffitikunst malt Weber auch auf Leinwand oder in sogenannte Blackbooks. Hella ist sich recht sicher, dass die vorhandenen Werke von anderen Sprayern nicht angerührt werden. Das sieht der Ehrenkodex vor. Auf den Werken haben die Sprayer auch ihren Künstlernamen eingearbeitet. Alex nennt sich C.RES. Mit Hella hat er schon öfters zusammengearbeitet. Nicht so ganz einfach war die Klärung der Eigentumsverhältnisse der Mauern und den damit zusammenhängenden Zuständigkeiten, verriet Ortsvorsteher Jochen Schaaf, dem das Gesamtwerk gut gefällt. Nicht optimal ist noch die Beleuchtung an der Unterführung, findet auch Hella. Für Schaaf ist durchaus denkbar, dass weitere Mauern im Ort farbenfroh gestaltet werden könnten. Auf dem sogenannten Sauer-Gelände wurde bereits eine Halle von den Graffiti-Künstlern gestaltet. Denkbar wäre auch der Bereich der Stadtbahnhaltestelle West. |mb

x