Bellheim Halloween: Von der Nachbarschaftsidee zur Gruselstraße
Angefangen hat alles mit einem Youtube-Video. „Es ging um digitale Dekoration. Es brauchte nur einen Beamer, mit dem man durch ein Fliegengitter projiziert“, erklärt Marvin Haselbach. „Das Ergebnis sieht aus wie ein Hologramm. Damit haben wir Skelette tanzen lassen oder Hexen und Geister ihr Unwesen treiben lassen.“ Das war 2019, Haselbach war gerade mit Frau und Tochter in die Kurt-Adam-Straße eingezogen. Das ist eine Straße im Bellheimer Neubaugebiet, mit vielen jungen Familien. Die Nachbarskinder waren hellauf begeistert von der gruseligen Projektion – es war mal etwas anderes als die Kürbisse, die vor jedem Haus zu finden sind. Seitdem wurde es Jahr für Jahr gruseliger bei den Haselbachs. Und für die Familie, die zuvor mit Halloween eigentlich nichts am Hut hatte, war eine neue Leidenschaft geboren.
„Nach der Coronapause sind wir 2022 bereits im Sommer von den Kindern angesprochen worden, ob wir wieder etwas machen. Das hat unseren Ehrgeiz geweckt“, erinnert sich Haselbach. Strohballen im Hof und eine Hexe, die an einem Drahtseil durch die Luft fliegt, das waren die ersten neuen Kniffe. Seitdem sprudelt die Familie nur so vor Ideen. Haselbach lernt gerne Neues und fuchst sich in Dinge hinein. So hat er zum Beispiel für die Gruselhologramme ein Brett mit Knöpfen gebastelt, mit dem die Kinder selbst aussuchen können, welches Bild als nächstes projiziert wird. Kein Problem für Haselbach, dass er dafür erst mal ein bisschen programmieren lernen musste. 2022 entwickelte sich das Gruselhaus auch endgültig von einer kleinen Aktion für die Nachbarkinder zu einem größeren Event. Viele von den Eltern, die da waren, riefen Freunde und Verwandte aus der Umgebung an, sodass schließlich Hunderte Gäste vor Ort waren.
Das war viel mehr, als von den Haselbachs erwartet, und sorgte hier und da für brenzlige Momente. „Die Kinder liefen schreiend auf der Straße, während gleichzeitig die Eltern mit dem Auto nach einem Parkplatz gesucht haben. Das war nicht ungefährlich, darum haben wir uns zum nächsten Jahr mit dem Ordnungsamt zusammengesetzt.“ Dort schlug man vor, gleich die ganze Straße abzusperren. So wurde das Gruselhaus zur Gruselstraße. „Wenn wir schon so viel Platz haben, wollen wir den auch nutzen“, so Haselbach. Die Nachbarn waren gleich an Bord und stellten Teile ihrer Grundstücke zur Verfügung. Mit Bauzäunen wurde die Straße zu einem kleinen Labyrinth gemacht. Haselbachs Stimme beginnt zu stocken, als er erklärt, warum das Hobby der Familie inzwischen mehr bedeutet als je zuvor. Nach der Halloweenfeier 2022 wurde bei seinem Vater Frank eine schlimme Krebserkrankung festgestellt.
„Es war bald klar, dass uns nicht mehr viel Zeit bleiben wird. Wir haben uns darum entschlossen, in den letzten Monaten noch möglichst viel zusammen zu machen. Die Vorbereitungen für das Gruselhaus, das gemeinsame Herumprobieren und Basteln, das war unser Anlass, Zeit mit ihm zu verbringen.“ Mehrmals im Monat trafen sich Familie und Freunde, um stundenlang an ihren Ideen herumzutüfteln. Das Ergebnis sind zahlreiche Dekoelemente, die völlig in Handarbeit entstanden sind. Zum Beispiel die Grabsteine, neben denen zwei Skelette in Gangsterkluft auf einer Wippe sitzen – natürlich wippen die beiden auf Knopfdruck. Sogar die große Hexe, die in ihrem Kessel garstig kichernd einen Trank anrührt und aussieht wie aus dem Fachhandel. Ein Gerüst aus PVC-Röhren, eine Maske, ein schwarzes Tuch als Mantel und ein kleiner Motor für die Rührbewegung, erklärt Haselbach. Zur Steuerung aller Elemente benutzt er eine Software, die normalerweise für Escape Rooms zum Einsatz kommt. „Mein Hauptthema ist das Technische. Meine Frau Yvonne hat sozusagen die künstlerische Leitung. Sie ist der Grund, warum alles so gut aussieht.“ Aber letztlich ist es ein Gruppenprojekt: Haselbachs Mutter, Tochter, Bruder und noch viele mehr haben ihren Fleiß, Elan und ihre Kreativität beigesteuert.
Schon lange, bevor die Straße abgesperrt wird und die ganz großen Aufbauarbeiten losgehen können, sitzt im Vorgarten des Hauses ein Skelett im Piratenkostüm. Vor ihm liegt ein Knopf mit der Aufschrift „Drück mich, wenn du dich traust!“ Wer es wagt, bekommt eine Begrüßung des Skeletts, das die Passanten dazu einlädt, an Halloween vorbeizukommen. Es ist die Stimme von Haselbachs Vater Frank, der im Gruselhaus als Pirat Jack weiterlebt.
Info
Das Gruselhaus in der Kurt-Adam-Straße 47 ist am 31. Oktober ab 18 Uhr und am 1. November ab 15 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Es besteht die Möglichkeit für eine Spende, die für neue Dekorationen verwendet wird. Weitere Tipüpüs zu halloween gibt es hier.